Olympische Spiele – wie nie zuvor
Seit dem 23. Juli 2021 finden in Tokio die 32. Olympischen Sommerspiele statt. Ein Report über die TV-Übertragungen von ARD und ZDF.
Produktion in 1080i29,97
Eine Besonderheit der Olympiaproduktion besteht darin, dass ARD und ZDF nach der Euro-Produktion das Produktionsformat im NBC auf die japanische Norm umstellen mussten: Olympia wird somit auch im NBC in Deutschland in 1080i29,97 produziert und erst am Ende der Produktionskette für die Ausstrahlung in 1080i50 gewandelt.
»Ein pragmatischer Ansatz, der letztlich alles vereinfacht hat. Wir hätten es nur mit immensem Aufwand geschafft, alle Signale des Hosts aus Tokio schon vorab zu wandeln. Deshalb erschien es einfach sinnvoller, auch im NBC in Mainz im japanischen Standard zu arbeiten und erst am Ende der Kette das Sendesignal mit KudosPro von Grass Valley zu wandeln«, erklärt Florian Rathgeber.
Für die umfangreiche Kommunikation zwischen Tokio und Mainz haben die beiden Sender das bestehende Riedel-Intercom-Equipment mit zusätzlichem Miet-Equipment erweitert. Zur Ausstattung gehören Mediornet bei der Leichtathletik, Artist Panels an allen Venues und drahtlose Bolero Intercoms im Studio und am Leichtathletik-Venue.
Björn König hebt hier besonders positiv hervor, wie gut die Kommunikation zwischen Riedel, OBS, den lokalen örtlichen Frequenzvergabestellen und ARD/ZDF funktioniert habe, um Bolero in Japan in die Produktion einzubinden.
Das schon vielfach bewährte Setup aus EVS-Servern, darunter auch etliche neue Via-Server, und aus Avid-Storage-Umgebung haben ARD und ZDF im NBC beibehalten, wenngleich es an einigen Stellen um IP erweitert wurde. Insgesamt kann man von einer hybriden Produktionslandschaft sprechen, sagt Florian Rathgeber vom ZDF.
Teams als Remote-Werkzeug
Teams ist im Verlauf der Pandemie zu einem wichtigen Produktionswerkzeug geworden, erläutert Florian Rathgeber. »Schnittplätze und Cutter sind bei uns im NBC untergebracht, wo sie in die gesamte Server-Infrastruktur eingebunden sind. Die Redakteure müssen aber nicht vor Ort sein, sie können stattdessen via Teams beim Editing dabei sein.«
»Konkret nutzen wir entweder Over-Shoulder-Kameras, die dem Redakteur via Teams das Bild auf dem Editing-Bildschirm zeigen. Teilweise nutzen wir auch Aja-SDI/USB-Konverter, die das Bildsignal des Schnittplatzes auf diesem Weg ausgeben und in den Teams-Rechner einspielen. Dank dieses Workflows wollen wir die Personalstärke im NBC etwas reduzieren.«
Paralympics
Für die Produktion der Paralympics, die im Anschluss an die Olympischen Spiele stattfinden, müssen ARD und ZDF noch eine besondere Herausforderung bewältigen: Sie müssen den Schaltraum im IBC räumen, in eine neue Location umziehen und dort neu aufbauen.
»Sowas gab es wirklich noch nie«, sagt Vitino Zoiro. Einziger Vorteil: Die ganzen Regien befinden sich ja ohnehin schon in Mainz, so müssen wenigstens diese Installationen nicht umgezogen werden.
Distributionskanäle
Das Herzstück des ZDF-Online-Angebots zu Olympia bilden bis zu zehn parallele Live-Streams an allen Wettkampftagen und ein umfangreiches Video-Angebot. Der neue Highlight-Player soll für ein ganz besonderes Nutzererlebnis sorgen: Die User können sich im Live-Stream bei ausgewählten Wettbewerben zu den entscheidenden Szenen navigieren, Sprungmarken erleichtern dabei den Einstieg zu Gold, Silber und Bronze sowie Rekorden. Im Fokus stehen auch hier die deutschen Athletinnen und Athleten.
Generell gilt: Ob am Desktop-PC, Tablet, Smartphone, HbbTV oder über die Mediatheken – die User können von überall auf alles Wissenswerte rund um die Olympischen Sommerspiele und Paralympics zugreifen.
Natürlich spielt die Online-Berichterstattung auch bei der ARD eine wichtige Rolle. Das Team dafür arbeitet beim NDR in Hamburg. Live-Streams, Meldungen, Videos, Zeitplan, Ergebnisse und Hintergründe gibt es auf sportschau.de, in der Sportschau-App und auch im Hbb-TV-Angebot der Sportschau.
Herzstück des ARD-Online-Angebots ist das Live-Center. Neben dem Live-Stream können die Sportfans im Live-Center bis zu zehn parallele, webexklusive Live-Streams verfolgen – ein solch umfangreiches Angebot gab es bei Olympischen Spielen noch nie.
Fast 1.500 Stunden umfasst das Live-Streaming-Angebot, das auch in der ARD- und ZDF Mediathek zu sehen sein wird.
Eine sehr wichtige Rolle spielt innerhalb der ARD auch Radio. Vor fünf Jahren in Rio de Janeiro füllte die Mannschaft um ARD-Teamchef Hörfunk Alexander Bleick mehr als 16.000 Sendeplätze in fast 50 Radioprogrammen der ARD.
Diese Zielmarke soll auch im Jahr 2021 erreicht werden. Für das Radio sind die zahlreichen Entscheidungen am frühen Morgen idealerweise in der Primetime. »Die Zeitverschiebung spielt uns im Radio in die Karten. Wenn die Menschen morgens nach dem Aufwachen einschalten, dann sind wir für sie da: live und mit dem Wichtigsten aus der Nacht,« so Alexander Bleick.
Social Media darf natürlich ebenfalls nicht fehlen: Ob Instagram, Twitter, TikTok oder YouTube: Überall liefern ARD und ZDF kompakte Highlight-Clips, News und Grafiken.
Resümee
Die TV-Produktion von Olympia ist in diesem Veranstaltungsjahr sehr komplex. Schließlich geht es eben um 33 Sportarten, und mit den Paralympics kommen noch einmal 23 dazu. All diese Disziplinen sollen in die Wohnzimmer, auf Smartphones und ins Radio übertragen werden – kein leichtes Unterfangen – und Corona erschwert eben diese komplexe Logistik zusätzlich.
Bis dato konnten ARD und ZDF diese Herausforderungen aber gut bewältigen. Großen Anteil am Erfolg dieser Remote Produktion dürfte das zentrale NBC in Mainz haben. Es konnte sich schon bei mehreren Großproduktionen bewähren – und Olympia aus Tokio wird wohl nicht die letzte sein.
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