Live, Sport: 28.06.2021

Bundesliga Remote Commentary

Die DFL produziert bei allen Bundesliga-Begegnungen auch ein Livesignal mit englischsprachigem Live-Kommentar – jetzt auch im Homeoffice.

Für ihre internationalen Medienpartner produziert die DFL bei allen Bundesliga-Begegnungen ein Livesignal mit englischsprachigem Live-Kommentar. Es kommen renommierte Kommentatoren zum Einsatz, die die Spiele üblicherweise aus den Stadien oder von der zentralen Produktionsumgebung im Cologne Broadcasting Center aus begleiten. Um auch in Zeiten von Reise- und Kontaktbeschränkungen alle bewährten und bekannten Stimmen einsetzen zu können, wurde in der Saison 2020/21 ein »Remote Commentary«-Konzept erfolgreich umgesetzt.

©DFL
Derek Rae ist einer der Kommentatoren, die im Homeoffice arbeiten.

Seit dem 13. Spieltag der Saison 2020/21 wurden pro Bundesliga-Spieltag im Schnitt fünf Begegnungen durch englische Kommentatoren aus deren Homeoffice live für das Internationale Produkt-Portfolio (IPP) der DFL kommentiert. Sie konnten aufgrund von Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie nicht zu ihren Arbeitseinsätzen nach Deutschland reisen.

Ermöglicht wurde dies durch das von den beiden DFL-Tochterfirmen Sportcast und DFL Digital Sports gemeinsam konzipierte »Remote Commentary«-Konzept. Dabei nutzen die Kommentatoren spezielle mobile Geräte von Prodys, einem spanischen Entwickler und Produzenten im Broadcast-Bereich. Diese Technologie hat es der DFL ermöglicht, ihre Flexibilität bei der Produktion aufrechtzuerhalten und fast uneingeschränkt mit dem angestammten Kommentatoren-Pool weiterzuarbeiten.

Kommentatoren-Pool

Der Pool an Kommentatoren, der im Rahmen des IPP zum Einsatz kommt, wird von der DFL Digital Sports koordiniert und besteht aus 14 Personen. Acht von ihnen sind in Großbritannien, fünf in Deutschland und einer in den USA ansässig. Das neue Konzept berücksichtigt neben der Bereitstellung der optimalen technischen Infrastruktur auch die Logistik, die nötig ist, um die mobilen »Sprechstellen« von einem Kommentator zum anderen zu transportieren. Vier der mobilen Geräte von Prodys stehen zur Verfügung – während eines davon bei Kommentator Derek Rae in den USA dauerhaft im Einsatz war, wurden die anderen drei Geräte innerhalb Großbritanniens jeweils weitergegeben, so dass sie dem eingeteilten Kommentator immer rechtzeitig zur Live-Übertragung zur Verfügung standen. Sechs der Kommentatoren, die im Rahmen der Bundesliga-Produktionen regelmäßig zum Einsatz kommen, wohnen im Großraum London, sodass sogar eine persönliche Übergabe möglich war.

Wohnorte der ausländischen Kommentatoren, die bei der Erstellung des IPP zum Einsatz kommen
Workflow – Remote Commentary

Über die neuen Prodys-Geräte können Video-, Audio- und Datensignale zu den Kommentatoren in ihren Heimbüros übertragen werden. Ergänzend zu der Sprechstelle hat der Kommentator zwei Bildschirme vor sich, über die das internationale Programmsignal übertragen wird, das er zur Verfolgung und Live-Kommentierung des Spielgeschehens braucht.

Die Übertragung der Spielsignale zu den Kommentator-Sprechstellen erfolgt über das Internet. In die Sprechstellen ist eine LTE-Karte integriert, die die Internetverbindung bei den Kommentatoren zu Hause absichert. Als weiteres Backup kommt eine softwarebasierte Lösung zum Einsatz, die bei Ausfall eines der Prodys-Geräte das Weiterarbeiten ermöglicht.

 

Diese technische Lösung hat es mir erlaubt, die Bundesliga während der Pandemie weiter für die weltweite Ausstrahlung zu kommentieren. Alles hat in Echtzeit und mit gewohnt hoher Sprachqualität funktioniert, als sei man tatsächlich in München oder Dortmund und nicht mehr als 5.000 km entfernt. Es ist ein richtungsweisendes Konzept. Als Kommentator möchte man immer vor Ort im Stadion sein, aber diese Lösung gibt allen Beteiligten eine gewisse Flexibilität. Derek Rae.

Vor jedem Spiel bzw. vor dem Start der Live-Übertragung werden die Kommentator-Sprechstellen vom Cologne Broadcasting Center (CBC) aus angesteuert und konfiguriert. Dazu gehört beispielsweise das richtige Einstellen der Lautstärke durch einen Toningenieur oder die Regelung der benötigten Videosignal-Bandbreite.

Mit Hilfe eines Videokonferenz-Tools wird eine zusätzliche Verbindung zwischen den Kommentatoren, möglichen Co-Kommentatoren, einem Toningenieur und dem zuständigen Redakteur hergestellt, sodass alle Akteure während der Übertragung miteinander kommunizieren können.

Das technische Konzept: Der Kommentator nutzt das Prodys-Pult Quantum XL, um zu kommentieren. Als Backup-Lösung steht Session Link Pro auf einem Laptop zur Verfügung – falls das Prodys-System ausfiele, könnte der Kommentatorenton damit übertragen werden. Für die Kommunikation mit Redakteuren oder Technikern ist ein Videokonferenz-Tool im Einsatz.

 

Remote-Commentary-Konzept: Perspektiven

An Regelspieltagen werden bei sechs Begegnungen zusätzlich Co-Kommentatoren eingesetzt. Diese sitzen in den Räumlichkeiten der internationalen Produktion im CBC in Köln und sind über die neue Software mit den Kommentatoren in ihren Heimbüros verbunden. Auf diese Weise können alle gemeinsam das Bundesligaspiel live kommentieren.

Unabhängig von der Corona-Pandemie bietet das Remote-Commentary-Konzept auch langfristig bei gleichbleibender Qualität mehr Flexibilität im Rahmen der gesamten Produktionen des IPP. Die mobilen Sprechstellen – ein zusätzliches Gerät wird für die Spielzeit 2021/22 noch bereitgestellt – werden in der neuen Saison als fester Bestandteil im Produktionsprozess eingesetzt. Das Remote-Commentary-Konzept ist inzwischen so gut etabliert, dass auch zukünftig mehrere Spiele pro Spieltag über die mobilen Kommentator-Geräte in den Heimbüros der Kommentatoren produziert werden sollen.