Kino-Look für RTL-Serien
Drei aktuelle RTL-Serien setzte DoP-Supervisor Jens Ernst Tukiendorf mit der C500 Mark II um: So arbeitet er, deshalb wählte er diese Kamera.
Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie
Das Drehen ist in Zeiten einer Pandemie natürlich eine große Herausforderung. »Es verkompliziert alle Prozesse, alles muss neu gedacht werden, alles muss neu abgestimmt werden«, erklärt Jens Ernst Tukiendorf.
»Bei Sunny mussten alle Schauspieler zwei Wochen vor dem Dreh in einem extra Gebäude in Quarantäne gehen. Der Produzent Manuel Meimberg war sogar mit in Quarantäne, was uns unglaublich geholfen hat, weil er viel mit den Schauspielern reden konnte und gemeinsam mit ihnen die Rollen erarbeiten konnte. Wir haben also den Nachteil auch in einen Vorteil umgemünzt.«
Am Set mussten alle Anwesenden jeweils Handgelenkbänder in verschiedenen Farben tragen. Das Ganze ist so angelegt, dass nur Personen mit gleicher Farbe sich berühren dürfen. Wer unterschiedliche Farben trägt, darf sich am Set nicht zu nahe kommen und auch sonst keinen Kontakt miteinander haben. Sollte es einen Corona-Fall geben, dann weiß man genau, welcher Kreis betroffen ist, der dann getestet werden muss, um Sicherheit zu schaffen.
»Es gibt auch einen erhöhten Aufwand, was das Übergeben von Ausstattungs- oder technischen Gegenständen gibt. Da gibt es viele, auch lustige Situationen, wo man ein iPad übergeben will und dann ein Aufschrei kommt: Schreck nein, wir müssen das desinfizieren.« Das erschwert und verzögert eben viele Abläufe.
»Bisher hat alles funktioniert, wir sind glücklich durchgekommen, sowohl bei Sunny wie auch bei Verbotene Liebe. Bei Even Closer haben wir die Schauspieler auch in Quarantäne geschickt. Zudem werden alle Heads regelmäßig auf Corona getestet. Das fing schon 14 Tage vorher an, es wurde regelmäßig getestet und während der Produktion wird nun ebenfalls ständig getestet: Zum Mittag muss halt jeweils ein bestimmter Personenkreis an einer Teststelle vorbeigehen, dort ist ein Arzt — und 24 Stunden später ist dann jeweils der Test da.«
»Starke Einschränkungen gibt es auch gestalterisch«, erklärt Jens Ernst Tukiendorf. »Haze, Nebel sind ein Mega-Problem geworden. Bei einem Produkt wie Even Closer, wo es um Tanzen, um Tiefen geht, ist das eine eklatante Einschränkung. Früher konnte man mit Spitzlichtern arbeiten, mit Beams von hinten — und die ganze Tiefe, die Luft hat gelebt. Jetzt sieht das relativ nüchtern aus. Das ist schmerzlich und kaum lösbar.«
Will man doch mit Nebel und Haze arbeiten, muss man genau festlegen, wer dann wie am Set sein darf. Das geht etwa nur innerhalb der Schauspielergruppe, die in Quarantäne ist, es dürfen keine Komparsen am Set sein und alle anderen Beteiligten müssen hochwertige Schutzmasken tragen.
Podcast: Corona-Beschränkungen ab 21:29
Alles anders
In der Produktion von TV-Serien hat sich innerhalb weniger Jahre sehr viel verändert. Mit den Streaming-Dienstleistern etwa hat sich die Bandbreite der Themen und Inhalte erweitert, aber auch der Look hat sich verändert.
Zudem wirken sich neue Technologien im Kamera- und Lichtbereich aus, so kann man unter anderem auch Nachtszenen heute ganz anders gestalten als früher. Die Digitalisierung und Cloud-Dienste haben ebenfalls massive Auswirkungen auf Produktions-Workflows bewirkt. Und nun mit der Covid19-Pandemie wurden innerhalb sehr kurzer Zeit noch einmal massive Veränderungen am Set erzwungen.
Viele Veränderungen begrüßt Jens Ernst Tukiendorf ausdrücklich und freut sich stets über neue Gestaltungsmöglichkeiten — aber umso mehr schmerzt ihn, dass die Pandemie gestalterische Einschränkungen erzwingt. Bleibt zu hoffen, dass diese Problematik schon bald ein Teil der Vergangenheit ist.
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