Film, Kamera, Making-of, Objektiv: 17.01.2020

Imax-Film »Cuba« mit Alexa 65 und LF gedreht

Regisseur und DoP Peter Chang drehte den Imax-Film »Cuba« mit der Alexa 65 und der Alexa LF. Dabei verwendete er eine ungewöhnliche Objektivkombination.

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Gedreht wurde »Cuba« unter anderem mit einer Alexa LF und Cooke-Objektiven.

Beim Drehen seines jüngsten und schon preisgekrönten Dokumentarfilms »Cuba«, drehte der Regisseur, Produzent und DoP Peter Chang mit den Arri-Kameras Alexa 65 und Alexa LF. Er kombinierte dabei eine ganze Reihe verschiedener Objektive mehrerer Hersteller.

Cuba, Plakat
Peter Changs jüngster Imax-Film »Cuba« ist seit kurzem fertiggestellt und wird nun in Museen, Bildungseinrichtungen und andere Großbild- und Imax-Kinos gezeigt.

So setzte Chang an der Alexa 65 Objektive der Baureihe Arri Prime 65 und DNA ein. An der Alexa LF nutzte er von Leica Thalia- und Summicron-C-Objektive, von Zeiss kamen Master Primes und Compact Zooms in Einsatz, von Focus Optics das Ruby 14-24 und von Cooke wurden S7/i-Primes verwendet. Eine Besonderheit bei diesen Objektiven war der Einsatz der Cooke-Primes, denn mit jenen verfolgte Peter Chang einen ganz besonderen Plan.

Er wollte nämlich — bei Imax-Filmen ganz ungewöhnlich — Close-Ups verwenden. Normalerweise werden in Großbildformatproduktionen solche Einstellungen nicht verwendet — das gilt sozusagen als ungeschriebenes Gesetz. Chang wollte aber eine bestimmte Art von intimer Bildstimmung schaffen, die das erforderte.

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Co-DoP Justin Henning an der Küste von Kuba.

Also warf er diese Regel über Bord, wollte dafür aber die optimal passende Objektivwahl für diese Zwecke finden und setzte hierfür in »Cuba« Cooke-Objektive der  S7/i Full Frame Familie ein. Die  Großaufnahmen mit anderen Objektiven umzusetzen, fand Chang einfach nicht optimal passend.

Er wollte mit den Cooke-Objektiven bewusst »einen sehr filmischen und verträumten Look erreichen, sehr weich und sanft, aber dennoch knackig und scharf. Cooke-Objektive waren schon immer sehr schmeichelhaft für Gesichter und Menschen, daher fand ich diese Kombination für die porträt-orientierten Abschnitte des Films magisch.«

Im weiteren Artikel erläutert er genauer, wie er die Zusammenarbeit von Alexa LF und Cooke S7/i empfand und bewertet.

Nicht nur unter dem Objektivaspekt und mit dem Wunsch, gestalterische Regeln über Bord zu werfen, war Chang insgesamt offen zu experimentieren: »Ich arbeite seit Dezember 2014 an diesem Projekt«, sagte Chang. »Das ist ein ganz schöner Zeitrahmen, um allerhand neue Technologien nutzen zu können: Wir haben insgesamt 18 verschiedene digitale Kameraformate bei den Aufnahmen für diesen Film verwendet.«

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Die narrativen Porträtaufnahmen wurden mit Cooke-Objektiven gedreht.

Peter Chang ist für seine Imax– und Großbildarbeiten als Kameramann von »Jerusalem« und »America Wild: National Parks Adventure« bekannt. Sein jüngster Imax-Film »Cuba« ist seit kurzem fertiggestellt und wird nun in Museen, Bildungseinrichtungen und anderen Großbild- und Imax-Kinos gezeigt: ein 44minütiges Bilder- und Gefühlsfeuerwerk.
 


