Cooke Anamorphics für Staffel 4 von »Star Trek: Discovery«
DoP Philip Lanyon nutzte »Special-Flare-Objektive« bei Staffel 4 von »Star Trek: Discovery«.
Die Staffel 4 von »Star Trek: Discovery« soll den Zuschauern mehr visuelle Highlights bieten als die früheren Staffeln: DoP Philip Lanyon nutzte hierfür anamorphotische Objektive von Cooke. Konkret setzte er Cooke-Objektive des Typs Anamorphic/i Full Frame Plus ein, ergänzend zu den Anamorphic/i-Objektiven, die schon seit Staffel 2 verwendet werden.
Dabei gibt es mehrere Besonderheiten: Die Full-Frame-Plus-Objektive bieten eine horizontale Stauchung um den Faktor 1,8, die Anamorphic/i-Objektive nutzen den Faktor 2. Außerdem nutzte Lanyon beide Objektivbaureihen in der Version SF, was für »Special Flare« steht. Diese Objektive produzieren gewollte Flare-Effekte und Abbildungsfehler. Obwohl die beiden Objektivbaureihen also auch einen anderen De-Squeeze-Faktor erfordern, konnten sie laut Lanyon problemlos und nahtlos kombiniert und geschnitten werden.
»Mich verbindet schon eine längere Geschichte mit dem Star-Trek-Franchise und Cooke Anamorphic/i 2x mit der Special-Flare-Beschichtung, seit ich eine Episode von ‚Discovery‘ während der zweiten Staffel drehte«, erläutert Philip Lanyon.
»Anschließend war ich DoP für ‚Star Trek: Picard‘ und nutzte ebenfalls Cooke Anamorphic/i Special Flare Objektive. Ich liebe die Special-Flare-Objektive. Sie geben mir wirklich eine visuelle Spielwiese, auf der ich verschiedene Emotionen durch Licht, Farbe und Komposition vermitteln kann, was sowohl für ‚Picard‘ als auch für ‚Discovery‘ perfekt war. Wir befinden uns in so vielen interessanten und einzigartigen Umgebungen mit starken Lichtquellen, die organisch mit dem Objektiv interagieren. Wenn sich ein Schiff in der Nähe eines Sterns befindet, Weltraumgase oder fremde Planeten auftauchen, dann weist jede dieser Lichtquellen ein einzigartiges Flackern auf, das Authentizität vermittelt und das Gefühl gibt, dort zu sein. Außerdem kann ich mit einer einfachen Beleuchtungsänderung mehr oder weniger Streulicht erzeugen. Das bereichert das Star-Trek-Universum ungemein.«
Für die 13 Episoden der vierten Staffel von »Star Trek: Discovery«, die gemeinsam von Franco Tata und Chris Mably produziert wurden, wollte Lanyon sowohl im S35-Stil mit dem Anamorphic/i 2x SF drehen als auch im Vollformat mit dem Anamorphic/i Full Frame Plus SF.
»Das Vollbildformat hat neben einem saubereren Bild einige eindeutige Vorteile — es ermöglicht mir, näher an das Motiv heranzukommen und ein breiteres Sichtfeld zu haben, ohne die Verzerrung eines Weitwinkelobjektivs«, sagte er. »Dadurch kann der Betrachter in einer Nahaufnahme mehr von der Beziehung zwischen dem Motiv und seiner Umgebung spüren — nicht nur, wer oder was es ist, sondern auch, wo es sich befindet.«
Lanyon war die treibende Kraft hinter der Verwendung von Vollformat bei »Discovery«, obwohl die Entscheidung zur Einführung von Vollformat auch technisch bedingt war.
»Bei Discovery wurden in Staffel 4 virtuelle Produktionsumgebungen verwendet, und mit dem Großformat kann man effektiv weichere Hintergründe erzielen, was wichtig war, um Moiré und andere Artefakte, die auf einer LED-Wand entstehen können, zu kontrollieren, aber die Dreharbeiten im Vollformat waren das, was ich für den Look und das Gefühl von Staffel 4 wollte«, sagte er.
»Discovery« war zwar die erste Star-Trek-Serie, die im Vollbildformat gedreht wurde, aber das sollte nicht lange so bleiben. »Star Trek: Strange New Worlds«, das 2022 in die Kinos kommen soll, wurde ebenfalls mit Cooke Anamorphic/i Full Frame Plus SF (sowie Anamorphic/i SF) gedreht, unabhängig davon, was Lanyon bei »Discovery« umgesetzt hatte.
