DTM2021: Näher dran als je zuvor
Als technischer Dienstleister der Motorsport-Rennserie DTM setzte TV Skyline die Rennen der Saison 2021 in vielerlei Aspekten in Szene — ein Blick hinter die Kulissen.
G10
Der G10 von TV Skyline (oder »Gallery« genannt) war in gewisser Weise das technische Zentrum aller TV-Aktivitäten der DTM. Hier wurden in der großen Regie A das Host-Signal BIF (Broadcast International Feed) und das EBIF (Editorial Broadcast International Feed) produziert.
Direkt nebenan, in der etwas kleineren Regie B, entstand die nationale Beistellung, das Sat1-Programm. Es basierte auf dem Broadcast International Feed (BIF), den die DTM ihren Lizenznehmern anbietet.
Sat1 hatte aber bei der Programmgestaltung seiner DTM-Übertragungen auch Zugriff auf weitere abgesteckte sowie exklusive Sat1-eigene Kameras und produzierte daraus sein eigenes Programm.
Die räumliche Nähe der Host-Produktion und der nationalen Sat1-Produktion in einem Fahrzeug hat sich sehr bewährt, erläutert Wolfgang Reeh. »So können sich die beiden Bildregisseure auf dem kleinen Dienstweg schnell und unkompliziert austauschen, aber trotzdem auch getrennt arbeiten, denn die beiden Regien lassen sich per Schiebetür voneinander abtrennen.«
In der anderen Hälfte des G10 gibt es eine Besprechungszone, hier befand sich bei der DTM ein weiterer Arbeitsplatz, an dem die Remote-Kameras entlang der Rennstrecke ferngesteuert wurden.
Zudem war hier auch die Regie fürs Fan-TV unterbracht, das auf den Großbildleinwänden auf dem Renn-Areal zu sehen war. Zwei Personen waren dafür zuständig, wobei der Operator Schnitt, Grafik, Tonmischung in einem Gerät umsetzte. Während des Rennens war im Fan-TV jeweils das Host-Signal zu sehen, davor und danach war ein Reporterteam mit einer eigenen Drahtloskamera unterwegs, um zusätzliche Inhalte fürs Fan-TV zu generieren.
Neben dem Fan-TV – aber räumlich davon abgekoppelt – befand sich während der DTM die TV-Grafik in der Regie C. Hier waren für die DTM-Produktionen Systeme von Vizrt und Griiip im Einsatz, die schon auf Seite 3 des Artikels erläutert wurden.
In den drei Regien im Fahrzeug G10 dominieren — rein optisch — natürlich die großen Videowände das Gesamtbild. Insgesamt sind hier 22 UHD-Monitore mit Bildschirmdiagonalen von 48 bis 65 Zoll installiert. Diese werden über eine 3G-Kreuzschiene mit 128 x 128 Koppelpunkten mit Signalen beschickt, wobei 4K-Multiviewing möglich ist.
Die Monitorwände im G10 können aber sehr flexibel per Multiviewer konfiguriert und der jeweiligen Produktionssituation angepasst werden. Die Mutiviewer-Systeme (Evertz, Grass Valley) selbst, die diese Signale erzeugen, befanden sich bei der DTM im R11 und schickten nur die jeweils gewünschten Signale per Glasfaser in den G10.
In den beiden großen Regien sind Grass-Valley-Mischer-Panels eingebaut: Kayenne von Grass Valley und zusätzlich noch ein Pult des Typs Kayak DD in der Regie A. Als Mischerbedienpult in der Regie B ist ein Karrera K-Frame im Einsatz.
Die beiden großen Regien können — wie schon erläutert — völlig unabhängig voneinander betrieben werden. Bei Bedarf trennt eine Glasschiebetür diese beiden Regien.
Ü11
Im Ü11 arbeiteten während der DTM die Tonregie, die Bildtechnik und die Slomo- und Replay/Highlight-Operatoren. Auch hier gibt es natürlich große Multiviewer.
Um eine Größenordnung zu nennen: Im Ü11 saßen während des Rennens schon allein zwölf Slomo-Operatoren. Auch die Bildtechnik mit dem Bildingenieur und den Bildtechnikern waren im Ü11 untergebracht.
