Bundeswehr: VR-Studio in Betrieb
Mit der Übergabe eines Virtual Studios in der Mayener Oberst-Hauschild-Kaserne erreichte die Medientechnik der Bundeswehr einen wichtigen Meilenstein.
Wofür braucht denn die Bundeswehr überhaupt ein Virtual Studio? Diese Frage kann natürlich polemisch klingen, rein sachlich ist sie aber schon berechtigt, denn schließlich wird die Bundeswehr durch Steuern finanziert.
Nun ist film-tv-video.de sicher nicht die richtige Plattform für eine politische Diskussion solcher Themen und konzentriert sich stattdessen auf die Technik und die Workflows bei der Produktion von Bewegtbildmedien. Deshalb nur so viel: Die Bundeswehr folgt dem Grundsatz des »Staatsbürgers in Uniform«, soll also fest in der Mitte der Gesellschaft integriert sein, sich eben genau nicht abkapseln und isolieren — und dazu gehören Offenheit und Transparenz, die letztlich nur mit zeitgemäßer Kommunikation möglich sind. Ist es da nicht sinnvoll, logisch und letztendlich sogar zwingend, dass damit auch moderne Medientechnik verwendet wird?
Die Bundeswehr hat für solche Aufgaben das Zentrum für Operative Kommunikation der Bundeswehr eingerichtet und sagt dazu: »Das Wirken mit Massenmedien auf freigegebene Zielgruppen ist eine Teilfähigkeit der Operativen Kommunikation der Bundeswehr. Aber wie erreicht man in der heutigen Zeit die angesprochenen Menschen? Eine zentrale Bedeutung haben TV-Beiträge und Videos, welche zunehmend über das Internet gestreamt werden. Diese Produkte werden zukünftig von den Medienspezialisten im Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr (ZOpKomBw) in einem neuen Virtual Reality Videostudio produziert.«
Nun eröffnen sich mit dem VR-Studio völlig neue Möglichkeiten in der Bewegtbildproduktion. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) übergab das VR-Studio an das ZOpKomBw.
»Wir können im Virtual-Studio drei Kameras über ein Robotik-System steuern. In Verbindung mit dem virtuellen System ist ein extremer Fotorealismus und eine hervorragende Produktions-Performance möglich«, freut sich Oberstabsfeldwebel Dirk Arenz. »Wir sind jetzt in der Lage, eine maximale Interaktion zwischen dem Moderierenden und der Virtualität in der Videoproduktion zu schaffen.« Die Soldaten arbeiten zukünftig mit einem System, das auf dem neusten Stand der Technik ist.
»Das neue Studio kann sich in jeder Hinsicht mit zivilen Video- und TV-Produktionsstätten messen. Die vielen neuen Funktionen bieten uns völlig neue Möglichkeiten — vor und hinter der Kamera.«
Dirk Arenz, Oberstabsfeldwebel
Überblick der Möglichkeiten
Die Kameraroboter können beispielsweise so programmiert werden, dass sie den Moderierenden in bestimmten Abständen und Winkeln genau folgen. Auf einem 6 x 6 m großen Green-Area werden »lageangepasste« Bilder oder Videos, sogenannte »Hintersetzer« eingespielt.
Der gesamte Aufbau ist vergleichbar mit den Möglichkeiten, die man aus vielen Nachrichtensendungen im TV kennt.
In der »Control-Room-Area«, welche an das Studio anschließt, sind die vier operativen Hauptfunktionsbereiche eingerichtet: Grafik, Ton, Bildtechnik/Mischung und Automatisierung mit der entsprechenden Operator-, Mess- und Monitoring-Technik. Hier setzt die am Markt zurzeit am weitesten entwickelte Echtzeit-VR-Systemtechnik an.
Weitere Details zur Technik insgesamt und den konkret verwendeten Geräten finden Sie hier.
Das VR-Studio realisierte die KST Moschkau GmbH.
Feierliche Übergabe erfolgt
Mit der Übergabe in der Mayener Oberst-Hauschild-Kaserne wurde ein bedeutender neuer Abschnitt für die Medientechnik der Bundeswehr erreicht. Oberst im Generalstabsdienst Dr. Stefan Gruhl, Kommandeur des ZOpKomBw, würdigte in seiner Rede die hervorragende Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten.
Die Projektleitung im BAAINBw stand bei der Realisierung des Projektes vor verschiedenen Herausforderungen. Unter anderem wurden sogenannte Teilregenerationen des alten Studios und Umbaumaßnahmen geplant und umgesetzt.
Kurz vor der Übergabe wurde es besonders knifflig: »Aufgrund kurzfristiger Umplanungen musste das gesamte Studio innerhalb von nur drei Monaten in ein anderes Gebäude umgebaut und dort in Betrieb genommen werden«, sagt der technische Regierungsoberamtsrat Matthias Wobbermin. Der erfahrene Referent aus dem BAAINBw managte auch diese Aufgabe teilweise im laufenden Betrieb. Gleichzeitig wurde das Personal in das neue System eingewiesen.
Mit der neuen Videostudiotechnik am ZOpKomBw Z ist das Zeitalter der Virtual und Augmented Reality in der bundeswehreigenen Medientechnik angekommen. In den nächsten Jahren wird sie sicherlich in weiteren zentralen Produktions-einrichtungen der Bundeswehr zur Anwendung kommen.