BBC: Grüne Dreharbeiten und nachhaltige Produktion?
Isla Macleod von BBC Global News gibt Auskunft über grüne Dreharbeiten und nachhaltige Produktion bei der britischen Senderfamilie.
Wie grün kann man News und Werbung produzieren? BBC Global News hat Anforderungen und spezifische Ziele für Green Shooting definiert und in diesem Zusammenhang unter anderem auch die Plattform »BBC Future Planet« geschaffen.
Isla Macleod von BBC Global News hat die Fragen film-tv-video.de zu diesem Themenkomplex für ihre Division innerhalb der britischen Sendergruppe beantwortet, die als kommerzieller Zweig der BBC organisiert und für verschiedene Aspekte der News-Produktion zuständig ist.
Isla Macleod ist als Vice President Commercial Partnerships Europe, Africa and Central Asia von BBC Global News letztlich verantwortlich für das Wachstum der kommerziellen Aktivitäten von BBC Global News in diesen Regionen. Ihre Aufgabe ist es somit, die strategische Vision und die Umsetzung für ihre Regionen zu definieren und gleichzeitig ein Team zu leiten, das sich über einen großen geografischen Bereich erstreckt.
Welche Anforderungen hat BBC Global News für Green Shooting definiert?
Isla Macleod: Als großes globales Unternehmen haben wir die Verantwortung, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Wir wissen, dass unsere Mitarbeiter, Kunden, Branchenpartner, Interessengruppen und Zuschauer von uns erwarten, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen — auf und hinter dem Bildschirm.
Um dies zu erreichen, setzen wir Instrumente wie den »Albert Carbon Calculator« ein, der von der Bafta und der BBC entwickelt wurde, um alle Aspekte der Produktion — von der Entwicklung bis zur Postproduktion — zu messen, zu verfolgen und zu reduzieren und alles, was nicht reduziert werden kann, zu kompensieren.
Was sind die spezifischen Ziele von BBC Global News, wenn es um Green Shooting geht?
Isla Macleod: Die BBC setzt schon seit vielen Jahren im Rahmen ihrer »Greener Broadcasting Strategy« nachhaltige Praktiken ein. Jetzt haben wir unsere Pläne beschleunigt, da wir bis 2030 einen Weg zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen einschlagen wollen.
Bei BBC StoryWorks, dem Studio für kommerzielle Inhalte von BBC Global News, haben wir uns zum Ziel gesetzt, unsere Umweltauswirkungen deutlich zu reduzieren. Wir arbeiten mit breiter angelegten Brancheninitiativen zusammen, wobei Messungen und Nachverfolgung von entscheidender Bedeutung sind, um zu verstehen, wie wir vorankommen, was sich ändern muss und wie wir verbleibende Umweltauswirkungen ausgleichen können.
Dazu gehört die Zusammenarbeit mit Kollegen aus der gesamten Produktionsbranche, was uns die Möglichkeit gibt, nachhaltige Praktiken über die BBC hinaus zu normalisieren. Als führender Anbieter von Umweltinhalten versuchen wir auch, das Publikum durch unser kreatives Storytelling und unser Produktions-Know-how anzusprechen, um Marken mit Nachhaltigkeitsbezug zu helfen, ein umweltbewusstes Publikum anzusprechen.
Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
Isla Macleod: Schulung und Sensibilisierung sind immer die erste Hürde. Tools wie »Albert« und »AdGreen« sind verfügbar und für jeden in der Branche leicht zugänglich.
Eine weitere Herausforderung ist das internationale Reisen. Wir versuchen, bei unseren Produktionen den Planeten zu schonen — wir bevorzugen gemeinsame Dreharbeiten, setzen lokale Crews ein und drehen selbst, um Reisen zu vermeiden.
Bei unserer jüngsten »Albert-zertifizierten« Produktion für Hyundai, bei der vor der Küste einer griechischen Insel gedreht wurde, haben wir die internationalen Reisen auf ein Minimum reduziert, und unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit insgesamt haben dazu geführt, dass wir unsere Kohlendioxidemissionen gegenüber den Prognosen um die Hälfte senken konnten. Außerdem haben wir uns als Unternehmen verpflichtet, die Anzahl unserer Geschäftsreisen deutlich zu reduzieren.
Welche Bereiche bei BBC Global News und StoryWorks werden von Green Shooting betroffen sein, in welchem Umfang wird Green Shooting zum Einsatz kommen und welchen Zeitraum haben Sie für die Einführung von Green Shooting im Auge?
Isla Macleod: In unserem Tagesgeschäft reduzieren wir aktiv unseren CO2-Fußabdruck, Energieverbrauch und Abfall, einschließlich Einwegplastik, um unseren Planeten zu schützen und eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Dies steht im Einklang mit dem übergeordneten Ziel der BBC, bis 2030 einen Netto-Null-Ausstoß zu erreichen, und so werden von Anfang an die nachhaltigsten Produktionsmethoden für ein Projekt sichergestellt.