»Glen Keenan, den ich als Mentor betrachte und der Staffel 2 und 3 von ‚Discovery‘ gedreht hat, testete zur gleichen Zeit wie ich das größere Format. Es war Zufall, aber es zeigt, wie gut sowohl Vollformat als auch spezielles Streulicht für Star Trek funktionieren.«
Lanyon drehte mit der Arri Alexa Mini, Mini LF und SXT und hatte eine große Auswahl an Cooke-Objektiven dabei. Dazu gehörten drei komplette Sätze der Anamorphic/i 2x SF Primes (25, 32, 40, 50, 65 Macro, 75, 100, 135, 180 und 300 mm) und ein Satz der Anamorphic/i Full Frame Plus 1.8x SF (40, 50, 75, 100 und 135 mm). Das Anamorphic/i Full Frame Plus SF-Set wurde für die virtuelle Produktionsphase der ersten elf Episoden und als A-Kamera für die letzten beiden Episoden verwendet. Regisseur Olatunde Osunsanmi wollte zum Ende der Staffel mehr Einzelaufnahmen machen, und das Großformat war dafür perfekt geeignet.
Kameras und Objektive von Sim International
»Bei ‚Discovery‘ habe ich das 65 mm Macro mehr im Makromodus als im normalen 65-mm-Modus verwendet, bei ‚Picard‘ war es genau umgekehrt«, sagt Lanyon. »Der Makromodus ist perfekt, wenn man ein Gesicht oder das Namensschild einer Person extrem nah heranholen möchte oder wenn jemand an einem Bedienfeld arbeitet. Aber es ist auch eine großartige Brennweite für weitwinkligere Ausschnitte mit mittlerer oder langer Brennweite.«
Lanyons bevorzugtes Objektiv in der 2x Super 35 SF-Serie überrascht wahrscheinlich nicht: Das 25 mm ist das weitwinkligste Objektiv in dieser Serie. »Ich versuche immer, breiter zu werden, größer zu werden. Ich will die Umgebungen sehen und die Beziehung zwischen Vorder- und Hintergrund spüren und die Schauspieler in diesen unglaublichen Räumen etablieren. Unsere Sets verwenden viel Practical Light, damit man überall hinschauen und in alle Richtungen sehen kann.« Für die Anamorphic/i Full Frame Plus SF-Familie war sein bevorzugtes Objektiv das 40 mm, das mit Steadicam und aus der Hand eingesetzt wurde.
Paramount+ gab am 16. Oktober 2020 offiziell bekannt, dass »Star Trek: Discovery« für Staffel 4 verlängert wurde — , einen Tag nach der Premiere von Staffel 3. Die Produktion von Staffel 4 begann schließlich im November 2020 in Toronto und hatte aufgrund von Covid-19 einen etwas längeren Drehplan als ursprünglich geplant.
»Wir mussten einige Pandemie-Anpassungen vornehmen«, erklärt Lanyon. »Wir bekamen zwar einen zusätzlichen Drehtag für jede Folge, mussten aber auch die Anzahl der Crew-Mitglieder und Schauspieler am Set berücksichtigen. Die Schauspieler mussten also raus, wenn die Crew Anpassungen vornehmen musste. Wir mussten die ferngesteuerten Köpfe und die Steadicam ein wenig mehr einsetzen. Eine klare drahtlose Kommunikation war unabdingbar, da wir den Kontakt von Angesicht zu Angesicht minimieren mussten. Wir haben immer noch all die Bewegungen und großen Aufnahmen, die wir machen wollten, es brauchte nur ein wenig mehr kreative Planung und Zeit. Ich bin unglaublich stolz darauf, wie wir das geschafft haben.«
Als Lanyon für Staffel 4 wieder zu »Star Trek: Discovery« stieß, hatte er ein paar Fragen zur Fortsetzung der Handlung. »Woher kommen diese Charaktere? Was war ihre Reise? Wo stehen wir als Menschen, was unsere Beziehung zur Zukunft angeht? Wo steht das Science-Fiction-Lexikon in unserer heutigen Kultur? Wie stellen wir uns den Weltraum vor oder wie nehmen wir ihn wahr?« All diese Fragen und noch mehr wurden beantwortet, als Lanyon mit dem produzierenden Regisseur Olatunde Osunsanmi zusammenarbeitete, um ein visuelles Moodboard zu erstellen.
»Ich habe ihn mit Ideen gefüttert, Gedanken und Themen. Olatunde ist so gut mit dem Projekt vertraut; er war von Anfang an dabei. Er hatte eine Menge großartiger Ideen, so dass wir das Vorhandene noch verstärken und weiter ausbauen konnten; in seiner Grundform: interessantere Bewegungen und mehr Raum. Wir tauchten in eine weitläufige Welt ein. Wir hatten völlig unterschiedliche Planeten an den Drehorten und in der virtuellen Welt, alle mit einem visuellen Unterschied in Raum und Umfang, um Discovery eine größere Welt zu geben, als wir sie in den letzten drei Staffeln gesehen haben.«
Um die Darstellung dieser größeren Welt zu unterstützen, wurden die Objektiv-Metadaten von Cookes /i-Technologie aufgezeichnet, so dass das VFX-Haus Pixmondo (Toronto, Kanada) über Objektivinformationen für jedes aufgenommene Bild verfügte.
»Star Trek: Discovery« ist in den USA auf dem Streaming-Dienst Paramount+ verfügbar, wobei Staffel 4 schon am 18. November 2021 Premiere feierte. Netflix hält die Streaming-Rechte für die Serie in 188 anderen Ländern.