Nachtdreh mit der S1H
Moderne, digitale Kameras haben eine ganz neue Qualität von Nachtszenen ermöglicht: Die Nacht kann heute im Film ganz anders aussehen als früher. Ein Erfahrungsbericht vom Drehen mit der Panasonic-Kamera S1H.
Unser Bild von der Nacht hat sich verändert — und das liegt auch an technischen Entwicklungen, die es erlauben, die Nacht im Film heute ganz anders darzustellen. Früher sah die Nacht im Film eigentlich nie so aus wie in der Wirklichkeit. Es gab einerseits technische Begrenzungen, zum anderen gestalterische — weshalb oft »Day for Night« gedreht wurde, oder eben auch bei jedem Nachtdreh doch sehr viel Licht verwendet werden musste. Heute kann man mit »available Light« und wenig Zusatzlicht einen ganz anderen Nacht-Look herstellen.
Ein Aspekt dessen, warum es schwierig ist, realistische Nachtszenen darstellen zu können, bleibt aber prinzipiell erhalten: Menschliches Auge und Gehirn funktionieren anders als Kameras. So ermöglichen Pupille und Netzhaut im Zusammenspiel ein Kontrastverhältnis von 100.000:1 oder 100 dB — und nach längerer Adaption deckt das Auge sogar einen Bereich von noch deutlich mehr als 100 dB ab. Das mit einer Kamera zu erfassen und bis auf ein Display weiter zu transportieren, ist immer noch eine Herausforderung …
Auch heute noch, wo sehr lichtstarke Kameras verfügbar sind, haben Nachtaufnahmen immer einen speziellen Look: Statt einer relativ gleichmäßigen Beleuchtung durch die Sonne bei Tag, sieht man in der Nacht eher einzelne Lichtinseln, die aus der Dunkelheit hervorstechen. Auch die Farbigkeit stellt sich, allein schon wegen der heute verwendeten künstlichen Lichtquellen in urbanen Szenerien, ganz anders dar.
Ein Blick auf dieses Thema, verbunden mit einem Erfahrungsbericht mit der S1H von Panasonic, nach einem Motto, das die »Fantastischen Vier« mal gesamplet haben: »Nun, da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt, kann das Spiel beginnen.«
S1H als Nachtkamera
Die S1H besitzt zwei Dinge, die bei Drehs ohne viel Zusatzbeleuchtung von Vorteil sind: einen Vollformatsensor und Dual-Native-ISO (Praxistest).
Auf einem Vollformatsensor gibt es einfach mehr Platz für größere Pixel (Sensorformate), und damit kann die Kamera mehr Licht pro Pixel sammeln. Das Ergebnis ist höhere Lichtempfindlichkeit und weniger Rauschen. Und auf Basis dieser Vorgaben kann man dann noch weiter optimieren: Im Normalfall wird vom Hersteller die ISO-Empfindlichkeit als native ISO einer Kamera festgelegt, bei der sie am wenigsten Bildrauschen erzeugt und den höchsten Dynamikbereich hat. Im Fall von Dual-Native-ISO können der Kamera zwei native ISO-Werte zugewiesen werden, die quasi zwei Sweet-Spots bieten. Das wird in der Signalverarbeitung der Kamera erreicht.
Bei der S1H sind als Dual-Native-ISO 640 und 4.000 festgelegt. Bei ISO 4.000 sollte es also im optimalen Fall ebenso wenig Bildrauschen geben wie bei ISO 640. Normalerweise hat die zweite native ISO aber einen etwas geringeren Dynamikumfang, doch bei der S1H ist dieser Unterschied nur marginal.
Als Objektiv diente bei unserem Testdreh das Panasonic Lumix S Pro 50 mm 1.4, das im hier eingefügten Video meistens zwischen Blende 2 und 2.8 benutzt wurde. Da das Video viel Bewegung enthält, stellte die relativ offene Blende in Verbindung mit einem Vollformatsensor natürlich eine Herausforderung dar.
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Seite 4: Schnitt, Video, Fazit
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