Voller Erfolg: European Championships 2022

Technische Eckdaten, IBC

Die European Championships wurden in 1080p produziert, distribuiert wurden sie aber in 1080i. »Mit 1080p ist eine spätere Up-Conversion auf UHD besser möglich«, begründet Garske und ergänzt: »Eine Produktion in UHD/HDR hätte das Budget nicht hergegeben, was letztlich auch für den Audiobereich gilt, wo wir auf Stereo setzen. Bei so vielen unterschiedlichen Events wäre eine immersive Audioproduktion zudem wahnsinnig aufwändig und hätte bei vielen Sportarten auch gar nichts gebracht«, sagt Garske.

Die zentrale Produktionstechnik befand sich – wie immer bei solchen Events – im IBC, dem International Broadcast Center. Es war auf der Parkharfe auf dem Olympiaparkgelände untergebracht. Auf dem Gelände, auf dem zu anderen Zeiten Flohmärkte stattfinden oder eben Autos parken, wurden über 350 Container errichtet, die während des Events von 17 Rechtehaltern bevölkert wurden. Insgesamt konnten die Ausrichter der European Championships 45 EBU-Rechtehalter gewinnen, aber nicht alle waren vor Ort.

Zu jenen, die in München waren, zählten allen voran ARD und ZDF, aber auch SRF, BBC, France TV, Rai und auch etliche skandinavische Sender, darunter SVT aus Schweden sowie Yle Finnland. »Wir haben die Rechtehalter während der Planung immer wieder ins Boot geholt und miteinbezogen, und das hat sich aus unserer Sicht sehr gut bewährt«, so Happe.

Eine wichtige technische Voraussetzung für die Ausrichtung der European Championships war die Installation eines neuen Glasfaser-Netzwerks im Olympiapark. »Olympiastadion, Olympiahalle und Olympiapark sind nun voll mit Glasfaser vernetzt, an diversen Sub-Hubs im Olympiapark sind dauerhaft 400 Glasfasern zugänglich«, erläutert Norbert Garske, der als leitender Ingenieur die Fäden zusammenführte.

Für die Championships wurde die neue Installation temporär sogar auf rund 1.100 Glasfasern aufgebohrt. »Das ermöglichte die Remote-Anbindung des gesamten Parks mit Olympiastadion und Olympiahalle an neun Regien im IBC«, erklärt Garske.

Die technische Ausschreibung sah von Anfang vor, im IBC mit einer Container-Lösung statt mit Ü-Wagen zu arbeiten. »Unser Technik-Dienstleister EMG hat sich bei der Ausschreibung mit seinem flexiblen Diploy IP-Container-Setup durchgesetzt, im IBC stand also gar kein Host-Ü-Wagen mehr«, erläutert Garske. Auf den sechs externen Venues wurde hingegen noch mit Ü-Wagen aus der EMG-Gruppe produziert.

Insgesamt gab es rund 30 Hostbroadcast-Regien, hinzu kamen auch noch 12 Event-Regien an den Venues. Weiter waren 400 Kameras und über 100 EVS-Serversysteme im Einsatz.

Garske erläutert weiter: »Der zentrale Überbau dieser ganzen Installation war das Riedel-Mediornet-basierte DIVA-Netzwerk (Data, Intercom, Video, Audio). Das nutzten wir für die Kontribution und Distribution der unilateralen Signale im Park, und gleichzeitig waren darüber auch die externen Venues angebunden. Eine weitere wichtige Systemkomponente waren zudem Commentary-Systeme von Lawo.« Mit insgesamt 65 LCU Sprechstellen wurde die Infrastruktur für den Kommentatorenton komplett von Lawo bereitgestellt.

Die Kommentatoren im Olympiastadion konnten übrigens dank eines Low Latency CATV von Riedel auch andere Sportarten kommentieren, was insbesondere beim Marathon genutzt wurde.

Auch der Einsatz von Long Range RAF sei erwähnenswert, findet Garske. Für verschiedene Sportarten wurde bei der drahtlosen Signalübertragung mit Flächenflugzeug, Helikoptern und Motorrädern gearbeitet, so etwa bei den Straßenradrennen, beim Marathon, aber auch beim Triathlon. Mehr dazu im Abschnitt EMG.

Für Broadcaster, die remote berichteten und nicht vor Ort sein konnten, hatte man im IBC ein Remote-Interview-Set installiert.

Es bestand aus drei Marshall-PTZ-Kameras, die per V-Man-System von Ambience TV fernsteuerbar waren.

Der Interviewer muss dabei für das Interview nicht vor Ort sein, sondern kann sich per Software remote einwählen und mit einer Low-Latency-Verbindung das Gespräch führen. Das Ganze wurde dann mit einem High-Quality-Stream im Schaltraum abgeliefert.

Eine der größten Herausforderung der gesamten Produktion bestand laut Garske aus technischer Sicht darin, in der extrem kurzen Aufbauzeit für das Event die Schnittstellen der diversen Systeme von Riedel, Lawo, EVS, EMG zusammenzubringen. Aber all das sei schlussendlich gut gelungen.

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