Trailer zu »Cuba«.
Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Die Umgebung betrachtet Justin Henning  in »Cuba« wie einen weiteren Darsteller.
Besonderer Look: Alexa LF und Cooke S7/i

Chang hatte die Cooke S7/i Großformat-Objektive erstmals Anfang 2018 bei einem Projekt eingesetzt und sie für den Einsatz auf der Riesenleinwand getestet. Das ermutigte Chang, diese Objektive bei den narrativen, persönlichen Passagen von »Cuba« zu verwenden.

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Peter Chang zum Dreh mit einer Ballerina: »Wir haben einige Nahaufnahmen von ihrem Gesicht gedreht, die wunderbar herauskamen.«
Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Es gibt Herausforderungen in puncto Kadrierung von Nahaufnahmen im Großformat.

»Cuba konzentriert sich auf die Schönheit, den Geist und den Charakter dieses karibischen Landes und seiner Menschen«, erklärt Chang. »Eine der Hauptgeschichten des Films dreht sich um eine junge Ballerina. Ich habe mich sehr darauf gefreut, die Cookes zu verwenden, da wir wussten, dass wir auf der Bühne mit einer herausfordernden theatralischen Bühnenbeleuchtung drehen würden und wir diese Art von Imax-Regel, auf der Riesenleinwand keine Nahaufnahmen zu zeigen, brechen wollten. Genau das haben wir dann auch gemacht: Wir haben einige Nahaufnahmen von ihrem Gesicht gedreht, die wunderbar herauskamen.«

Zweifellos gibt es aber Herausforderungen in puncto Kadrierung von Nahaufnahmen im Großformat, die damit zusammenhängen, wie sie gezeigt werden.

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Chang und sein Co-DoP Justin Henning hatten einen vollen Satz von zwölf S7/i-Objektiven zur Verfügung.
Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
»Ich habe die Cooke S7/i Objektive mit der Arri Alexa LF kombiniert, was eine phänomenale Kombination ist«, sagte Peter Chang.

»Imax hat flache Leinwände, wie sie normalerweise für 3D verwendet werden, aber es gibt dort eben auch Kuppelkinos, bei denen man überwiegend die untere Hälfte eines Bildes im 1,43-Format betrachtet und der Rest wird oberhalb des Kopfes gezeigt, wo man normalerweise nicht unbedingt hinschaut«, erklärt Chang. »Eine Nahaufnahme muss also in dieser unteren Hälfte oder im unteren Drittel des Bildes kadriert werden. Bei einem Bild, das so groß ist, wie wir es projizieren — manchmal sind das 30 x 20 m oder mehr — kann eine Nahaufnahme ziemlich irritierend sein, weil man dann kleinste Unvollkommenheiten im Gesicht von Menschen sieht. Man kann eventuell das Make-up auf der Haut sehen und Flecken, die unattraktiv sein können. Aber ich wollte sehen, wie weit wir es mit unserer Ballerina treiben können, um mehr Intimität zu gewinnen.«

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Justin Henning und Peter Chang.

Chang und sein Co-DoP Justin Henning hatten einen vollen Satz von zwölf S7/i-Objektiven zur Verfügung, meist nutzten sie aber das 18 mm. »Ich habe die Cooke S7/i Objektive mit der Arri Alexa LF kombiniert, was eine phänomenale Kombination ist«, sagte Chang. »Das gibt mir einen sehr filmischen und verträumten Look — sehr weich und sanft, aber dennoch knackig und scharf.«

Auch aus Sicht von Henning waren die Cooke S7/i-Primes eine gute Wahl. »Die Objektive waren sehr scharf, was bei den Auflösungen und den Imax-Leinwänden, für die wir arbeiten, extrem wichtig ist, verbunden mit einem cremigen Bokeh und einem sehr gefälligen Roll-Off«, sagte er.

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
»Ich liebe die Art und Weise der Lensflares dieser Objektive«, erklärt Peter Chang.

