Making-of, Top-Story: 09.08.2018

Tatort – Die Musik stirbt zuletzt

Dani Levy hat sich beim jüngsten Schweizer »Tatort – Die Musik stirbt zuletzt« den Traum vieler Regisseure erfüllt und ohne Schnitt und Pause gedreht. Kameramann Filip Zumbrunn filmte die Plansequenz mit überraschend kompaktem Equipment – jeweils zwei Mal auf Hochdeutsch und auf Schweizerdeutsch.

Regisseur Dani Levy ist bekannt für experimentierfreudige Projekte und hat nun mit dem jüngsten Schweizer Tatort ein weiteres ambitioniertes Projekt umgesetzt. Das Drehbuch zum «Tatort – Die Musik stirbt zuletzt» stammt ebenfalls von Dani Levy, der gemeinsam mit den Autoren Stefan Brunner und Lorenz Langenegger daran gearbeitet hat.

Tatort – Die Musik stirbt zuletzt
Kameramann Filip Zumbrunn zu Beginn des Drehs.

Was den 14. Schweizer «Tatort» einzigartig macht: Die gesamte Handlung spielt in Echtzeit und wurde in einer  Kameraeinstellung 90 Minuten am Stück im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) gedreht – und zwar an vier aufeinanderfolgenden Abenden: 2 x auf Hochdeutsch und 2 x auf Schweizerdeutsch.

Das erforderte eine punktgenaue Inszenierung und intensive Proben, erläutert Kameramann Filip Zumbrunn, der den Schauspielerinnen und Schauspielern quer durchs KKL folgen musste, ohne je die Aufnahmen zu unterbrechen. Dabei galt es, etliche Herausforderungen zu bewältigen, denn die Story beginnt kurz vor der Veranstaltung im KKL, kulminiert während des Konzerts und endet schließlich inmitten des Zuschauerraums. Über den gesamten Zeitraum finden in den Nebenräumen und auf der Bühne immer wieder wichtige Szenen statt. Sogar eine Rückblende haben die Drehbuchautoren eingebaut: Sie spielt in urwaldartiger Szenerie, die zuvor eigens dafür im KKL angelegt wurde.  

Tatort – Die Musik stirbt zuletzt
Gedreht wurde mit einer Sony FS5.

Zumbrunn arbeitete beim Dreh mit einem extrem kompakten Setup und nutzte eine Sony FS5, die mit einem Rokinon 21mm-Cine-Objektiv (T 1.5) mit eMount ausgerüstet war. Als Filter waren Tiffen BlackDiffusionFX 1 58mm-Rundfilter im Einsatz. 

Die Entscheidung für dieses Setup erklärt er so: »Die schwierigste Aufgabe von der technischen Seite her, war es, eine Kamera-Konstellation zu finden, die von der Qualität her ausreichend und in Bezug auf Größe und Gewicht so klein und leicht wie möglich war. Ich musste auch eine Lösung finden, wie ich am einfachsten und effizientesten die Schärfe selber bedienen konnte. Wir konnten während der Proben viel testen und ausprobieren und kamen schlussendlich zwei Wochen vor Dreh zu der perfekten Lösung mit der Sony FS5.«

Um das Bild besser beurteilen zu können, verließ sich Zumbrunn auf einen 5-Zoll-Kameramonitor von SmallHD, fürs Einstellen der Schärfe nutzte er den Zacuto Z-DRV Universal Follow Focus. Er berichtet: »Ich habe alle Settings der Kamera manuell eingestellt und die Schärfe selber gezogen. Mit dem Zeigefinger konnte ich auch die Blende am Objektiv-Ring bedienen und musste zwischen ca. Blende 4 und 1.5 die Belichtung manuell anpassen.«

Sogar eine eigene Kamerajacke hatte sich Zumbrunn gebaut: eine Stichschutzweste mit Tablar-Klappwinkel, die gewissermaßen als Kamerasupport fungierte und ihn körperliche während des 90minütigen Drehs entlasten sollte. »Von der physischen Seite her musste ich mich natürlich mit Training und Physio-Übungen fit halten und besonders die Unterarme stärken, damit ich die Kamera 90 Minuten lang halten konnte«, erläutert Zumbrunn.  

 

Doch nicht nur körperlich verlangte der Dreh dem Kameramann einiges ab. Filip Zumbrunn berichtet: »Die größte Herausforderung war es, sich den kompletten 90 Minuten langen Film mit allen Dialogen, Bewegungen und Abläufen zu merken. Das war wichtig, damit ich auf alle Unregelmässigkeiten und Änderungen spontan reagieren konnte, ohne dass es der Zuschauer merkte. Diese Hirnleistung war erstaunlicherweise viel ermüdender als die körperliche Leistung.«

Tatort – Die Musik stirbt zuletzt
Die Sony FS5 war mit einem Rokinon 21mm-Cine-Objektiv ausgerüstet.

Eine andere Herausforderung des Drehs bestand darin, jeweils die passende Beleuchtung zu haben. Zumbrunn erläutert: »Das Licht war zum Großteil fix installiert und wir haben viel mit Lichtquellen im Bild, also mit Practicals gearbeitet.« In bestimmten Bereichen, in denen es besonders düster war, begleitete der Gaffer Peter Demmer den Kameramann Zumbrunn mit einer Handheld-LED.

Filip Zumbrunn zieht ein positives Resümee: »Durch die lange Probezeit hatten wir die Möglichkeit, uns schon sehr genau an das vorgegebene Zeitfenster anzupassen. Aber schlussendlich stimmte auch einfach der „Flow“ zwischen Schauspielern, Kamera und Crew, damit alle Takes, die wir drehten, nahezu gleich lange wurden.

Vor der Kamera standen neben Delia Mayer und Stefan Gubser Hans Hollmann (Walter Loving), Andri Schenardi (Franky Loving), Uygar Tamer (Jelena Princip), Teresa Harder (Miriam Goldstein), Gottfried Breitfuss (Gidon Winternitz), Heidi Maria Glössner (Silvia Bosshardt), Sibylle Canonica (Alice Loving) und viele mehr.

»Tatort – Die Musik stirbt zuletzt« ist eine Produktion von SRF und Hugofilm Productions und eine Gemeinschaftsproduktion von SRF, ARD und ORF.

Der Tatort steht noch bis zum 4. September 2018 in der Mediathek zum Abruf bereit.


Das MakingOf zum Schweizer Tatort zeigt in 360 Grad, wie der Dreh ablief.