Bob und Skeleton: Tradition verbindet
TV Skyline produzierte in dieser Wintersportsaison den Bob- und Skeleton-Weltcup sowie die WM und die EM für diese Sportarten.
Besonderheiten der Strecken
Die Eisbahnen der Austragungsorte sind alle unterschiedlich gebaut. In St. Moritz gibt es sogar eine Natureisbahn, die komplett aus Eis besteht und natürlich in jedem Jahr abhängig von den Wetterverhältnissen ganz anders beschaffen ist.
Üblicherweise sind die Bahnen zwischen 1,2 und 1,7 km lang, abhängig von der Länge und der Streckenführung gibt es zwischen 14 und 20 Kurven, und das bei einem Gefälle von rund acht bis elf Prozent.
Installation der Kameras
»Bei Bob- und Skeleton-Wettbewerben erfassen wir die komplette Strecke im Bild, dafür setzen wir üblicherweise zwischen 30 und 40 Kameras ein«, erläutert Claudia Köhler.
Bei der Installation dieser Kameras muss das Fernsehtechnikteam vieles berücksichtigen.
Das geht los beim Wetter, denn natürlich scheint bei weitem nicht immer die Sonne, Bob-Wettbewerbe können auch bei Regen oder Schnee stattfinden.
»Das bedeutet, dass wir die Kameras so verpacken müssen, dass ihnen schlechte Witterung nichts anhaben kann.«
Eine weitere Herausforderung: Wenn ein Bob die Strecke entlangfährt, gibt es starke Erschütterungen und Vibrationen, die man natürlich ausgleichen muss. Um die Kameras im Eiskanal zu befestigen, benötigt man daher die unterschiedlichsten Halterungen, Magic Arms und Traversen. »Teilweise haben wir die Halterungen sogar im 3D-Drucker selbst hergestellt«, erzählt Robert Kis, »weil es so diffizil war, die Kameras im Eiskanal rüttelfest zu befestigen.«
Wettkämpfe damals und heute
In den Anfängen des Bobsports gab es noch Fünfer-Bobs, aber nachdem es immer wieder schwere Unfälle gab, wurden sie verboten und durch Zweier- und Viererbobs ersetzt.
In den 50er Jahren gab es eine folgenschwere Regeländerung: Das zulässige Gesamtgewicht der Mannschaft wurde gesenkt. Der Startvorgang wurde dadurch viel wichtiger, als zuvor, und letztlich veränderten sich damit auch die Anforderungen an die Athleten. Der Spielfilm »Schwere Jungs« zeigt noch die Zeit vor dieser Regeländerung…
Die Athleten müssen seither schnell, aber auch kraftvoll sein. Das ist sicher ein Grund dafür, dass es immer wieder Athleten aus anderen Sportarten gibt, etwa Sprinter oder Zehnkämpfer, die zum Bobsport wechseln und dort parallel antreten — oder so etwas wie ihren zweiten Frühling erleben.
Skeleton hat sich im Vergleich zum Bobsport über die Zeit kaum verändert, wenngleich die Schlitten heutzutage natürlich aus ganz anderen Materialien hergestellt werden. Doch damals wie heute gilt: Wer am Ende heil ankommen will, muss die Fahrtechnik absolut beherrschen, um sicher durch den Eiskanal zu kommen.
Kameras und Schnittfolge
Bei den Bob- und Skeleton-Wettbewerben gibt es jeweils eine lineare Schnittfolge. »Zu Beginn zeigen wir die Athleten vor dem Start, wie sie sich auf ihren Lauf vorbereiten und dann langsam zum Bob bewegen«, erläutert Claudia Köhler.
Hierfür nutzt das Produktionsteam eine Handkamera, die den Athleten und Athletinnen auf Schritt und Tritt folgt. Eine Krankamera fängt zudem die Stimmung der Zuschauer am Start ein.
»Schon anhand des Starts können die Experten ablesen, wie gut ein Team startet und ob es eventuelle Fehler gibt, die wertvolle Zeit kosten« erklärt Robert Kis.
Das Erkennen solcher Fehler spielt bei der Gestaltung der Übertragung des Wettbewerbs eine wichtige Rolle, damit lässt sich eine Geschichte erzählen und Spannung aufbauen.
»Aus diesem Grund erfassen wir die komplette Strecke mit Kameras. An den exponierten Stellen stehen Kameraleute mit Grass-Valley-Handkameras, die mitschwenken oder besser gesagt mitreißen – denn der Bob kommt mit enormer Geschwindigkeit angeschossen und rast dann an den Kameraleuten vorbei«, erklärt Claudia Köhler. Das im Bild einzufangen und dabei auch noch die Schärfe zu halten, ist ein extrem anspruchsvoller Job, denn alles spielt sich innerhalb weniger Sekunden eines Laufs ab.
An vielen Stellen der Strecke sind Chipkameras wie die HD1200 von LMP/TV Skyline oder die Atom One von Dreamchip installiert. Diese extrem kompakten Minikameras zeigen die Bobs aus vielen ungewöhnlichen Perspektiven direkt in der Bahn. Das wirkt teilweise, als rase der Bob direkt auf die Kameras zu.
»Unsere eigenentwickelten, fernsteuerbaren Qubecams und Gentle-Mote-Remotekameras nutzen wir natürlich ebenfalls. Sie werden dann jeweils vom Remote-Operator aus dem Ü-Wagen gesteuert« erklärt Robert Kis.
An neuralgischen Punkten der Strecke sind auch Highspeed-Kameras von Grass Valley sowie eine NAC-Himotion-Kameras positioniert. Sie sorgen für Zeitlupen von jenen Stellen der Bahn, die als besonders anspruchsvoll gelten.
»Die Kameras in einem Eiskanal so einzustellen, dass alle Bilder gleich aussehen, ist nicht ganz einfach, denn die Lichtverhältnisse ändern sich stetig«, erklärt Claudia Köhler. Diese Aussteuerung der Bilder aus dem Eiskanal ist sehr anspruchsvoll und erfordert ein hohes Maß an Konzentration.
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