Broadcast, Top-Story, Wireless: 30.03.2023

Actionbilder mit Drahtlostechnik

André Theis ist Spezialist für die drahtlose Bildübertragung und ermöglicht packende Live-Action-Bilder – unter anderem mit Race-Drohnen.


Wo im TV-Bereich mitreißende Bilder mit viel Action produziert werden, ist André Theis meist nicht weit: Er sorgt für die drahtlose Bildübertragung, wenn zum Beispiel eine Race-Drohne die Skifahrer beim Abfahrtsrennen live auf der Streif in Kitzbühel verfolgt, wenn Autos bei den GT-Masters über die Rennstrecke rasen oder Mountainbiker sich mit Höchstgeschwindigkeit einen Hang hinunterstürzen.

Drahtlos-Spezialist André Theis.

Als HF-Techniker ist Theis dafür verantwortlich, die passende Technik zusammenzustellen, am Veranstaltungsort aufzubauen und bei Bedarf auch passende Konzepte zu entwickeln, um Bilder drahtlos zu übertragen. Drohnen sind dabei nur eines der Themen, die André Theis beackert: Er baut live-fähige Kameradrahtlostechnik mit robuster, zuverlässiger Übertragungsleistung letztlich auch in und an Fahrzeugen aller Art ein.

Bei der Produktion großer Sport-Events wird immer mehr Drahtlostechnik eingesetzt.
Wachsender Markt: Drahtlostechnik

Der Einsatz drahtloser Kameras hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, berichtet André Theis: »Als ich anfing, galt eine Drahtloskamera als ‚nice to have‘, aber mittlerweile sind Drahtloskameras im unmittelbaren Umfeld der Action bei vielen Produktionen zu einem wichtigen Produktions-Tool geworden.«

André Theis hat sich schon frühzeitig fürs Thema Drahtlostechnik interessiert.

Technische Weiterentwicklungen und neue Produkte in der Übertragungs-, wie in der Drohnentechnik haben diese Entwicklung definitiv begünstigt. Man könnte sagen: Überall dort, wo es heutzutage darum geht, action-geladene Bilder zu liefern, ist mittlerweile meist Drahtlostechnik involviert.

Blick vom »Arbeitsplatz« auf die Abfahrtsstrecke.

Für dieses Thema hat sich André Theis schon sehr frühzeitig interessiert. Er blickt zurück: »Ich war nach meiner Ausbildung zum Mediengestalter und nach meinem Studium der Medientechnik für einige Jahre bei Riedel Communications tätig, wo ich als Team-Captain das Red Bull Air Race betreute. Dafür haben wir Flugzeuge und Helikopter mit Drahtlostechnik ausgerüstet, und bei diesen Jobs entwickelte ich ein starkes Interesse für die Drahtlos-Videotechnik und baute auch immer mal wieder Interfaces oder Sonderlösungen, um bestimmte Probleme zu lösen.«

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2011 machte er sich dann schließlich selbstständig und arbeitete zunächst häufig als Bildingenieur, etwa für Sender wie den ORF, WDR oder SWR, aber auch für viele Ü-Wagen-Dienstleister. Aus dieser Tätigkeit heraus bewegte er sich dann immer mehr in Richtung Drahtlosvideo, »denn in der Live-Produktion gab und gibt es dafür einen großen Bedarf, und Spezialisten waren in den Anfängen noch sehr dünn gesät«, so Theis.

Actionbilder gefragt

Einer der Innovationstreiber action-geladener Live-Produktion war und ist immer wieder Red Bull Media. Ob sich nun Flugzeuge beim Red Bull Air Race spannende Duelle liefern, Klippenspringer beim Red Bull Cliff Diving viele Meter in die Tiefe stürzen, Motocross- oder Mountainbike-Fahrer über Hindernisse schanzen: Immer geht es darum, den Actionsport so zu produzieren und ins Bild zu setzen, dass man zu Hause am TV-Schirm oder auf dem Smartphone das Adrenalin der Athleten und Athletinnen spüren kann.


