Broadcast, Intercom, Report, Technology, Top-Story: 05.09.2019

Formel 1: Kommunikation ist alles

Wenn Lewis Hamilton und seine Kollegen über einen Formel-1-Kurs jagen, ist perfekte Kommunikation essenziell. Alle Rennteams benötigen eine Lösung, die den permanenten Austausch zwischen Fahrern, Ingenieuren, Konstrukteuren und Mechanikern ermöglicht. Genau dafür sorgt Riedel Communications.





Video von Mercedes-AMG Petronas Motorsport: What Happens at the Engineering Station in an F1 Garage?
Lokales Funknetzwerk und Headsets
©Riedel, Safety Car
Technik im Safety Car.

Riedel baut bei jedem Formel-1-Rennen ein Funknetzwerk mit rund 2.000 Teilnehmern auf. Der Großteil davon wird mit Motorola-Funkgeräten des Typs MTP 850 ausgestattet. Alle F1-Teams nutzen diese Form der Kommunikation mit einer zentralen Basisstation. Auch Medical Cars, Safety Cars oder Streckenposten arbeiten mit den Tetra-Handfunkgeräten. »Die Kommunikation per Funkgerät hat den Vorteil, dass sie extrem zuverlässig ist, wenngleich sie natürlich im Vergleich zu anderen Lösungen einen geringeren Funktionsumfang bietet«, erklärt Jakob Stellbrinck den umfassenden Einsatz der Geräte in der Formel 1.

Artist Intercom bei den Teams
©Nonkonform, Formel 1, Fia
Auch die Fia ist Riedel-Kunde.

Für die Team-Kommunikation gibt es höhere Anforderungen, deshalb sind hier auf breiter Basis die größeren Intercom-Systeme von Riedel im Einsatz. Mittlerweile nutzen 17 Kunden Riedel Artist-Systeme. Dazu zählen nicht nur F1-Teams, sondern etwa auch der Reifenlieferant Pirelli, die FIA (Fédération Internationale de l‘Automobile), die FOM (Formel-1-Management) sowie mehrere F2- und F3-Teams, aber auch diverse Broadcaster, darunter RTL.

Die Systeme sind mit durchschnittlich fünf bis acht Artist Nodes als Knotenpunkte für Riedels Intercomsysteme ausgerüstet, einige Kunden nutzen sogar noch mehr Nodes. Daran lassen sich 30 bis 50 Panels, also Intercom-Sprechstellen, anbinden. »Sie ermöglichen die Kommunikation zwischen den Ingenieuren, zum Fahrzeug, zu den Factorys«, so Jakob Stellbrinck.

©Nonkonform, Formel 1, Toro Rosso
Bei der Kommunikation nutzen alle Teams – bis auf eines – die Headsets von Riedel.

Bei der Kommunikation nutzen alle Teams – bis auf eines – die Headsets von Riedel, die der Hersteller individuell anpasst: etwa im passenden Rot-Ton für Ferrari, schwarz für Mercedes, blau für Toro Rosso. Die Headsets müssen auch bei extremster Geräuschkulisse von bis zu 130 dB gewährleisten, dass die Träger gut hören können.

Wer spricht mit wem?

Im Fokus der Kommunikation stehen natürlich die Fahrer, deren Funkgeräte speziell modifiziert sind, damit sie auch die härtesten Anforderungen im Rennauto gut bewältigen können.

©Lukas Hayden, Formel 1

Eine zentrale Position im Team nimmt der Race-Ingenieur ein. Seine Hauptaufgabe besteht darin, alle wichtigen Infos zu sammeln und die relevanten an den Fahrer weiterzugeben. Weitere wichtige Aufgaben übernehmen Performance- und Strategie-Ingenieure, die das Auto und dessen Leistungsfähigkeit bzw. das gesamte Feld und die anderen Teams im Blick haben. Sie sind wiederum in ständigem Austausch mit den Mechanikern, aber auch mit den Entwicklern und Technikern in den Factorys. Nicht zuletzt wollen die Zuschauer live mit dabei sein, den Boxenfunk mithören und erfahren, was Fahrer oder Techniker sagen.

©Nonkonform, Riedel
Intercom-Technik im Einsatz.