Einfache Entscheidungen, wie etwa die Minimierung der Auswirkungen, indem wir die Crew klein halten, unsere Ausrüstungsliste klein halten und mit einer Null-Abfall-zu-Deponie-Politik arbeiten, können einen erheblichen Einfluss haben.
BBC Global News hat BBC Future Planet ins Leben gerufen. Was steckt dahinter, was ist das Ziel der Plattform?
Isla Macleod: Der Start von »BBC Future Planet« war eine Reaktion auf das erneute Interesse unseres Publikums am Klimawandel, und es ist ein starkes Signal sowohl an unser Publikum als auch an unsere Werbekunden, dass wir das Thema ernst nehmen, und zwar auf eine nachhaltige Weise.
Sie bietet dem Publikum fesselnde, lösungsorientierte Inhalte und gibt nachhaltigen Marken, die ihre umweltfreundlichen Praktiken kommunizieren wollen, die Möglichkeit, ein sehr engagiertes, klimabewusstes und globales Publikum zu erreichen, das sich für eine nachhaltigere Welt einsetzt.
Isla Macleod hat lange Erfahrungen im Change-Management sowie im Aufbau und in der Leitung von Teams, da sie seit ihrem Eintritt im Jahr 2009 mehrere leitende Funktionen bei BBC Global News innehatte.
Bevor sie dorthin kam, arbeitete sie in verschiedenen Funktionen bei der Financial Times, unter anderem als Digital Account Manager für die Regionen Zentraleuropa, Naher Osten und Afrika.
Als kommerzieller Zweig der BBC arbeitet BBC Global News selbst in einem Werbeumfeld mit Marken und Unternehmen zusammen und will nach eigenen Angaben »Partnerschaften schaffen, die dem neugierigen und weltoffenen Publikum auch maßgeschneiderte Markeninhalte, Sponsoring und Werbemöglichkeiten anbieten.«
Einige Unternehmen predigen Nachhaltigkeit in ihrem Marketing, lassen aber keine Taten folgen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Partner aus, insbesondere bei BBC Future Planet?
Isla Macleod: Wir haben sehr strenge Verfahren, um sicherzustellen, dass Unternehmen keine irreführenden Behauptungen über ihre Umweltfreundlichkeit auf unseren Plattformen veröffentlichen können.
Wir arbeiten mit Marken zusammen, die eine wichtige Rolle bei der Suche nach Lösungen für die Zukunft spielen, und stellen sicher, dass die Botschaften, die sie im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit vermitteln, korrekt sind und den Verbrauchern ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Anfang dieses Jahres haben wir eine Studie in Auftrag gegeben, aus der hervorging, dass mehr als drei Viertel der Verbraucher nachhaltige Praktiken und Verpflichtungen bei ihren Kaufentscheidungen als wichtig erachten, und mehr als die Hälfte würde ein Produkt, dem sie bisher treu waren, nicht mehr kaufen, wenn sie feststellen würden, dass es nicht nachhaltig ist. Das zeigt, dass das Engagement für nachhaltige Praktiken nicht nur verantwortungsvoll ist, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bringt.
Was waren bisher die größten Erfolge der Nachhaltigkeitsbemühungen bei BBC Global News?
Isla Macleod: BBC Future Planet entwickelt sich immer mehr zu einem Erfolgsmodell. Es ist die erste große Online-Publikation, die sich ausschließlich mit dem Klimawandel befasst und das Ziel verfolgt, so weit wie möglich CO2-frei zu sein.
Jeder Artikel auf dieser Website enthält Angaben zum CO2-Fußabdruck, der mit seiner Produktion verbunden ist, so dass wir und unser Publikum unsere Fortschritte verfolgen können.
Wir haben über Geschichten aus mehr als 30 Ländern auf sechs Kontinenten berichtet. Jede dieser Geschichten wurde ohne einen Flug berichtet. Dank der Verfolgung der Reiseemissionen und der Konzentration auf die Berichterstattung vor Ort haben wir diese Geschichten mit weniger als 2 % der Emissionen abgedeckt, die bei der Entsendung von Reportern aus dem Vereinigten Königreich angefallen wären.
Wo möchten Sie in drei Jahren in Bezug auf Nachhaltigkeit stehen?
Isla Macleod: Es ist für uns sehr wichtig, dass wir uns an die fundiertesten wissenschaftlichen Studien halten und mit Integrität arbeiten. Zusammen mit der BBC haben sich die BBC Studios zu wissenschaftlich fundierten Netto-Null-Emissionszielen verpflichtet. Wir wollen auch weiterhin die Herzen und Köpfe der Menschen auf dem Bildschirm erobern und das Bewusstsein und den positiven Wandel fördern. Wir werden auch außerhalb des Bildschirms unseren Kohlenstoffausstoß weiter reduzieren und streben an, unser Netto-Null-Ziel bis 2030 zu erreichen.