Multifunktionales Nachrichtenstudio für RTL
Ab September senden »RTL Aktuell«, »RTL Nachtjournal« sowie »Punkt 6/7/8« und »Punkt 12« aus einem neuen 360-Grad-Studio – und verabschieden sich damit vom virtuellen Studio.
Paul Hering, Leiter Studio- und Außenproduktion, im Interview
Welche technische Innovation verbirgt sich hinter dem modularen Aufbau des neuen Studios?
Paul Hering: Durch komplexe Kombinationsmöglichkeiten der vier frei verfahrbaren, hängenden LED-Wände an der Decke, der drei frei verfahrbaren LED-Wände am Boden, der zwei frei beweglichen News-Tisch-Varianten und des frei verfahrbaren Sofa-Podests ist eine innovative Raumtransformation möglich. Mit einer nur kurzen Umbauzeit können so innerhalb eines einzigen Studios täglich mehrere Sendungen mit ganz unterschiedlichen Anforderungen und Optiken produziert werden. Auch die sehr hochauflösende LED-Technik macht das Studio zukunftsfähig.«
Wie lange hat der Umbau gedauert?
Paul Hering: Der eigentliche Einbau von Deko, LED- und Bühnentechnik dauerte nur wenige Monate. Eine große Herausforderung war aber die zeitliche Koordination der Einbauphasen, da nicht alle Gewerke gleichzeitig arbeiten konnten. Außerdem durften bereits eingebaute LED-Wände oder fertiggestellte Deko durch Arbeiten in der Decke nicht gefährdet werden.
Zusätzlich zum technischen Umbau war viel Zeit für die Planung, Vorbereitung und Inbetriebnahme der technischen Infrastruktur notwendig. Den Löwenanteil der Projektzeit benötigen aber Proben und Schulungen, denn diese Festinstallation muss täglich verlässlich laufen. Durch aufwändige, genaue Simulationen von Kameraeinstellungen und LED-Bespielung aller Sendungen während der Planungsphase konnte die Zeit zwischen Einbau und konkreter Proben deutlich verkürzt werden.
Inwiefern greifen Inhalt, Design und Technik beim neuen Studio ineinander?
Paul Hering: Die Besonderheit im Design ist eine Kombination aus HiRes-LED für Motive und unterstützende LowRes-LED an den Wänden. Das sorgt für ein Studio, in dem es keine einzige Sichtachse ohne LED-Wände gibt.
Damit können wir das Studio – wenn inhaltlich passend – komplett thematisch belegen und uns frei bewegen. Redaktion, Moderation und Regie können so von einem einzelnen Foto oder einer Grafik bis hin zu einem atmosphärisch voll ausgestalteten Studio Geschichten unterstützen oder komplexe Zusammenhänge erklären. Ein entscheidender Vorteil gegenüber dem virtuellen Set ist, dass wir auch deutlich freier bei Bewegungen und Kameraeinstellungen im Studio sind, ohne die Möglichkeit zu verlieren, auf Knopfdruck einen thematischen Bildwechsel im gesamten Studio ausführen zu können. Um diese Freiheit in der Erzählweise zu unterstützen, nutzen wir auch deutlich weniger Kamera-Robotics als noch im Greenscreen-Studio.
Die neue Studio-Architektur erfordert kleinere und größere Umbaumaßnahmen. Inwiefern ist die Umstellung auf ein multifunktionales Set auch eine Herausforderung für die Studio-Crew?
Paul Hering: Die Herausforderung in der neuen Architektur sind die größeren Umbauten zwischen bestimmten Sendungen. Hier müssen koordiniert, sicher und trotzdem schnell größere und kleinere Deko-Teile auf- und abgebaut werden. Neu ist auch der Umgang mit motorisierter Bühnentechnik, die die Studio-Crew zwar im schnellen Umbau unterstützt, aber auch einen geschulten, sicheren Umgang erfordert, um Mensch und Technik nicht zu gefährden.
Statements der Projektsteuerung und der gestalterischen Leitung
Josef Jumpers, Projektleiter Set- und Design Relaunch RTL News, sagt: »Bei diesem Relaunch ging es darum, die Flexibilität der virtuellen Studios in ein reales Setting zu übertragen. Virtual Reality ermöglicht es, auf Knopfdruck ein neues Studio in die Greenbox zu laden. Aber das ist nicht real. Authentizität ist unsere wichtigste Leitlinie. Deshalb wollten wir für alle Formate ein multifunktionales reales Set entwickeln. Die Herausforderung: Vier Sendungen inklusive Wetter in einem Raum unterzubringen, dabei aber die visuelle Eigenständigkeit der Formate ohne aufwändige Umbauten zu erhalten.«
Donata Dröge, Projektleiterin Set- und Design-Relaunch RTL News, ergänzt: »Es hat viel Freude gemacht, dieses spannende Projekt und die Zusammenarbeit mit unseren externen Partnern zu steuern. Unser Projektteam umfasste mehr als 50 Personen aus unterschiedlichen Bereichen von RTL Deutschland: Regie, Studioproduktion, Design, Grafik, Marketing, Redaktion, Produktionsmanagement und Controlling.
Mit dem neuen Realstudio haben wir auch neue Arbeitsweisen und Rollen eingeführt. So bilden Set-CvDs die Schnittstelle zwischen Redaktion, Grafik und Regie und stellen sicher, dass die LED-Wände optimal mit Bildinhalten bespielt werden.
Hierbei setzen wir möglichst viele eigene, exklusive Fotos ein – ähnlich wie in Print-Magazinen wie Gala, Geo oder Stern. Durch die Zusammenarbeit mit G+J hat sich unser Fundus hier deutlich vergrößert. Wenn sich auf einem TV-Dreh eine Gelegenheit für ein gutes Motiv bietet, schicken die Reporter:innen ein Foto, damit es im Set eingesetzt werden kann. So können die Moderator:innen unmittelbar darauf Bezug nehmen.«
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