Die Kommunkationstechnik von Riedel ermöglicht es grundsätzlich, dass jeder mit jedem kommunizieren kann. De facto ist es aber dem jeweiligen Rennstall überlassen, wie er seine Kommunikation aufsetzen möchte, denn es ergibt keinen Sinn, dass alle alles hören können – und es wäre zudem auch enorm aufwändig umzusetzen.

Die Intercom eines Teams kann je nach Ausstattung der Rennteams beliebig komplex werden, erläutert Jakob Stellbrinck. Es gebe aber für die Team-Kommunikation so etwas wie einen Standard, weil ja immer zwei Fahrzeuge, die beiden Fahr-Crews, zwei Ingenieursgruppen und auch Interconnect-Möglichkeiten zwischen den Crews berücksichtigt werden müssen.

©Nonkonform
Paddock Spielberg.

»Im individuellen Setup definieren wir nicht nur, wer mit wem sprechen muss, sondern auch, welche Prioritäten es gibt, wenn eine Leitung ausfällt«, erklärt Stellbrinck.

©Nonkonform
Jakob Stellbrinck hebt hervor, dass Zuverlässigkeit der verwendeten Technik an erster Stelle steht.

Das hört sich einfach an, kann aber ziemlich kompliziert werden. Jakob Stellbrinck beschreibt das anhand einiger Beispiele: »Bei Time Penaltys muss ein Fahrzeug beispielsweise stehen bleiben und es darf für einige Sekunden nicht berührt werden. Hierfür haben wir im Artist-Intercomsystem eine Logik implementiert, die dafür sorgt, dass in diesen Situationen wie bei einem Countdown ein Piepton zu hören ist, der signalisiert, ab wann das Auto wieder berührt werden darf. Dabei muss unsere Technik absolut sicherstellen können, dass diese Zeitspanne in keinem Fall zu kurz ist«, erklärt Stellbrinck, »denn ein Fehler würde hier eine Folgestrafe nach sich ziehen.«

©Nonkonform
Neue Regeln und Technologien sollen die Formel 1 spannend halten.

Ein anderes Beispiel: Seit zwei Jahren ist es den Teams erlaubt, alle Fahrer auf der Strecke zu hören – also auch die der Konkurrenz; das soll bei den Rennen für mehr Spannung sorgen. Für eines der Teams hat Riedel nun per Intercom eine Möglichkeit geschaffen, dass GPS-basierend nur die beiden Autos vor und hinter dem Fahrer abgehört werden. »Das liefert dem Fahrer die Informationen, die relevant für ihn sind, denn üblicherweise muss der Fahrer nicht wissen, was zehn Autos hinter ihm gesprochen wird«, erklärt Stellbrinck.

Solche Anforderungen wie die beiden beschriebenen passt Riedel mit dem Artist-System dynamisch an, u.a. basierend auf den GPS-Informationen der Autos.

Race Control

Die Rennleitung ist verantwortlich für die Überwachung der Trainings, der Qualifikationsläufe und des eigentlichen Rennens selbst. Stewards haben die Aufgabe, Regelverstöße auf der Strecke zu beurteilen und Fahrer gegebenenfalls auch zu bestrafen.

Die Rennleitung kann auf alle Bilder der FOM zugreifen, zusätzlich installiert Riedel in der Pit Lane vier bis fünf Kamera-Masten, die nur auf die Pit Stops gerichtet sind. Meistens werden zwei bis drei Teams mit einer Kamera erfasst, und mit deren Bildern wird geprüft, ob es Unsafe Releases gibt.

©Riedel.

Außerdem installiert Riedel in den Garagen über jedem Auto eine weitere Kamera, die prüft, ob alles regelkonform abläuft. Beispielsweise darf das Auto nach dem Qualifying nicht mehr verändert werden, was mit diesen Kameras aktiv überwacht wird.

Teilweise liefert Riedel auch noch zusätzliche Kameras, um die der FOM zu ergänzen – etwa in Silverstone, wo es eine Kurve gibt, bei der man genau überwachen möchte, ob die Fahrer regelkonform fahren oder sich in der besagten Kurve einen Vorteil verschaffen möchten.

Alle Daten der Race Control speichert Riedel lokal; zusätzlich werden sie in einem Datencenter in Wuppertal gespiegelt und redundant gespeichert. Stellbrinck erklärt es: »Das ist wichtig, damit die FIA jederzeit Sachverhalte prüfen kann – auch rückwirkend.«

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