Schätze retten: Das Glockenbacharchiv
Back to the roots: Der Dokumentarfilm-Kameramann Hans Albrecht Lusznat kehrte zu seinen Wurzeln im Videobereich zurück. Das ruft Erinnerungen aus den 1970er-Jahren wieder — und es entstand ein veritables Restaurierungs- und Archivierungsprojekt.
Ein paar alte Magnetbänder umzukopieren kann ja wohl keine große Sache sein? Wenn die Bänder aber aus den 70er-Jahren sind, dann schon.
Die ersten Kontakte mit der Macherseite der Medienwelt knüpfte Hans Albrecht Lusznat in den 1970er-Jahren. Heute kann er auf eine lange Karriere zurückschauen, er arbeitet in erster Linie als Dokumentarfilm-Kameramann, unter anderem ist er aber auch Autor für film-tv-video.de. Über die Jahre hat Lusznat mehr als 300 Filme von 30 bis 120 Minuten Programmlänge in den Formaten 35 und 16 mm sowie in verschiedenen analogen und digitalen Videosystemen produziert.
In seinem Archiv fanden sich auch einige seiner allerersten Arbeiten: Sie entstanden in der Glockenbachwerkstatt, einem Stadtteil- und Jugendzentrum mitten in München. Dort entstand in den 70ern eine regelmäßige Wochenschau — und Lusznat mittendrin. In einem Lagerraum lagen noch 46 Videobänder dieser Wochenschau: in einem historischen Format, aufgenommen in schwarzweiß — das Glockenbacharchiv.
Mit diesen Bändern tauchte Lusznat nicht nur in seine eigene Vergangenheit ein, sondern auch in die Videotechnikgeschichte und in die Anfänge dessen, was man damals eine »alternative Medienarbeit« nannte.
Technik und Gesellschaft
Zum einen boten Anfang der 70er-Jahre japanische Hersteller erste portable Videoanlagen an. Diese konnten auch von engagierten Amateuren genutzt werden, man konnte ohne große Materialkosten Bewegtbilder und Ton aufnehmen. Die Vorführung war mit Fernsehgeräten möglich.
Zum anderen konnte der »Stadtteilprojekt Isarvorstadt e.V.« im Juli 1977 die Glockenbachwerkstatt in der Blumenstraße 7 in München übernehmen und renovieren. Die Betriebserlaubnis wurde im Herbst 1977 erteilt.
Bald entstand die Idee, in der Glockenbachwerkstatt auch alternative Medienarbeit aufzugreifen. Das schien prinzipiell mehr als nötig: 1977 gab es nur ARD und ZDF als Fernsehanbieter.
Der Bayerische Rundfunk bot seit 1964 ein Fernsehprogramm an, aber die regionalen, dritten Programme sendeten nur zu bestimmten Zeiten, sie starteten erst 1978 mit eigenen Vollprogrammen.
Es gab kein Privatfernsehen (Start 1984), es gab keine Mobiltelefone (praktikabel im C Netz ab 1985) geschweige denn Internet (für jedermann erst ab 1990).
Alternative Medienarbeit
Bürgerbeteiligung und offener Kanal waren damalige Schlagworte in der Diskussion. Erste Piratensender hatten das Rundfunkmonopol aufgebrochen.
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