Motion Design: Bewegung ins Bewegtbild!
Vom Musikvideo bis zum »Tatort« – Sebastian Stuertz arbeitet schon lange als erfolgreicher Motion Designer mit Motion Graphic. Dabei ist er stets offen für neue Werkzeuge und Wege.
Warum Sebastian Stuertz bei seiner Arbeit voll auf Adobe Creative Cloud setzt, erklärt er in unserem Gespräch.
Vor wenigen Wochen lief im deutschen Fernsehen der »Tatort«, bei dem Ulrich Tukur als Kommissar Murot in einer Zeitschleife gefangen ist und wieder und wieder einen Banküberfall mit Geiselnahme durchlebt.
Für diesen besonderen Tatort ließen sich die Macher auch einen besonderen Einstieg einfallen, denn unmittelbar nach dem berühmten Tatort-Vorspann durchlebt Tukur alias Murot den Vorspann rückwärts – mit Szenen seiner eigenen Folge.
Das Motion Design dafür realisierte Sebastian Stuertz, ein Experte, der schon seit vielen Jahren Motion Design für ganz unterschiedliche Kunden und Projekte umsetzt. »Vor zehn Jahren war Motion Design für viele in der Branche noch ein Fremdwort, heute können wir uns vor Arbeit kaum retten«, erzählt Stuertz, der lange Jahre als Flash-Programmierer gearbeitet hatte, bevor er sich aufs Motion Design konzentrierte. »Ich beschäftigte mich zu Beginn intensiv mit Adobe After Effects und eignete mir auch Cinema 4D-Kenntnisse an. Über die Jahre konnte ich viele Erfahrungen sammeln, aber auch immer wieder was Neues ausprobieren.«
Das war auch der Fall bei einem Projekt, das er gemeinsam mit der Band »The Kiez« umsetzte – einem Duo, bei dem der Produzent und Drummer Lucas Kochbeck in Hamburg und der Sänger Eli Mardock in den USA lebt.
Das Label der Band plante, mit dem Duo gleich drei Videos zu produzieren. Das Ganze musste mit einem überschaubaren Budget stattfinden. »Ich entwickelte deshalb ein Konzept mit einer ästhetischen Klammer, das berücksichtigte, dass die Bandmitglieder mehrere 1000 Kilometer voneinander entfernt wohnen und das Produktionsbudget nicht besonders hoch war«, erklärt Sebastian Stuertz. Die Klammer: Durch alle drei zieht sich konsequent ein Splitscreen.
Beim ersten Video drehten die beiden Musiker in ihren Heimatstädten mit ihren Handys, räumlich getrennt, aber an ähnlichen Orten: unterwegs in der Stadt, im Probenraum, in Clubs, im Supermarkt. Sebastian Stuertz montierte die Szenen in Premiere, Lucas links, Eli rechts, und sorgte in After Effects dafür, dass alles stimmig wirkte.
Auch im zweiten Video spielte der Split Screen eine zentrale Rolle. »Wir hatten die Idee, das ganze Video mit Stock-Video zu gestalten und lediglich die Köpfe der beiden Musiker auf die unterschiedlichen Szenen zu montieren.«
Sebastian Stuertz hatte schon zuvor Projekte umgesetzt, bei denen er sich bei Stock-Video bediente, aber in dieser Konsequenz war es auch für ihn neu. »Wenn man online bei Adobe Stock nach bestimmten Szenen recherchiert, kann man Unmengen an Material finden, das prinzipiell in Frage kommt. Wirklich sensationell aber ist, dass man mit dem Material in hoher Auflösung arbeiten kann, und wenn man getestet hat, was am besten funktioniert, kauft man die Medien und das Wasserzeichen verschwindet – einfacher geht es kaum«, so Stuertz.
Das Motion Design, um die Köpfe auf die Tänzer der Stock-Videos zu setzen, war da aufwändiger. Zunächst wurden die Köpfe der beiden Musiker in sechs verschiedenen Lichtsituationen vor Greenscreen gedreht. »Per Keying stellte ich die Köpfe dann frei und maskierte sie am Kinn, bevor ich sie dann händisch auf die Hälse der Tänzer setzte. Dabei musste ich sie in liebevoller Kleinarbeit drehen und an die organischen Bewegungen anpassen – das automatische Tracking lieferte hier keine brauchbaren Ergebnisse.« Das war aufwändig, aber machbar – auch deshalb, weil Stuertz damit spielte, dass die Köpfe sich nicht immer exakt ins Gesamtbild einfügten, sondern beispielsweise auch mal größer waren. In weiteren Schritten passte Sebastian Stuertz die Hauttöne an und nutzte einige Filter, Filmkorn und analoge Bildstörungen, um einen Vintage-Look zu erschaffen.
Das dritte Video wiederum ging erst im Laufe der vergangenen Tage online und wurde im Studio gedreht – im Vergleich zu den beiden Videos mit deutlich mehr Aufwand. »Hier hatten wir zwei Drehtage, endlich mal genug Geld für Studio, ausreichend Licht, Wind, Nebel und ein „Geister“-Model«, erläutert Stuertz. »Sämtliche Zeitmanipulationen, die filmisch möglich sind, haben wir eingebaut: Timelapse, Reverse, Slow Motion, HighSpeed Performance langsam gedreht und vieles mehr.« Auch bei der Gestaltung des dritten Videos setzte Sebastian Stuertz also auf den Splitscreen als Gestaltungsmittel, wenn auch auf ganz andere Weise.
Wachstumsmarkt Motion Graphics
Sebastian Stuertz ist sich sicher, dass der Bereich Motion Graphics künftig immer wichtiger wird, was man beispielsweise auch am Erfolg kurzer Erklärvideos und Infografiken in Newsbeiträgen ablesen könne, die mit Motion-Graphics-Elementen arbeiteten. Die passenden Tools dafür gibt es schon jetzt, sagt Stuertz, der neben Premiere und After Effects natürlich auch Photoshop, Illustrator oder Lightroom nutzt. Aber man müsse auch in der Lage sein, Projekte und Inhalte reibungslos und effizient zwischen diesen Softwares zu bewegen.
Er bilanziert: »Ich glaube, dass es heutzutage hilfreich ist, wenn man viele Tools für Editing, Motion Graphics und auch 3D grundlegend beherrscht und keine Berührungsängste hat, neue Dinge auszuprobieren. Eine Spezialisierung auf nur einen Bereich ist nicht mehr zeitgemäß, man muss sich auf mehreren Gebieten auskennen, wenn man es weiter bringen will als der Durchschnitt. Einen Cutter, der nicht weiß, was After Effects ist, würde ich niemals buchen.«
Stets auf alle möglichen (kreativen) Herausforderungen vorbereitet sein? Dann nichts wie hin zu Adobe Creative Cloud.