Film, Top-Story: 11.09.2018

Update: Neues Filmlabor in Stuttgart

Mit Silbersalz eröffnet in Stuttgart ein neues Filmlabor, das die Produktion und Entwicklung von chemischem Film erhalten will. Zudem wird Silbersalz künftig auch einen Einzelbildservice mit Kodak-Cinefilmen für analoge Fotokameras anbieten.

Vor einigen Wochen hatte film-tv-video.de über die Stuttgarter Firma Silbersalz berichtet, die bereits in nennenswertem Umfang in 16- und 35-mm-Kameras investiert und sich dann dazu entschlossen hat, eine kleinere, umweltfreundlichere Filmentwicklung aufzubauen, um die eigenen Filmaufnahmen entwickeln zu können.  Jetzt gibt es neue Infos zur Filmentwicklung bei Silbersalz. 

Filmlabor mit eigener Entwicklungsmaschine
Szenenfotos des jüngsten Analogfilms, den Silbersalz drehte.

Silbersalz dreht schon seit einiger Zeit auch analog und arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung einer eigenen Entwicklungsmaschine. Dafür konnte Silbersalz das Filmurgestein Helmut Rings gewinnen. Helmut Rings war über 50 Jahre lang selbst in Filmbranche tätig, zunächst als Schauspieler und Filmemacher und später betrieb er für viele Jahrzehnte Filmlabore in München und Bad Honnef. Filmemacher wie Wim Wenders gingen bei Helmut Rings ein und aus.

Helmut Rings.

Die Entwicklungsmaschine, die er baut, ist aktuell in der finalen Testphase. Sie basiert auf den Kompaktmaschinen, die er in den 70er Jahren für sein eigenes Filmlabor baute und weist einige Besonderheiten auf. So ist sie extrem kompakt konstruiert – und könnte dadurch auch mobil transportiert werden. Den chemischen Entwicklungsprozess hat Rings so optimiert, dass die Maschine auch auch dann noch zuverlässig arbeitet, wenn sie nicht täglich Filme entwickelt. Das ist ein wichtiger Aspekt. Denn bei der Film­entwicklung sind Chemikalien im Einsatz, die etwa mit Sauerstoff  reagieren. Die eigentliche Besonderheit der Entwicklungsmaschine besteht aber darin, dass er diese 35 S/W-Negativ-Entwicklungsmaschine für den 35 ECN2-Farbprozess ausgebaut hat, sodass alternativ 35 S/W- als auch 35 Farbe entwickelt werden kann – laut Helmut Rings weltweit eine einmalige Besonderheit.

Silbersalz will Film erhalten.

Die neue Entwicklungsmaschine ist für kleinere Aufträge optimiert und kann am Tag bis zu 60 Rollen entwickeln. »Auf diese Weise schaffen wir etwa einen Kinofilm pro Woche«, erläutert Thomas Bergmann.

Für das gesamte Team von Silbersalz ist dieses Projekt ein wichtiger Beitrag dazu, Film und das gesamte Wissen um Analogfilm auch für zukünftige Generationen zu erhalten. »Gerade junge Menschen, die in einem vollständig digitalen Umfeld aufgewachsen sind, haben eine Sehnsucht nach einem anderen Look«, sagt Bergmann dazu. Dieses Bedürfnis wolle man stillen – und »mithelfen, das Wissen um Film auch für die Zukunft zu erhalten.«

Aus seiner Sicht geht und ging schon sehr viel Filmwissen verloren: weil Hersteller den Betrieb einstellen, die Entwicklung von Filmmaterial – wenn überhaupt – nur auf kleiner Flamme geleistet wird und viele Filmexperten schon seit längerer Zeit pensioniert sind. Silbersalz möchte das Wissen um Film aber erhalten, so Thomas Bergmann, und steckt deshalb so wie Zeit und Energie in dieses Projekt.

Kodak-Vision-Material für Stills
Neues Angebot: Kodak-Cinefilme als Paket mit vier Filmrollen.

Um Film perfekt zu belichten, zu entwickeln, zu scannen und weiterzubearbeiten brauche es viel Know-how, sagt Bergmann, und das sich habe Silbersalz in den vergangenen Monaten sukzessive angeeignet. Daraus entstand ein ganz neues Projekt. »Wir bieten künftig Kodak-Cinefilme als Paket mit vier Filmrollen à 36 Bilder für Fotografen an,« erläutert Thomas Bergmann. Nicht nur Fotografen, sondern auch Kameraleute können damit den Look bekannter Hollywood­filme mit den gängigen Kodak Vision3- Materialien (50D, 250D, 200T, 500T) für ihre Fotos nutzen.

Entstanden ist die Idee eher zufällig: »Ich bin mit einer digitalen Alexa groß geworden, hatte nur einige wenige analoge Projekte hinter mir und schlicht zu wenig Erfahrung auf Film«, sagt Kyrill Ahlvers, einer der drei Köpfe bei Silbersalz Film. »Das wollte ich ändern und Filmmaterial porentief testen und an seine Grenzen bringen. Dafür hätte ich entweder rollenweise Film verbrauchen oder eben auf Einzelbildbasis arbeiten können.« Aus dieser Notwendigkeit heraus begann Silbersalz, 1,55 Meter Filmmaterial in Foto-Kleinbildkartuschen zu spulen. Was am Anfang für den Eigenverbrauch gedacht war, weckte enorm viel Interesse bei vielen Fotografen, und so entstand die Idee, diese Filmdosen als Service online anzubieten – inklusive Entwicklung und Scanning des Materials.

Auch Scanning bietet Silbersalz an. 

Die ersten Fotografen testen schon fleißig die ersten Rollen, und bald wird man auf silbersalz35.com seinen eigenen Film bestellen können. Das Team von Silbersalz setzen aber noch einen drauf: »Wir wollten, dass die Leute sich um Entwicklung und das Scanning der Filme keine Gedanken mehr machen müssen.« Wer sich das Material kauft, erhält deshalb die Filmentwicklung in ECN-2 Chemie und Digitalisieren des Materials mit und kann seine Bilder am Ende einfach herunterladen.«

»Die ersten Fotografen haben unser Angebot schon getestet und sind begeistert von diesem Rundumservice«, erläutert Bergmann.«