Nachtdreh mit der S1H
Moderne, digitale Kameras haben eine ganz neue Qualität von Nachtszenen ermöglicht: Die Nacht kann heute im Film ganz anders aussehen als früher. Ein Erfahrungsbericht vom Drehen mit der Panasonic-Kamera S1H.
Konkretes Beispiel
Die Sparkassenszene ist bedingt durch den Schriftzug auf der rechten Seite von rotem Licht gefärbt. Hier habe ich von der anderen Seite mit kaltem Licht gegengeleuchtet.
Ebenso kann man natürlich die Person im Bild mit wärmerem Licht beleuchten und den Weißabgleich vorher etwas kühler stellen. Alles dient dazu, Dinge voneinander abzuheben.
Da kein spezieller Look für das Video vorgesehen war, konzentrierte ich mich also auf diese Art der Bildgestaltung. Natürlich setzt sich das dann im Schnitt fort, dazu später mehr.
Die Color Science der VariCam und die circa 13 Blendenstufen an dynamischem Kontrast helfen der S1H hier sehr dabei, natürliche Farben und Kontraste zu erzeugen.
Man kennt ja noch die anfänglichen Witzeleien über die typischen Farben der Hersteller: Canon ging eher ins Rot-Warme, Sony war für seinen Grünstich bekannt, und Panasonic lag bei der GH5 etwas in der Grün-Magenta-Richtung. Die S1H hingegen produziert ein sehr neutrales und akkurates Bild.
Bei Spezial-Sportarten wie in unserem Fall kommt es oft vor, dass man einen Trick über 40mal filmen muss. Hier hat der Stabilisator hervorragende Dienste geleistet, um das Zittern in den Händen nicht aufs Bild zu übertragen. Stabilisierung braucht es mit der verwendeten Kamera-Objektiv-Kombination durchaus, sobald man länger am Stück dreht.
Würde ich damit häufiger drehen, würde ich ein kleineres Objektiv adaptieren, was auch wunderbar geht. Viele alte Linsen (unter anderem auch Canon FD) lassen sich an der Kamera verwenden, und man kann damit das Gewicht immens reduzieren (Artikel zu Vintage-Objektiven). Natürlich hat man dann nicht mehr das perfekte Zusammenspiel aus Systemlinse und Kamera — aber ob der Einsatz eines anderes Objektivs sinnvoll ist, hängt natürlich, wie so oft, von der Situation ab. Auf jeden Fall kann man die S1H auch »schön klein bauen«.
Bei manchen Kameras, etwa der GH5, kann es ein ganz leichtes Zittern (»Mikrozittern«) geben, wenn man schnell mit der Kamera rennt — auch auf einem Gimbal. Das Zittern entsteht durch den stabilisierten Sensor, der mit Magneten in der Kamera gehalten wird. Wenn die Kamera aus ist, kann man durch Wackeln der Kamera sogar sehen, wie der Sensor hin- und herspringt, weil kein Strom anliegt. Leider sind die starken Erschütterungen beim Rennen dafür manchmal zu viel, und das besagte Zittern entsteht. Bei der GH5s ohne stabilisierten Sensor ist dies nicht der Fall.
Die S1H hat zwar eine Stabilisierung, hier trat aber das Mikrozittern nicht auf. Dass durch die Sensorgröße einfach mehr Masse da ist und die Magnete dadurch stärker sind, oder ob der Stabilisator weiterentwickelt wurde, kann ich nur mutmaßen. Jedenfalls gab es mit der S1H keinerlei Störungen, selbst wenn man damit schnell rannte.
Insgesamt waren wir an fünf Abenden jeweils etwa drei bis fünf Stunden unterwegs, immer mit dem Rad und immer möglichst inkognito. Hier kommt die S1H voll zur Geltung.
Wie bereits im Testbericht der Kamera erwähnt, ist sie ein kleines Produktionstier — und klein ist hier das Schlüsselwort. Ich sehe die S1H nicht als Alternative zu DSLRs, sondern als kleine zur Produktionsklasse. Da sie in der DSLR-Größe liegt, ist die Peripherie auch entsprechend klein, und alles passt in einen Rucksack, in dem man alternativ auch ein weiteres Fach mit dem Atomos Ninja belegen könnte, um in Raw aufzunehmen (Praxistest).
Seite 1: Einleitung, S1H als Nachtkamera, Video
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Seite 4: Schnitt, Video, Fazit
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