DTM2021: Näher dran als je zuvor
Als technischer Dienstleister der Motorsport-Rennserie DTM setzte TV Skyline die Rennen der Saison 2021 in vielerlei Aspekten in Szene — ein Blick hinter die Kulissen.
Boxenfunk, Intercom, Team Radio
TV Skyline wickelte für die gesamte DTM-Saison auch die Funkkommunikation ab. Das umfasste die Kommunikation zwischen den Fahrern und der Box, aber auch die Funkkommunikation für die DTM-Organisation insgesamt, etwa zwischen der Rennleitung, der Zeitnahme und den Teams, die an der Strecke arbeiten. Dabei nutzte TV Skyline einerseits Systeme von Riedel Communications, aber andererseits auch Systeme von RTS.
Bei der DTM ist der Boxenfunk für alle Beteiligten elementar wichtig. So kann in den TV-Produktionen die Kommunikation zwischen Box und Fahrer, das sogenannte »Team Radio« live eingeblendet werden, wenn die Regie das will.
Die organisatorische und Rennkommunikation ist das eine, aber zusätzlich gibt es auch die interne Kommunikation unter den TV-Beteiligten. Alle Kameraleute, alle über die verschiedenen Fahrzeuge verteilten Arbeitsplätze können und müssen miteinander kommunizieren.
Diesen Sprechverkehr wickelte TV Skyline über eine Intercom-Matrix des Typs Artist von Riedel Communications ab — genauer gesagt sogar mehrere vernetzte Artist-Nodes und Unmengen von mobilen Sprechstellen des Typs Bolero. So konnte etwa Bildregisseur Thomas Strobl stets Kontakt mit allen Kameraleuten halten, sie hörten ihn während der Übertragungen stets live. Andere Gewerke konnten individuell untereinander sprechen.
Natürlich musste auch dieser Technikbereich angepasst, überwacht und kontrolliert werden. Hierfür richtete TV Skyline einen Arbeitsplatz im R10 in der Nähe der Boxengasse ein.
Zeitnahme
Die Zeitnahme erfasst alle Positionen, Geschwindigkeiten und Zeiten jedes einzelnen Fahrzeugs eines Rennens.
Diese Aufgabe übernahm bei der DTM als Partner von TV Skyline das Unternehmen Swiss Timing.
»Die Kollegen aus Leipzig haben eine langjährige Erfahrung im Motorsport«, erläutert Wolfgang Reeh.
Zahlreiche Sensoren sind in jedem der Fahrzeuge installiert und werden drahtlos in Echtzeit in die Rechner der Zeitmessung übertragen und dort aufbereitet. An der Ziellinie sind zudem auch noch Highspeed-Kameras installiert, die dann den Ausschlag geben, wenn es Ungenauigkeiten gibt oder auch zwei Autos nahezu auf gleicher Höhe ins Ziel einfahren.
Diese Daten werden einerseits direkt visualisiert, andererseits werden sie an die TV-Grafik weitergeleitet. Zudem werden die Zeiten in ein Antennennetz eingespeist und stehen in der Box und an jedem Kommandostand für die Teams zur Verfügung.
Race Control
Hier sitzt die offizielle Rennleitung. Erfahrene Experten beobachten auf einer großen Videowand das laufende Renngeschehen, treffen etwa Entscheidungen darüber, ob das Safety Car auf die Strecke geschickt wird, ob die Teams im Rennverlauf alle Regeln eingehalten haben, ob es Zeitstrafen gibt oder gar Disqualifizierungen, ob das Rennen unter- oder gar abgebrochen werden muss.
Der Race Control stehen die Signale der rund 60 Kameras der TV-Übertragung zur Verfügung, aber es gibt auch noch weitere, eigene Kameras, die nur für Zwecke der Race Control installiert wurden. Natürlich spielen hier auch Replays und Slomos eine wichtige Rolle, um strittige Situationen im Rennen beurteilen zu können.
Auch diesen gesamten Bereich wickelte TV Skyline als technischer Dienstleister ab.
Marshalling
Die Entscheidungen der Rennleitung müssen natürlich auch per Intercom an die einzelnen Streckenposten weitergegeben werden, um entsprechend reagieren zu können.
Das betrifft zum einen die Fahnen, mit denen die Fahrer auch visuell über die jeweilige Rennphase und Gefahren informiert werden, und auch weiteres Verhalten, etwa wenn es um Fahrzeugbergungen oder Freigabe der Strecke geht.
