The Innocents: Serie in 4K und HDR
Der englische Director of Photography David Procter setzt bei der 4K-HDR-Dolby-Vision-Version der Netflix-Serie »The Innocents« auf eine naturalistische Ästhetik. Er erläutert in diesem Beitrag, wie dieser Look mit HDR zusammenpasst und welche Herausforderungen es bei der Produktion gab.
David Procter drehte schlussendlich mit Red Helium in 8K – und setzte HDR gezielt als Storytelling-Tool ein.
Inhalt und visuelles Konzept
Übernatürliche Verwandlungen spielten schon vielen in Filmen und Serien eine wichtige Rolle, wenn es darum ging, die Irren und Wirren Jugendlicher auf dem Weg zum Erwachsensein zu thematisieren. Auch die Netflix-Serie The Innocents basiert auf diesem Sujet – und deshalb sollte die Serie auch einen entsprechenden Look erhalten.
DP David Procter schlug für die Produktion eine naturalistische Ästhetik vor, mit der er die Erzählung verstärken und sie mit seiner Kameraarbeit unterstreichen wollte.
So wurden etwa die jugendlichen Hauptdarsteller eher mit Handkamera aufgenommen, und das auch mit weitwinkligeren Objektiven, um den Kontext und das Raumgefühl der Szenen nicht zu verlieren.
Im Gegensatz dazu arbeitete Procter bei anderen Szenen, die in einer Art Kolonie spielen, mit Dolly und Schienen, um einen visuellen Kontrapunkt zu setzen.
Kamera- und Objektivauswahl
Da das Endprodukt für 4K HDR Dolby Vision im Verhältnis 2:1 vorgesehen war, führte David Procter Kameratests bei Panavision durch und kam zu dem Schluss, dass der Red Helium 8K S35 Sensor für seine Anforderungen am besten geeignet war.
»Ich war beeindruckt von der Farb- und Hauttonwiedergabe und der Empfindlichkeit der Kamera. Die kompakte Größe und das Gewicht der Helium waren sehr von Vorteil, sowohl bei engen Platzverhältnissen als auch bei langen Drehs aus der Hand«, sagt er.
Die Möglichkeit, die volle (29,9 mm x 15,77 mm) Größe des Sensors nutzen zu können, führte schlussendlich dazu, dass in 8K gedreht wurde.
»Mit Farrens Affinität für weitwinkligere Objektive eröffnete sich eine Ästhetik, die sich auf Wunsch in Richtung Mittelformat bewegen konnte«, sagt Procter. »Nicht alle unsere Objektive waren aber 8k-fähig, weshalb wir auf 7K heruntergingen, wenn Vignettierung sichtbar wurde.«
Zu den Objektiven, mit denen am häufigsten gedreht wurde, zählten Standard- und Highspeed-Festobjektive von Zeiss in den Brennweiten 18, 20, 25, 35, 40, 50, 65, 85, 100, 135mm. Der DP schätzte die Kombination von älteren Objektiven mit modernen digitalen Sensoren; er findet, dass dies den Bildern die digitale Härte nimmt.
»Ich liebe die Flare-Eigenschaften der älteren Zeiss-Serie. Und die Tatsache, dass sie nicht für den Helium-Sensor ausgelegt sind, sorgt an den Bildrändern für einen ganz besonderen Charakter. Oftmals ist es die Unvollkommenheit, die etwas interessant macht. Die hohe Lichtempfindlichkeit dieser Objektive mit T1.3 oder T2.1 entlastete zudem unser Licht-Budget, insbesondere bei aufwändigeren Nachtszenen.«
Procter testete bei Innen- und Außenszenen anamorphotische und sphärische Objektive, testete Hauttöne, Farbtemperatur, Über- und Unterbelichtung und auch diverse Filter. Das lieferte ihm entscheidende Erkenntnisse für die Wahl von Kamera und Optik.
»Reflexionen sind ein integraler Bestandteil der Erzählung, und abgesehen von den Komplikationen, die diese Art der Beleuchtung mit sich brachte, wusste ich, dass wesentliche Teile der Szenen über Spiegel gezeigt werden würden. Da ich mit den Doppelreflexionen konventioneller Spiegel vertraut bin, habe ich darum gebeten, bei den Sets die hochwertigeren First-Surface-Spiegel einzubauen. Das war zwar teurer, aber nachdem das Testmaterial vorlag, waren alle davon überzeugt – so konnten wir Geisterbilder bei jeder Brennweite ausschließen.«
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