»Was ich beim Drehen mit den Cooke-S7/i-Objektiven besonders mag, ist die Vertrautheit, die sie mir geben. Ich drehe seit Jahren mit Cooke-Objektiven, angefangen mit dem Speed Panchro, dann die S4/i-Objektive und seit neuestem viel mit den neuen Cooke SF Anamorphic/i. Cooke-Objektive waren schon immer ein Muss für mich. Bei Cuba hatte ich zum ersten Mal das Vergnügen, mit der Alexa LF im Vollformat zu drehen — und die Tatsache, dass die Cooke S7/i Objektive den ‚Cooke-Look‘ beibehalten haben, an den ich mich über die Jahre gewöhnt habe, war großartig — aber beim Drehen mit diesem neuen Vollformat-Kamerasystem war es ein reine Freude.«

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
»Bei schwierigen Gegenlichtsituationen, bei denen man in die Sonne fotografiert, ist das Streulicht schön und natürlich und bringt zusätzliche Dimensionalität.«

»Ich liebe die Art und Weise der Lensflares dieser Objektive. Das ist bei jedem Objektiv ein wichtiger Aspekt für mich. Bei schwierigen Gegenlichtsituationen, bei denen man in die Sonne fotografiert, ist das Streulicht schön und natürlich und bringt zusätzliche Dimensionalität — und ich habe versucht, das mit diesen Objektiven während der Aufnahme auszunutzen, etwa wenn die Ballerina am Strand trainiert, während die Sonne untergeht«, erzählt Chang.

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
Für Porträts und Beautyshots haben die Objektive unglaublich gut funktioniert«, resümiert Henning.

»Für Porträts und Beautyshots haben die Objektive unglaublich gut funktioniert«, resümiert Henning. »Die Objektive sind etwas wärmer als andere vergleichbare Objektive, was die Hauttöne wunderschön aussehen lässt. Da wir für Imax drehten, war unser Objektiv typischerweise sehr weitwinklig — normalerweise um die 18 mm. Aber die Kombination aus der Arri Alexa LF und den S7/i Objektiven gab uns eine schöne Trennung zwischen unseren Motiven und Hintergründen. Das Imax-Format lebt von der Umgebung, die ihr Motiv umgibt. Es ist ein unglaublich beeindruckendes Format. Die Bäume über den Köpfen, die Gebäude, die die Protagonisten flankieren, wenn sie die Straße hinuntergehen — all diese Dinge sind sozusagen ein weiterer Darsteller im Film. Die Balance zwischen der Intimität der Figur und der Umgebung ist eine der größten Herausforderungen bei den Dreharbeiten für Imax. Die Patina von Havanna und die extra Wärme der Cooke-Linsen haben sehr gut harmoniert.«

»Auf Imax- und Großbildleinwänden halten die Cooke-Bilder wirklich gut stand — sowohl in Bezug auf die Bildqualität als auch auf die emotionale Wirkung«, so Chang. »Das Publikum hat geweint, als es unsere emotionaleren Szenen sah. Die Kombination von Charakteren, Geschichten, Kulissen, Musik… alles kommt in Cuba zusammen, und Cooke war ein wichtiger Teil davon.«

Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
»Auf Imax- und Großbildleinwänden halten die Cooke-Bilder wirklich gut stand.«
Cuba, Alexa PF, Cooke © Golden Gate 3D
»Die Objektive sind etwas wärmer als andere vergleichbare Objektive, was die Hauttöne wunderschön aussehen lässt.«

2020 wird »Cuba« in vielen Imax- und Großbildkinos gezeigt werden. Er wird meistens mit seiner vollen Laufzeit von 44 Minuten gezeigt, an manchen Orten wird nur eine gekürzte, 20-minütige Version vorgeführt. Der Film wurde kürzlich als Eröffnungsfilm für das Fort Lauderdale International Film Festival ausgewählt, wo er großartige Kritiken erhielt, auch von Mitgliedern der großen kubanisch-amerikanischen Bevölkerung Südfloridas.