Ehrlich Brothers: Die Magie eines neuen Looks
Bei der TV-Aufzeichnung einer Bühnenshow des Magier-Duos Ehrlich Brothers wurde mit sechs Prototypen der neuen Arri-Kamera Amira Live ein neuer, cineastischer Look geschaffen.
Kamera-Setup
Letztendlich wurden am Set sechs Arri-Kameras im Arri Multicam System genutzt. Konkret wurden dabei sechs Vorabmodelle der Amira Live als Hauptkameras genutzt, vier davon auf Pedestals, zwei als Handkameras.
Zudem waren auch noch vier Alexa Minis im Einsatz, zwei auf 360-Grad-Schienensystemen, eine auf einem Kran und eine nach Steadicam-Art mit Körperweste auf einem Trinity-System. Diese Kameras haben die gleichen Sensoren im S35-Format wie die Amira Live.
Ergänzend wurden noch zwei C200 von Canon (eine auf einem Stabilizer-Stativkopf von Newton Nordic, eine auf einem Stativ) und drei PTZ-4K-Kameras von Sony (BRC-X1000) eingesetzt, und auch mehrere GoPros wurden verwendet.
Insgesamt waren also 15 Live-Kameras und die GoPros am Start.
Alle Arri-Kameras zeichneten in UHD mit 50p in ProRes 4444 intern auf CFast-2.0-Speicherkarten auf. Außerdem waren diese Kameras per Glasfaser an die Multicam-Infrastruktur angebunden, und ihre Signale wurden dort zusätzlich aufgezeichnet. Auch die Canon-Kameras verwendeten CFast-2.0-Speicherkarten, aber in Canon Raw Light. Die Signale der PTZ-Kameras wurden in ProRes 422 HQ auf SSDs gespeichert (HyperDeck Studio von Blackmagic und Shogun von Atomos).
Bei den Objektiven wurden überwiegend Alura-Zooms von Fujinon/Arri verwendet. Das waren hauptsächlich Zooms mit 45 bis 250 mm Brennweite bei den Pedestal-Kameras und einer der Schienenkameras. Bei der anderen Schienenkamera wurde ein Alura 18-80 eingesetzt. Auf dem Trinity-System wurde fallweise ein Alura-Zoom 15,5 bis 45 mm und eine 12-mm-Festbrennweite montiert.
Bei den beiden Canon-Kameras, die ebenfalls mit einem S35-Sensor ausgestattet sind, wurden ein CN7x17 und ein CN20x50 verwendet, also Cine-Objektive von Canon.
Die PTZ-Kameras haben 1-Zoll-Sensoren und eingebaute Zoomobjektive mit einem Brennweitenbereich von 9,3 bis 111,6 mm.
Lichtregie
Bei einer Produktion wie der »Fabrik der Träume« spielen natürlich das Show- und Effektlicht eine sehr große Rolle, und während der TV-Produktion benötigt man zusätzlich noch eine »Weißlicht«-Regie, um die Bilder für die Kameras in Szene zu setzen. Dementsprechend ist eine ganze Crew um DoP Gerdon für die Lichtsteuerung zuständig und arbeitet an einem ganzen Fuhrpark von Steuerpulten.
Normalerweise befindet sich die Lichtregie direkt im Veranstaltungsraum. Das ging während der jüngsten Ehrlich-Brothers-Produktion schon rein aus räumlichen Gründen nicht, und wegen der Corona-Bedingungen war es auch wichtig, die Personenzahl im Veranstaltungsraum zu reduzieren.
Daher wurde die Lichtregie in einem separaten, abgesetzten Raum mit einer Vielzahl von Monitoren und Lichtsteuerpulten installiert.
In der ersten Reihe steuerte Marek Papke am ganz linken Arbeitsplatz das Weißlicht. Rechts neben ihm saß Oberbeleuchter René Gamsa an einem kleineren Lichtpult für das Effektlicht, außerdem steuerte er die Followspots.
Ganz rechts arbeitet Klaus Kubesch am Lichtpult für das Effektlicht und links neben ihm, am großen Lichtpult mit dem besten Blick auf den Klasse-1-Monitor sitzt DoP und Lichtdesigner Thomas Gerdon.
In der zweiten Reihe arbeitete Leon Schwerdt, er war im Live-Betrieb zuständig für das Augenlicht.
Aufzeichnung, Bildtechnik
Die Technik hinter der Kamera war in einer Flightcase-Regie untergebracht. Man hätte natürlich prinzipiell auch einen Ü-Wagen verwenden können, aber das wäre logistisch schwierig geworden. Deshalb setzte man auf eine Flightcase-Regie.
Die Hauptkameras wurden jeweils via Glasfaser per CCU betrieben, dabei kam jeweils ein Skaarhoj RCPv2 zum Einsatz — insgesamt waren zehn dieser RCPs im Einsatz.
Skaarhoj aus Dänemark bietet mit diesem RCP ein externes Steuerpult für diverse Kameras an. Es bietet den bekannten, klassischen Formfaktor von RCPs und steuert die wichtigsten Funktionen wie Gain, Lift, Gamma, Iris, Black Level, Farbtemperatur. Das Handling orientiert sich an gängiger Bildtechnik.
Als Mischer wurden vier Atem Constellation 8K im Zusammenspiel mit einem Atem 2 M/E Production Studio 4K genutzt, bedient über ein Atem 2 M/E Advanced Panel, alles von Blackmagic.
Viele andere Komponenten der Live-Bildtechnik stammten ebenfalls von Blackmagic, so etwa zwei Kreuzschienen des Typs Smart Videohub 40×40.
Data-Wrangling, Aufzeichnung und Kopierung wurde mit zwei UltraStudio 4K Extreme, zwei HyperDeck Extreme 8K HDR, zwei HyperDeck Studio, zwei Blackmagic Duplicator 4K, vier HyperDeck Studio Mini, zwei Blackmagic Video Assist, vier Atomos Shogun und einem Aja Ki Pro Ultra 12G erledigt — unter zusätzlichem Einsatz von mehreren NAS-Speichereinheiten.
All diese Geräte mit mehr als 20 Monitoren, sieben Rechnern, Messgeräten, Wandlern und ähnlichem zu verknüpfen, erforderte natürlich auch zahllose Kabel und Switches.
Speichermedien
Ein Blick auf die Speichermedien gibt einen Eindruck, welche Datenmengen hier bewegt wurden: 50 x CFast 2.0 512 GB, 8 x M.2 NVME 4 TB, 20 Festplatten und SSDs à 2 TB und rund 50 unterschiedliche SD-Karten.
Sie können (browserabhängig) im eingefügten Player Kapitelmarken anzeigen und direkt navigieren.
Seite 1: Einleitung, Absage wegen Lockdown
Seite 2: Eine neues Konzept, Produktionsrahmen
Seite 3: Der Aha-Effekt, Unterschiede zu anderen Kameras, Nachteile?
Seite 4: Kamera-Setup, Bildtechnik, Data-Wrangling, Aufzeichnung
Seite 5: Crew, Team-Effort, Rückschau
Seite 6: Stabliste
Keine Story mehr verpassen und einfach den Newsletter abonnieren: