Sky Sport Germany Summit 2021
Storytelling rund um Daten, Fan Engagement, 5G und Transformation im Broadcastbereich standen im Fokus der Info- und Networking-Veranstaltung in München.
Blick über den Tellerrand
Mit Amelie von Kienlin erhielten die anwesenden Broadacster Einblicke in die Welt der Filmproduktion bei Sky. Bei »Munich Match«, einer großen Produktion, die aktuell gedreht wird, arbeitet der Fictionbereich von Sky mit den Livesport-Produktionsleuten von Sky zusammen, um auf Wunsch des Regisseurs ein Fußballspiel – das Munich Match – so professionell zu produzieren wie bei einer normalen Liveproduktion. So entstand im Sky Filmteam die Idee, die Livesport-Experten aus dem eigenen Haus um Hilfe zu bitten.
Im Gespräch mit Alessandro Reitano berichtete von Kienlin von den Erfahrungen aus dieser Zusammenarbeit, nach dem Motto »Was können wir voneinander lernen.«
Ein Problem, das übrigens beide Sparten teilen, ist der Mangel an Mitarbeitern: Im Filmbereich verspäten sich demnach ganze Produktionen, weil sich zu wenige Fachkräfte für die Crews finden lassen, und auch in der Liveproduktion fehlt qualifizierter Nachwuchs.
Fan Engagement
Der Begriff Fan Engagement geistert bereits seit einigen Jahren durch die Branche, und mehr denn je versuchen Sportsender, aber auch Rechteinhaber und Clubs, mehr Fan Engagement umzusetzen. Dafür beschreiten sie auch neue Wege. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Für Philipp Liesenfeld vom 1. FC Köln geht es dabei primär darum, die Rechte, die die Clubs selber haben, bestmöglich auszuwerten und die technischen Plattformen und die nötige Infrastruktur zu schaffen, um den eigenen Fans die bestmögliche Experience zu bieten. Charly Classen von Sky Deutschland sieht für einen Sender wie Sky viele unterschiedliche Wege, um die Interaktivität mit Zuschauern und Fans zu steigern. Dazu zählten Club-Kooperationen ebenso wie Angebote wie das Tactical Feed. Bei all dem müsse man sich auch die Fähigkeit fürs Experimentieren mit neuen Formaten und Technologien bewahren, so Classen.
Robert Niemann von NativWaves ist sich sicher, dass Fans für die Gestaltung eines neuen Produkts wichtig sind, und er glaubt fest daran, dass Fans insbesondere im Livesport auch zusätzliche Inhalte und Perspektiven wünschen, die sie parallel zum Live-Event, das auf dem First Screen zu sehen ist, per Smartphone oder Tablet auf dem Second Screen abrufen können.
Tobias Fröhlich von TeraVolt (beteiligt an der Programmierung der Interactive Feed der DFL), glaubt hingegen, dass es für Rechteinhaber letztlich viel wichtiger sei, wieder mehr Interaktion zurück auf den 1st-Screen zu holen – beispielsweise mit einem Produkt wie Interactive Feed.
Sky/Telefonica Handball in 5G
Im 5G-Panel blickten Markus von Böhlen (O2/Telefonica), Daniel Url (Vizrt) und Peter Frantz (Netorium) gemeinsam mit Alessandro Reitano zurück auf die ersten 5G-Testproduktionen, darunter jene, bei der Sky und O2 eine Handball-Live-Übertragung mit 5G realisierten. Dabei sei das Potenzial für Remote-Produktionsteams deutlich geworden, findet Reitano. Mit 5G könnten Produktionsteams sehr leichtfüßig arbeiten und müssen nicht mehr zwingend mit einem Übertragungswagen vor Ort sein.
Für den Herbst ist nun der nächste Test dieser Reihe geplant, der mit VizVectar von Vizrt komplett in der Cloud produziert werden soll.
Für ein Software-Unternehmen wie Vizrt spiele es im Grunde keine Rolle, wie die Signale entstünden, die in der Cloud produziert würden, so Daniel Url. Vizrt verfolge derzeit weltweit betrachtet aber durchaus sehr viele 5G-Testproduktionen, vor allem in niedrigeren Sportligen, und sei auch an vielen Tests beteiligt.
Peter Frantz, Geschäftsführer Netorium und Vertriebspartner des LiveU-Übertragungssystems, glaubt, dass 5G-Produktionen durchaus interessant sein können für bestimmte Produktionen und führt als Beispiel die Gameavision Championships an (siehe Bericht darüber). Voraussetzung dafür sei natürlich, dass eine Produktion in 5G wirtschaftlich auch sinnvoll sei.
Dass die Nutzer definitiv mehr Content auf ihren Smartphones konsumieren wollen, leitet Markus von Böhlen aus der explodierenden Datennutzung ab, die O2/Telefonica verzeichne.
Der nächste, für November geplante 5G-Produktionstest dürfte sicher neue Erkenntnisse liefern, wo die Branche in puncto 5G Broadcast aktuell steht. (Ergänzende Infos zum Thema 5G-Campusnetzwerke finden Sie in einem kürzlich erschienenen Artikel von film-tv-video.de: 5G-Campusnetzwerke: Next big thing in der Produktion?)
Euro 2020
Mit Maurice Tollenaar konnte Alessandro Reitano zum Ende der Veranstaltung noch einen Uefa-Experten auf die Bühne holen, der über die Herausforderungen einer Euro-Produktion in Pandemiezeiten berichtete. Reitano hob die hohe Qualität der Produktionsbilder hervor, die die Uefa von der Fußball-Europameisterschaft liefern konnte – trotz der schwierigen Produktionssituation. Die Signale der zusätzlichen Kameras, die in den Stadien im Einsatz waren, fanden tatsächlich ihren Weg ins Worldfeed. Tollenaar berichtete, dass die Uefa in diesem Jahr etliche neue Bildregisseure beschäftigt habe – und freute sich über die positive Resonanz darauf.
Dass die Produktion der Euro in HDR/UHD etlichen Aufwand bedeutet habe, hält Tollenaar für eine Flaggschiffproduktion wie die Euro für gerechtfertigt, auch deshalb, weil der Markt diese Innovationen einfordere. Für die nächste Euro in Deutschland hofft Tollenaar auf das »Sommermärchen -Teil 2«. Wie viele Broadcaster im geplanten IBC in Leipzig dann tatsächlich vor Ort sein werden, müsse sich zeigen, so Tollenaar. Schließlich hätten sich Remote Workflows inmitten der Pandemie sehr gut etabliert. Es bleibt also spannend.
Seite 1: Dolby, Daten und Match Facts, Transformation, Welt Fernsehen
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