Fußball-EM: Remote-Workflows hinter den Kulissen
Der Host-Broadcaster der Fußball-EM musste seine Arbeitsweise an die Pandemie anpassen — und nutzte verstärkt auch Remote-Workflows.
Kamerateams mit mobilen Setups
Der Host-Boadcaster schickte in alle Spielorte der Fußball-EM mobile Kamerateams, die dort Material drehen. Dieses Material wird den Rechteinhabern zur Verfügung gestellt, sie können es beispielsweise für kurze Magazinbeiträge nutzen.
MoovIT hatte die Aufgabe, diese Teams mit passender Technik auszustatten. Die Kölner entschieden sich für ein Setup, das aus einem Laptop mit Adobe Premiere und einer angepassten Software besteht, die es den ENG-Teams erleichtert, ihr Material und ihren Rohschnitt inklusive der Metadaten wieder ins IBC zu übertragen.
Für Übersetzungen gibt es die Möglichkeit, den Inhalt automatisch zur Transkriptionsstelle zu schicken, wenn das in den Metadaten entsprechend angelegt ist. Das ist wichtig, weil zeitnah unterschiedliche Übersetzungen des Materials zur Verfügung stehen sollen.
Für die Übertragung ihrer Inhalte können die ENG-Teams unterschiedliche Wege nutzen: Der Materialtransfer kann via Aspera übers Internet stattfinden, es ist aber auch möglich, den Content über spezielle Upload-Stationen der EBU einzuspielen. Für die dritte Möglichkeit sorgt die Hardware des Herstellers Aviwest, die MoovIT bereitstellt. Diese Geräte kombinieren LTE-Modems, WLAN und Internet dynamisch — und je nachdem, wo sich die Teams befinden, wird die passende Kombination genutzt, um eine Datenübertragung mit maximaler Datenrate zu garantieren.
Übertragung von Pressekonferenzen mit Aviwest
Für die Übertragung der Pressekonferenzen der Fußball-EM wünschte sich der Host-Broadcaster eine dynamische Lösung, die es erlaubte, flexibel auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren – ein fixes Übertragungs-Setup schied somit aus.
MoovIT entschied sich daher dazu, eine Lösung von Aviwest zu nutzen, um diese Signale ins IBC nach Amsterdam zu übertragen. Das IBC empfängt von Aviwest-Systemen ein H.265-Signal, das entpackt und im IBC als SDI-Signal bereitgestellt wird.
»Da wir sehr flexibel sind, was Netzwerke und Übertragungsweg betrifft, können wir hierbei eine sehr gute Bildqualität garantieren. Selbst wenn es mal Probleme mit einem der mobilen Modems geben sollte, hätten wir immer noch die Möglichkeit, im Anschluss das Material erneut zu übertragen. Weil die Systeme von Aviwest zusätzlich auch eine lokale Aufzeichnung ermöglichen, liegt das Material ja noch vor«, so Jan Fröhling.
Resümee
Jan Fröhling zieht bislang ein sehr positives Resümee der Remote Production bei der der Fußball-EM.
»Wir waren gezwungen, das Ganze relativ schnell und ohne umfassende Tests oder großen Vorlauf umzusetzen. Es hat sich aber gezeigt, dass man mit unserem Setup sehr gut remote arbeiten kann, und ich bin mir sicher, dass wir diese Workflows auch bei den nächsten großen Events beibehalten werden.«
Dezentrale Arbeitsweisen werden sich also weiter verbreiten und etablieren, ist sich auch Markus Bledowski sicher.
Er ergänzt, dass die Remote Production des Host schließlich nicht in London aufhöre. Schon im jetzigen Setup gebe es zahlreiche Editoren, die gewissermaßen »remote remote« arbeiteten: »Wir haben Editoren, die im Hotelzimmer per VPN geschnitten haben, weil sie sich nach der Einreise zwei Wochen in Quarantäne begeben mussten; und wir hatten auch Editoren, die zu Hause arbeiten mussten, weil sie schon gar nicht ins Land einreisen durften.«
Kurzum: Die Pandemie hat Remote Workflows für Events dieser Größenordnung enorm beschleunigt. Und die Technik hat bewiesen, dass sie mit diesem Fortschritt mithalten und zuverlässig funktionieren kann, erläutert MoovIT.
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