No-Budget-Musikvideo »Bait«
Kein Geld, aber viel Freiheit: Warum unser Autor ein No-Budget-Musikvideo realisierte.
Der Schnitt
Das anamorphotische 5K-Material der GH5 wurde bei 10 Bit in 4:2:0 und V-Log aufgenommen. Eine intensivere Farbkorrektur bot sich dementsprechend an.
Der Workflow sah vor, in Premiere zu schneiden, per XML in DaVinci Resolve (Praxistest) zu exportieren und dann die farbkorrigierten Files per Premiere-XML wieder in Premiere zu laden. Um keine Probleme bei diesem Workflow zu riskieren, habe ich das Material von vornherein in der Höhe halbiert, was zu einem Seitenverhältnis von ungefähr 1:2,66 geführt hat. Ein späterer Crop auf 1:2,39 lässt zwar etwas vom Charakter der Linse verschwinden, hält aber genügend Reserven für Refraiming, Stabilisierung oder zusätzliches Verwackeln parat.
Mit nur einer Einstellungsebene und Vorschau-LUT fand so der Feinschnitt in Premiere statt. Hier habe ich bei spontanen Ideen für Effekte eine »unbehandelte« Kopie des Clips erstellt und ihn einfach in eine ausgeschaltete Spur darüber gelegt, um später möglichst keine Probleme beim Export in DaVinci Resolve zu haben. Später einfach wieder die Effektattribute auf den farbkorrigierten Clip kopieren.
Für die Zirkusszenen war eine Art »16-mm-Look« vorgesehen. Hier habe ich nach einer reinen Farbkorrektur eine Film-LUT von Kodak verwendet. Die sekundäre Farbkorrektur beinhaltete dann, die Rottöne des Vorhangs anzupassen, die Augen aufzuhellen und allgemein mehr Kontraste in der Lichtstimmung zu schaffen. Hier hat das Material der GH5 wirklich gut mitgespielt. Zugute kam hier natürlich die anamorphotische Linse, die einen schönen Highlight-Rolloff produziert.
Durch die einzelnen Lichtebenen und Hervorhebungen wichtiger Bildteile wurde der Node-Tree natürlich extrem unübersichtlich. Aber wie schon anfangs erwähnt: Wenn nicht bei einem Musikvideo, wann dann.
Die dunklen Szenen wurden stark farbentsättigt und im Kontrast erhöht, auch hier lag eine Kodak-LUT drauf, nur mit einer kühleren Farbtemperatur. Nach dem Export im Gopro-Cineform-Codec ging es in Premiere dann vornehmlich darum, Effekte zu generieren. Bei den dunklen Szenen kamen ein zusätzlicher Camerashake sowie Overlay-Effekte hinzu, die lediglich auf die Lichter angewandt wurden. Die Zirkusszenen sollten den »16-mm-Look« bekommen, zusätzlich habe ich die Framerate auf 18 fps reduziert.
Da das Video sowohl bei Youtube als auch auf größeren Bildschirmen bei Veranstaltungen laufen soll, galt es, hier einen Kompromiss bei der Intensität der Effekte zu schaffen. Ein Beispiel, was damit gemeint ist: Das Filmkorn sieht auf einem 4K-Vorschaumonitor perfekt aus. Youtube komprimiert Kornstrukturen aber bekannterweise sehr gerne weg, somit war bei der Vorschau vom Korn nichts mehr zu sehen. Andersherum führte eine Youtube-gerechte Anhebung des Korns auf dem Vorschaumonitor fast schon zu Augenschmerzen. Daher hat es mehrere Testexporte gebraucht, bis alle Effekte auf allen Vorschaugeräten einigermaßen zu genießen waren.
Mein Fazit
Ich kann jedem, der einen solchen Dreh abseits des alltäglichen Geschäfts noch nicht gemacht hat, nur ans Herz legen, es zu tun. Als Künstler hat man meist alle Freiheiten und trifft immer auf ein hochmotiviertes Team. Man kann Dinge ausprobieren, die bei rein nutzenorientierten Produktionen niemals möglich wären. Ganz klar bedeutet das natürlich auch mehr Arbeit — die man aber gerne wegsteckt, wenn der Spaß im Vordergrund steht.
Der Spaß und die Freiheit, den die Sache mit sich brachte, sind für mich die wichtigsten Aspekte bei so einem Freundschaftsdienst.
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