Bei der DTM dürfen die Zuschauer phasenweise auch die Strecke überqueren und sogar die Boxengasse betreten — alles sicherheitsrelevante Aspekte, für die auch reibungslose Kommunikation unerlässlich sind.
Grafiken
Die TV-Grafik, die bei der DTM2021 im G10 saß, erhielt die Daten von der Zeitmessung und hatte die Aufgabe, diese in Echtzeit in verschiedenen Grafiken umzusetzen. Einige ausgewählte Grafiken im zeitlichen Ablauf von zwei DTM-Rennen können Sie auch in den Screenshot-Galerien auf Seite 5 am Ende dieses Artikels sehen.
Technisch arbeiteten in der TV-Grafik Systeme von Griiip und Vizrt Hand in Hand. Hier wurden etwa in Echtzeit Abschnitts- und Rundenzeiten und Statusberichte (Pit, Out) umgesetzt und standen für die Regie bereit, um sie einzublenden.
Ein Beispiel dafür: Wenn die Regie eine Passage aus dem »Team Radio« ins Live-Programm einbaut, werden die Zuschauer per Grafik informiert, wer da gerade sprach. Aber es gibt auch grafische Infos für die Zuschauer mit aktuellen Rundenzeiten im Vergleich.
Eine Besonderheit in der TV-Grafik war das System der israelischen Firma Griiip, an der sich TV Skyline auch beteiligt hat. Das Unternehmen hat mit Ramp eine »One stop shop racing media platform« entwickelt, die seit dieser Saison bei der DTM eingesetzt wurde. Ramp sammelt Daten in Echtzeit, analysiert und visualisiert, dabei werden fortschrittliche Cloud-Analyse-Funktionen genutzt.
Ramp ermöglicht es, den Fans das Renngeschehen direkt in Echtzeit zu vermitteln. Neben den Renngrafiken implementierte Griiip bei der DTM2021 auch eine Data-Warehouse-Struktur, um die Medienkompetenz der DTM zu verbessern.
Wolfgang Reeh erklärt die Funktion: »In jedem DTM-Auto wird eine ‚Red Box‘ eingebaut, die an den CAN-Bus im Auto angeschlossen ist. Sie ist mit einer Antenne ausgestattet und kann so die Daten von 35 Messekanälen speichern und in die Cloud übertragen. Von dort werden die Daten in den Ü-Wagen übertragen. Hier wiederum können wir sie dann grafisch aufbereiten und ganz neue Einblicke bieten.«
Die Daten, die dabei zur Verfügung stehen, gehen weit über Geschwindigkeit, Drehzahl oder Reifendruck hinaus und liefern so für Rennsport-Begeisterte einen echten Wissensvorsprung.
Vor allem aber ermöglichen die Daten auch ein dynamisches Ranking, das beispielsweise aktuelle Überholvorgänge berücksichtigt, weil permanent gemessen wird. Das können die Zuschauer in Echtzeit sehen und sind immer komplett im Bild, auch wenn die reale Rennsituation mal unübersichtlicher ist.
»Das dynamische Ranking bietet den Zuschauern einen echten Mehrwert — und wir sind derzeit die einzigen, die das bieten können«, sagt Wolfgang Reeh.
Um die Daten in Echtzeit zu erhalten und auch in Echtzeit wieder in Grafiken umsetzen zu können, sind letztlich übergreifende Fähigkeiten erforderlich in den Bereichen Telemetrie, Daten-Management und TV-Grafik.
Galerie aus Screenshots mit Grafikeinblendungen, die meisten davon enthalten Echtzeitdaten.
Weitere Leistungen
Die Pressekonferenzen der DTM realisierte TV Skyline ebenfalls und stattet sie mit entsprechender Bild- und Tontechnik aus. Zudem werden die Pressekonferenzen auch per Streaming zur Verfügung gestellt.
TV Skyline realisierte in dieser DTM-Saison auch die Signalanbindung der Rennstrecken und nahm hierfür den Partner MTI mit ins Boot. Auch für die Internet-Versorgung jeder Rennstrecke sorgte TV Skyline.
Dort, wo es notwendig war, veranlasste TV Skyline auch, dass die DTM mit ausreichend Strom versorgt wurde.
Seite 1: Einleitung, Basics, Videointerview Reeh/Kis
Seite 2: Grundlegendes technisches Setup
Seite 3: Renntechnik — Boxenfunk, Zeitmessung, Race Control, Grafiken
Seite 4: TV-Technik — eingesetzte Fahrzeuge und deren Ausrüstung
Seite 5: TV-Technik — Kameras
Seite 6: Output — TV-Programm, Videointerview Strobl, Sat1, Streaming, Fazit
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