»Sisi 2« – Breitbild-Dreh im Baltikum
Die zweite Sisi-Staffel lief Ende vergangenen Jahres erfolgreich bei RTL+ und RTL, eine dritte Staffel ist schon geplant. DoP Michael Schreitel über die Besonderheiten und Herausforderungen dieser Produktion.
Große Schlachten
Auch große Schlachten spielten in jeder »Sisi«-Staffel eine bedeutende Rolle, und in diesen gab es viele Slow-Motion-Sequenzen. Das macht beide Staffeln auch visuell sehr reizvoll und war auch für den DoP Schreitel eine tolle Sache, »denn leider werden solche Szenen aus Budgetgründen häufig gestrichen«.
»Weil die Mini-LF jedoch nur 60, 70 fps schafft, nutzten wir an mehreren Drehtagen eine Phantom 4K Flex, die aber lediglich Super35 beherrscht. Da war es dann sehr schwierig, nachts zu drehen, denn mit den 200 ISO einer Phantom kommt man nicht allzu weit.« Das komplizierte das Vorgehen, aber es gelang dennoch.
Viele Komparsen
»Ich finde Komparsen eigentlich immer klasse — und in Lettland war die Arbeit mit Komparsen sogar noch besser, weil die Menschen dort extrem filmbegeistert sind – das war wirklich absolut beeindruckend« erzählt Schreitel. Für die Krönungsszenen etwa waren rund 220 Komparsen im Einsatz, die alle ausgestattet und kostümiert werden mussten, »und das hat alles super funktioniert«.
Schreitel findet, dass es ein absolutes Erlebnis war, in Lettland und Litauen zu drehen, auch weil die Region alles tat, um den Dreh zu erleichtern.
»Es ist wirklich beeindruckend, wie filmbegeistert die Menschen dort insgesamt sind und was sie alles tun, um einem Filmteam zu helfen. Die Leute vor Ort hatten immer ein offenes Ohr für uns«, resümiert Michael Schreitel.
Studiodreh
»Aufgrund unserer Studio-Dreherfahrung mit den »Ku’damm-Staffeln« konnten wir ziemlich genau einschätzen, was im Studio gedreht werden konnte und was nicht«, erläutert Michael Schreitel.
In dem 1.200 Quadratmeter großen Studio gab es riesige Sets, darunter sechs große Schlosssäle, in denen viele Tageslicht-Szenen gedreht wurden. Dafür musste alles entsprechend ausgeleuchtet werden, teilweise mit mobilen Traversen. So kam circa 1.000 kW an Scheinwerferleistung zusammen.
Um die diversen Sets herum waren auf beiden Seiten zwei riesige Megaprints aufgestellt, die jeweils 30 m breit und 6 m hoch waren. Sie zeigten auf der einen Seite ein Tag- und auf der anderen ein Nachtbild. Michael Schreitel erläutert: »Man benötigt hinter dem Megaprint ausreichend Platz, um es anleuchten zu können. Ist das nicht hell genug, sieht man dem Endprodukt an, dass im Studio und nicht vor einem echten Fenster gedreht wurde. Deshalb benötigt man allein dafür schon sehr viel Licht und somit auch sehr viel Strom.«
Michael Schreitel spricht von verschiedenen »Aggregatszuständen«, die er im Studio herstellen wollte: Dämmerung, wolkige, sonnige Lichtstimmungen, Nacht. Entsprechend sah das Beleuchtungsarsenal aus: Es gab Scheinwerfer, die für die wolkige Lichtstimmung zuständig waren, andere, die für die Dämmerung eingesetzt wurden, Practicals, die nur für die Nacht eingesetzt wurden, und natürlich große Sonnenlichter (T24er und T12er) für helles Tageslicht.
Kerzenlicht
Strom gibt es erst seit Ende des 19. Jahrhunderts, davor war Kerzenlicht der Standard – auch am Hof von »Sisi«. Das ist bei historischen Stoffen natürlich ganz generell eine Herausforderung für die Lichtgestaltung.
Michael Schreitel erzählt: »Wir haben unheimlich viel mit vorhandenem Licht und Kerzen gedreht. Ich versuchte, sehr natürlich zu leuchten, aber man gelangt natürlich schnell an Grenzen mit Kerzen, einem T2.5-Objektiv und der Arri Mini LF, die nativ nicht mehr als 800 ISO bietet. Da hätte ich es mir mit sphärischen Objektiven schon leichter gemacht«, resümiert Schreitel. Die Lösung: Kerzen, Kerzen und noch mehr Kerzen, teilweise auch außerhalb des Motivs, »denn man kann dieses Licht durchaus in den Augen der Darsteller wahrnehmen.«
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