Benzin im Blut: DTM-Live mit neuem TV-Technikkonzept
Rasante Action auf der Rennstrecke, ein neues Konzept für die Live-TV-Übertragung: film-tv-video.de hat die DTM besucht und dabei den Einsatz eines ganz besonderen Übertragungsfahrzeugs angeschaut: »The Gallery«.
Zwanzig Autorennen an zehn Wochenenden, verteilt auf neun Rennstrecken in Deutschland und im europäischen Ausland: das ist die DTM 2018. Wige Broadcast setzt die Rennserie für den Veranstalter ITR und dessen deutschen TV-Partner Sat.1 ins Bild — überträgt live und bringt dabei »The Gallery« zum Einsatz, ein ganz besonderes Übertragungsfahrzeug. film-tv-video.de war vor Ort und hat dieses neue Fahrzeug und den damit möglichen Workflow in der Praxis in Augenschein genommen.
DTM: Anspruchsvolle Live-Übertragung mit neuem Workflow
Der aktuelle Slogan der DTM: »Laut. Nah. Dran.« Nicht schlecht gewählt, denn darin sind einige Unterschiede der DTM zur wahrscheinlich einzigen in Deutschland noch bekannteren Motorsportrennserie, der Formel 1, ganz knackig zusammengefasst.
Die DTM erlaubt den Fans einen viel engeren Kontakt: Sie kommen näher an die Teams und das Renngeschehen heran, außerdem werden fünf der zehn Rennwochenenden auf Strecken in Deutschland ausgerichtet und die anderen im nahen europäischen Ausland: Ungarn, Niederlande, Großbritannien, Italien und Österreich. Zusätzlich weist die DTM auch ein ganz eigenes Reglement auf, das zwar spezielle Fahrzeuge erfordert, die ähneln aber äußerlich frei verkäuflichen und im normalen Straßenverkehr nutzbaren Sportautos deutscher Hersteller: dem RS 5 von Audi, dem C-Coupé von Mercedes-Benz und dem M4 von BMW.
Die im genannten Slogan der DTM komprimierten Besonderheiten dieser Rennserie sind an der Strecke greifbar und allgegenwärtig — und natürlich gilt es, dies auch in der TV-Übertragung zu vermitteln. Dabei spielt der TV-Technik-Provider Wige Broadcast eine wichtige Rolle.
Wige Broadcast und deren Vorläufer sind schon viele Jahre für die DTM tätig. Mit dem Eigentümerwechsel bei Wige Broadcast Ende 2016 (Meldung) kam dann frischer Wind in das Unternehmen (Interview) und das drückt sich nun unter anderem auch darin aus, dass bei der DTM-Saison 2018 ein ganz neues Konzept in der TV-Produktion umgesetzt wird, bei dem ein neu gebautes Fahrzeug eine zentrale Rolle spielt: »The Gallery« oder auch G10 genannt.
Flapsig, ein bisschen respektlos und in einem Satz komprimiert, könnte man den G10 als begehbare Fernbedienung mit eingebauter Monitorwand auf Rädern bezeichnen.
Als technisches Konzept steht hinter dem Fahrzeug, dass es sozusagen als Frontend der Produktionskette dient, wo nur die für die kreative Bildgestaltung des Programmsignals nötigen Bedienelemente versammelt sind: Im Wesentlichen sind das in jeder der drei Regien eine große Monitorwand und ein Videomischerbedienpult.
Der weitaus größte Teil der Technik, mit der die Bilder, Töne und Signale verteilt, aufbereitet und überwacht werden, befindet sich aber davon abgespalten in anderen Fahrzeugen. Deshalb kann der G10 auch nicht allein genutzt werden, sondern er muss stets mit anderen Ü-Wagen oder mobiler Technik kombiniert werden, wenn er seine volle Funktionsfähigkeit entfalten soll. Er dient sozusagen als vergleichsweise großzügiger, komfortabler Master-Control-Room für die beigeordnete Technik.
Zwar fasst die flapsige Umschreibung also einige wichtige Aspekte des G10 zusammen, sie wird dem Fahrzeug aber letztlich ganz und gar nicht gerecht: Drei großzügige Videoregien und ein Produktionsbüro auf einer Gesamtfläche von 65 Quadratmetern bietet der G10, wenn die seitlichen, über die ganze Länge laufenden Auszüge im betriebsbereiten Zustand des G10 ausgefahren sind.
Viel wichtiger noch als die schiere Fläche selbst, ist aber das Raumgefühl: im G10 fühlt man sich nicht beengt wie im Ü-Wagen, sondern es kommt eher das Gefühl fest installierter Regien auf. Man versteht sofort, weshalb das Fahrzeug vom Markt sehr gut angenommen wird.
»Es ist einfach ein ganz anderes Arbeiten, sagen uns die Kunden«, so Robert Kis, Geschäftsführer von Wige Broadcast und TV Skyline. »Damit haben wir mit dem G10 genau das erreicht, was wir erreichen wollten.«
Der G10 bietet alle Möglichkeiten, um auch sehr große und komplexe Produktionsaufgaben zu meistern. Drei Regien, ein Besprechungsraum und zwei Vorräume, bilden hierfür die Basis. (Mehr Infos dazu im Abschnitt »Ausstattung und Technik im G10«).
Bisher kam der G10 überwiegend bei Motorsport-Events zum Einsatz, so etwa neben der DTM auch beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring (Infos).
Er eignet sich aber prinzipiell für alle Bereiche, in denen relativ hohe Produktionsanforderungen erfüllt werden müssen, die mehrere Regien erfordern.
Der G10 kann derzeit mit den Wige-Ü-Wagen HD_1 und HD_2 kombiniert werden, aber andere Lösungen sind perspektivisch ebenfalls möglich. Konkret im Einsatz ist der G10 seit Mai 2018, er wird im Verlauf der gesamten DTM-Saison 2018 eingesetzt werden.
Die Spaltung der Arbeitsbereiche und die Aufteilung von Maschinenraum einerseits und Kontrollzentrum andererseits, erfordert natürlich mehr Stellplatz am jeweiligen Event. Aber man gewinnt mit dieser Maßnahme eine ganz andere Arbeitsatmosphäre, weil man eben die Arbeitsprozesse entzerrt und Reibungspunkte vermindert.
Seite 1: Überblick DTM und G10, DTM-Highlight-Video, Video mit Robert Kis
Seite 2: Video mit Alex Wenke, Konkreter Einsatz am Norisring, G10-DTM-Video
Seite 3: Ausstattung und Technik im G10, Fazit