Im Hangar: Penzing Studios in Bayern
Die Penzing Studios sind ein neues Film- und Fernsehstudio in Penzing, 45 Kilometer westlich von München.
Mit den Penzing Studios gibt es in Zukunft ein neues Film- und Fernsehstudio im Großraum München — genauer gesagt in einem Dorf in der Nähe von Landsberg/Lech: Die Studios sollen auf einem ehemaligen Fliegerhorstgelände in Penzing realisiert werden. In einem der renovierten Flugzeughangars, gibt es schon erste Einrichtungen: Hier hat moderne Virtual Production Technologie Einzug gehalten, die ersten Produktionen liefen und laufen bereits. Weitere Hallen sollen im Juni 2022 eröffnet werden.
Die Entwickler planen in den nächsten drei Jahren weitere 100 Millionen Euro zu investieren, um die Anlage auf 12 Stages mit 25.000 Quadratmetern Produktionsfläche und 15.000 Quadratmetern Werkstatt- und Büroflächen zu erweitern. Mit besonderem Schwerpunkt auf digitaler und virtueller Produktion, soll das neue Zentrum auch Postproduktion, visuelle Effekte, Spiele, digitale Medien, Technologieunternehmen, Bildungsangebote, ein Veranstaltungszentrum mit Auditorium sowie Hospitality-Angebote beherbergen. Dadurch sollen bis 2025 über 1.000 Arbeitsplätze entstehen. Aktuell handle es sich bei den Penzing Studios aber noch um eine Zwischennutzung, so das Gemeindeblatt der Ortschaft.
Die Penzing Studios werden von einem Konsortium betrieben. Laut BR sind an der Betreibergesellschaft unter anderem Grizzly Filmbau, der Film-Dienstleister Inmotion AG und die Hyperbowl GmbH beteiligt. Geplant sei es, ein Full-Service-Paket anzubieten, das über die reine Studiovermietung hinausgeht. Zudem sollen die geplanten Services auch Stage Design und Bühnenbau, Transport, Logistik, Postproduktion und VFX sowie Co-Produktionsservices umfassen. Die Produktionen in Penzing locken auch mit einer 25%-DFFF-Steuergutschrift und mit Bayerns internationalem Co-Produktionsfonds.
In den Studios produziert bereits jetzt das virtuelle Produktionsstudio Hyperbowl (Meldung), das im Münchner Raum bereits seit März 2020 aktiv ist und über 50 erfolgreiche Projekte realisiert hat.
In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Snohetta, das unter anderem die Oper in Oslo geplant hat, wollen die Penzing Studios das weltweit erste emissionsfreie Filmstudio werden. Basierend auf dem »Powerhouse-Konzept« von Snohetta sollen alle zum Bestand hinzugefügten Gebäude aus Stampflehm und Holz gebaut werden – das soll ein attraktives und nachhaltiges Arbeitsumfeld schaffen.
Die Nachfrage nach Studiokapazitäten steigt aus Sicht der Betreiber weltweit aufgrund eines Booms im Content-Markt, der in den nächsten fünf Jahren jährlich zweistellig wachsen werde. Dieses Wachstum treiben etwa die internationalen Streaming-Anbieter, die auch ihre Budgets für lokale Inhalte erhöhen. In den vergangenen 18 Monaten wurden demnach in einigen anderen europäischen Ländern bereits zahlreiche Studio-Großprojekte angekündigt. In Deutschland sei die Produktionslandschaft jedoch noch auf die Big-3 beschränkt: Bavaria Studios in München, Studio Babelsberg in Berlin und MMC in Köln, die aber oft voll ausgelastet seien.
»Die Nachfrage übersteigt das Angebot — und die Art und Weise, wie jetzt Film und Fernsehen hergestellt werden, befindet sich im Umbruch. Die neuen Möglichkeiten der digitalen Produktion und das Schaffen einer nachhaltigen Umgebung, in der Kreative florieren und ihre beste Arbeit leisten können, stehen bei Penzing Studios im Vordergrund«, sagen Managing Partner Jörn Siegele und Produzent und Partner Joe Neurauter. Neurauter hat in Deutschland an »Kung Fury II« mit Michael Fassbender und Arnold Schwarzenegger sowie an »Guns Akimbo« mit Daniel Radcliffe mitgearbeitet.
»Produktionen, die in unserer Region drehen wollen, müssen häufig auf andere Standorte ausweichen, weil es an verfügbaren, hochmodernen und skalierbaren Studioeinrichtungen mangelt. Aus diesem Grund sind wir begeistert von der Gründung der Penzing Studios und ihrem hochmodernen und zukunftsweisenden Ansatz für Content-Produktionen. Damit können wir neuen Produktionen ein überzeugendes Gesamtpaket mit modernster digitaler Studioausstattung, einer etablierten Crew und attraktiven Incentives an einem begehrten Drehort im Herzen Europas bieten«, bestätigt Anja Metzger, Head of Film Commission Bayern beim FFF.
Der ehemalige Militärflugplatz in Penzing — wo einst Johnny Cash als GI stationiert war — wurde vor drei Jahren geschlossen. Als eines der ersten strategischen Großprojekte erhielten die Penzing Studios Ende vergangenen Jahres die staatliche und kommunale Genehmigung zur Entwicklung und Nachnutzung des Geländes. Zudem wurde das Hyperbowl-Projekt von »Invest in Bavaria« unterstützt und vom bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert.
»Der Fokus der Penzing Studios auf innovative digitale Produktionstechnologien und das nachhaltige Gesamtkonzept, das eine Nachnutzung der Bestandsgebäude beinhaltet, sind der perfekte Ansatz für die Art von Infrastruktur-Projekten, die wir in der Gemeinde ansiedeln wollen und mit der wir diese einzigartige Liegenschaft revitalisieren wollen. Penzings idyllische Atmosphäre und Nähe zu München sind ein perfektes Setting für kreative Unterfangen und talentierte Arbeitskräfte«, sagt Peter Hammer, Bürgermeister von Penzing — ein Kenner des Fliegerhorsts, weil er hier früher als Kommandant der Kaserne tätig war.