Abkopplung: R11 und G10/Ü11
Das technische Herz der ganzen DTM-Produktion, also die gesamte Hardware wie Mischer und Grafikprozessoren, Slomo-Server (bei der DTM im Einsatz: EVS-Server) und ähnliche laute und abwärmeproduzierende Technik befanden sich — wie schon erläutert — von G10 und Ü11 abgekoppelt im R11. Die dortige Hardware war per Glasfaser an den Ü11 und an die Gallery G10 angeschlossen.
Wolfgang Reeh erklärt die Abkopplung der Technik von den Arbeitsplätzen: »Man braucht für eine Produktion dieser Größenordnung schon alleine aufgrund der vielen Mitarbeiter viel Platz – und mit G10 und Ü11 stehen uns insgesamt 130 Quadratmeter zur Verfügung, die wir für diese komplexe Produktion aber auch brauchen.
Das Layout des G10 hat aber auch noch andere Vorteile: durch die beiden Eingänge an den Stirnseiten lassen sich Gänge durch Gallery und Ü11 reduzieren, weil Mitarbeiter wie auch Besucher »auf der richtigen Seite« ins Fahrzeug gelangen.
»Dank der Glasabtrennung kann man zudem auf einen Blick sehen, ob es gerade passt, die Regie zu betreten — oder eher nicht«, erläutert Robert Kis, Geschäftsführer TV Skyline. »Diese kurzen Wege sind für uns einer der Schlüssel zu einer erfolgreichen Produktion«, ergänzt Wolfgang Reeh, »denn es macht einfach einen Unterschied, ob man mit den Leuten nur per Intercom oder eben auch direkt sprechen kann.
Multifunktionsfahrzeug
Dieses Fahrzeug wurde während der DTM2021 als Streaming-Fahrzeug verwendet, aber auch für Schnittaufgaben.
»Im Multifunktionsfahrzeug produzieren wir auch einen Großteil der Bewegtbildinhalte, die wir während der DTM auf diversen Social-Media-Kanälen anbieten. Das sind in der Regel ganz kurze, stark verdichtete Videoclips, mit denen sich die Fans rasch auf den neuesten Stand bringen und die Atmosphäre wahrnehmen wollen«, erläutert Robert Kis.
R10
Der R10, der abweichend von den anderen Fahrzeugen im Paddock stand, ist eine Mischung aus Technik-Fahrzeug und Rüstwagen.
Dort wickelte TV Skyline die Funkkommunikation ab. Ein Glasfaserring führte vom R10 in alle Boxen, zu den Kommando-Ständen, in den VIP-Bereich und die Race Control.
Darüber wurden unterschiedlichste Signale übertragen:
• Per IPTV können darüber die Signale aus dem Ü-Wagen abgerufen werden.
• Der Daten-Feed von Swiss Timing wurde in Form von XML-Dateien darüber an jedes Team verteilt, die das wiederum für Visualisierung und Analyse nutzen können.
• Die Signale der Bolero-Intercoms werden ebenfalls über diesen Ring verteilt.
• TV Skyline stattet auch die Pit Stops mit Kameratechnik aus. Diese Feeds werden ebenfalls über diesen Ring an die Race Control übermittelt, die anhand dessen überprüft, ob die Boxenstops regelkonform ablaufen.
Im R10 gab es auch eine kleine Sub-Kamerakontrolle: Hier werden die Onboard-Kameras überwacht und gesteuert.
All diese Signale liefen im R10 auf und wurden dann auch via Glasfaser an den Mischer im Ü11 übergeben.
Seite 1: Einleitung, Basics, Videointerview Reeh/Kis
Seite 2: Grundlegendes technisches Setup
Seite 3: Renntechnik — Boxenfunk, Zeitmessung, Race Control, Grafiken
Seite 4: TV-Technik — eingesetzte Fahrzeuge und deren Ausrüstung
Seite 5: TV-Technik — Kameras
Seite 6: Output — TV-Programm, Videointerview Strobl, Sat1, Streaming, Fazit
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