Grading, HDR, Kamera, Top-Story: 17.10.2018

The Innocents: Serie in 4K und HDR

Der englische Director of Photography David Procter setzt bei der 4K-HDR-Dolby-Vision-Version der Netflix-Serie »The Innocents« auf eine naturalistische Ästhetik. Er erläutert in diesem Beitrag, wie dieser Look mit HDR zusammenpasst und welche Herausforderungen es bei der Produktion gab.


Grading-Tests
Um eine LUT anzulegen, arbeitete Procter eng mit den DITs Mark Kozlowski und Adam Shell zusammen.

Die Tests waren auch wichtig beim Grading. Thomas Urbye von The Look etwa betonte, wie wichtig eine genaue Belichtung war. Er verdeutlichte dies anhand einiger Beispiele, an denen zu sehen war, dass geclippte Highlights beim HDR-Grading für echte Probleme sorgten.

Procter wusste, dass er regelmäßig mit Practicals drehen würde, also mit Lichtquellen im Bild. Deshalb testete er vorab viele Filter (z. B. Highlight-Rolloff- und Diffusionsfilter), um deren Auswirkungen aufs Bild. Am Set bemühte sich dann das gesamte Team, Clippings zu vermeiden und alle Detailinformationen im Bild zu erhalten, speziell in den norwegischen Fjorden und den Landschaften in Yorkshire.

Gestaltung der LUT

Um eine LUT anzulegen, arbeitete Procter eng mit den DITs Mark Kozlowski und Adam Shell zusammen und entschied sich letztlich dazu, in der Serie mit einer einzigen LUT zu arbeiten.

Die visuelle Grundlage dieser LUT bildete der Kodak 5219 Film …
… der mit seinem reduzierten Kontrast gesättigte Primärfarben eher abmildert und Unterschiede in Grüntönen auf subtile Weise betont.

Die visuelle Grundlage dieser LUT bildete der Kodak 5219 Film (Vision3 500 ISO Kunstlicht), der mit seinem reduzierten Kontrast gesättigte Primärfarben eher abmildert und Unterschiede in Grüntönen auf subtile Weise betont. Angesichts der Fülle an ländlichen Drehorten sei dies ein sehr wichtiger Aspekt gewesen, so Procter.

»In Fällen, in denen ich das Gefühl hatte, dass diese LUT nicht ganz passte, insbesondere etwa in sehr warmen, holzverkleideten Innenräumen, konnten wir die LUT-Einstellungen in der Kamera optimieren, anstatt eine neue LUT zu entwickeln.«

Version 2 der Bildverarbeitungspipeline (IPP2) von Red war bei Drehbeginn in der Beta-Phase und wurde auch gleich eingesetzt: So wurden die Dailies vom Set unter Einsatz der IPP2-Piupeline mit dem Daylight-System von Filmlight erstellt.

»Wir haben uns für einen vollständigen Raw-Workflow mit Log3G10 Wide Gamut entschieden und das Gefühl gehabt, dass wir so das Beste aus der Kamera herausholen konnten«, sagt Procter. »Die kamerainterne SDR LUT ließ sich aber nicht auf das 4K-HDR-Grading übertragen, deshalb mussten wir beim Grading mit einem Sony X300-Monitor und einem 4K-Rio-System letztlich bei Null anfangen.«

Eine naturalistische Ästhetik war entscheidend.

Bei seinen umfangreichen Tests hatte Procter beobachtet, wie HDR-Monitore das Bild interpretieren. »Der gesamte Tonwertumfang wird letztlich gedehnt, um – plakativ gesprochen – den Bereich des Monitors bis in die oberen Nits zu füllen. Ohne ein Live-Grading am Set wäre das HDR-Monitoring meiner Meinung nach zutiefst irreführend gewesen, denn ich wollte die Highligt-Roll-offs Szene für Szene kontrollieren. Wir haben daher fürs Monitoring zwei Flanders Scientific DM170 eingesetzt, die gut auf die aktuellste Color Science abgestimmt waren.«

Der Dailies-Colorist Adam Shell speicherte die LUT, die Procters Anmerkungen enthielt, und bei Bedarf konnte auch Urbye einen Blick auf die die Dailies werfen.

HDR-Grading

Da eine naturalistische Ästhetik entscheidend war, sollte das HDR-Grading eher zurückhaltend sein und den Dynamikumfang des Materials nur dort ausreizen, wo es die Erzählung unterstützte – ohne dabei zu sehr vom Inhalt abzulenken.

»Wir erkannten schnell, dass wir in der Lage waren, einen sehr natürlichen Look zu erreichen, und dass es sinnvoll war, die Vorteile von HDR nur sehr dosiert auszuspielen, etwa bei Himmel- oder Landschaftsmotiven in den norwegischen Fjorden.«

David Procter beim Einmessen einer Szene.

Procter ergänzt, dass es Szenen gab, die sich dank seiner LUT sehr leicht in HDR graden ließen, dass es aber auch andere gab, die das Team letztlich von Grund auf neu gestalten musste. So sei das gezielte Betonen von HDR zu einem eigenen Storytelling-Tool geworden.

Bedenken hatte er, weil nur ein 4K-HDR-Dolby-Vision-Master geliefert werden sollte und eine automatisierte Dolby-Vision-Konvertierung in SDR vorgesehen war. »Ich befürchtete, dass wir hier Kompromisse machen mussten, denn HDR ist zwar auf Wachstumskurs, doch die Mehrheit des Publikums sieht eine SDR-Version«, sagt Kameramann David Procter. Schlussendlich lief dieser Prozess aber zu seiner Zufriedenheit ab: »Die automatisierte Dolby-Vision-Konvertierung in SDR war ziemlich akkurat, und mit ein wenig Feintuning sind nun beide Versionen vergleichbar.«

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