Drohnenbilder 2023.

Hierfür bietet sich die drahtlose Videotechnik als Vehikel in der Produktion an, weil diese Technik spektakuläre Bilder ermöglicht: Mit Kameras, die an Helmen, im Innenraum von Rennwagen, an Motorrädern oder Rennbooten installiert werden, sind die Zuschauer ganz nah dran am Geschehen.

Der Drohnenlandeplatz.

Die große Herausforderung besteht allerdings darin, die Videosignale von dort, wo die Bilder entstehen, auch stabil, zuverlässig und drahtlos in einen Ü-Wagen zu übertragen.

Hier ist meistens mehr gefordert, als Consumer-Drohnen und einfache Wireless-Lösungen bieten können — und genau hier setzt André Theis an: Er kann superleichte, extrem schnelle Drohnen aufbauen und konfigurieren, die dennoch stabile Bildübertragung erreichen.

Live-Drohnen, deren Bilder immer häufiger im Sport zu sehen sind, erfordern meist auch spezielle Lösungen.

»Mit den Drohnen in der Live-Produktion erreichen wir ein völlig neues Level in der visuellen Umsetzung von Actionsport«, findet André Theis. »Viele Regisseure, die ja letztlich alle immer auf der Suche nach neuen visuellen Instrumenten sind, begeistern sich für die dynamischen Bilder, die man mit Hilfe dieser Technik produzieren kann.«

Blick auf die Rennstrecke in Courchevel-Méribel.
Spezielle Broadcast-Anforderungen

Fertige Drohnen, wie sie etwa DJI baut, liefern für sich betrachtet zwar recht gute Ergebnisse, erklärt André Theis, sie eignen sich aber aus seiner Sicht nicht oder nur sehr bedingt, für den Einsatz bei Live-Broadcast-Produktionen.

Prototyp einer FPV HighSpeed-Kamera-Drohne für den Livebetrieb.

»Die Gründe dafür sind vielschichtig«, sagt Theis, »es geht dabei um die Robustheit der Übertragung, aber auch um Latenz-, Kompressions- und Encoding-Fragen. Deshalb entwickeln wir unsere eigenen Lösungen und nutzen dabei Komponenten und Videofunkstrecken, von denen wir wissen, dass sie absolut broadcast-tauglich sind«, so Theis, »und das heißt konkret, dass sie stabil und zuverlässig sind und dass wir bestimmte Dinge individuell einstellen und definieren können. Wichtig ist natürlich auch, dass diese Komponenten auch dann funktionieren, wenn die Bedingungen nicht optimal sind – denn das ist bei Consumer-Technik eben auch nicht immer der Fall.«

ORF-Regisseur Michael Kögler (links) mit seinem »Baby«, der Race-Drohne, André Theis und Drohnenpilot Daniel Ausweger.

»Wir können das umsetzen, können etwa ausreichend schnelle und leichte Drohnen bauen, die wir mit superleichten und stromsparenden Sendekomponenten bestücken.« Wenn André Theis von »Wir« spricht, meint er damit sich und das Team von Freelancern, mit dem er bei den Drohnenjobs zusammenarbeitet.

Die Race-Drohne ist sehr gefragt.

In der Entwicklung und auch bei den praktischen Einsätzen ist Teamwork Pflicht. Am Drehort gehören üblicherweise ein Pilot, der die Drohne im FPV-Modus fliegt, ein Spotter, der stets direkten Sichtkontakt zur Drohne haben und den Piloten über mögliche Gefahren informieren muss – und ein HF-Techniker zum Team. Theis, der meist die letzte Position besetzt, erzählt, dass er zu Beginn oft mit Race-Piloten gearbeitet habe. Denen habe aber oft das richtige Feeling für das Framing und das Bildgestalterische gefehlt. »Man braucht Piloten, die nicht nur die Flugtechnik perfekt beherrschen, sondern auch die Kameratechnik und ein Gefühl für die Bilder mitbringen.«

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