Fußball-WM: live aus Baden-Baden
ARD und ZDF realisieren die Übertragungen von der Fußball-WM 2018 zentral aus einem gemeinsamen Studio beim SWR in Baden-Baden. film-tv-video.de hat das Setup in Baden-Baden besucht und mit den Technikverantwortlichen von ARD und ZDF gesprochen.
Regien, Schaltraum
In Baden-Baden werden für die Regien — wie erwähnt — teilweise Einrichtungen aus dem Bestand genutzt. Sie wurden mit zusätzlich erforderlicher Technik aus dem gemeinsamen MPE-Geräte-Pool von ARD und ZDF sowie mit zugemietetem Equipment ergänzt.
Zu den Lieferanten der Miettechnik zählen unter anderem Qvest Media, BPM und SonoVTS.
Im Studio 5 ist die zentrale Bildregie mit redaktioneller Sendeleitung untergebracht. Zentrales Element ist hier ein XVS-8000-Mischer von Sony. In der zweiten Regie sitzen die Mitarbeiter, die per Watchout-Medienserver die LED-Wand mit unterschiedlichstem Material bespielen, also mit Hintergründen, Grafiken und Live-Signalen. Hierfür ist ein MVS-3000 im Einsatz. Ein 3G-EVS-Server und eine 3G-Kreuzschiene beschalten den 3G Input der Mediensteuerung — denn die LED-Wand wird ja mit u.a. UHD-Signalen bespielt.
»Bei dieser WM haben wir auch erstmals einen Tonkollegen eingebunden, der dafür zuständig ist, die passenden Soundelemente für die Grafik der LED-Wand zu entwickeln«, berichtet Florian Rathgeber.
Der Schaltraum, der bei früheren, vergleichbaren Produktion ebenfalls im IBC untergebracht war, befindet sich nun ebenfalls in Baden-Baden. »Hier laufen alle Signale für ARD und ZDF auf. Alle Video- und Audiosignale werden überwacht und verteilt und das gesamte Schaltraum-Management findet hier statt«, so Florian Rathgeber.
Vitino Zoiro hebt hervor, dass die Zusammenarbeit aus ARD/SWR und ZDF in der Installationsphase hervorragend geklappt habe. »Unsere Zusammenarbeit ist über die Jahre immer weiter gewachsen, und das zahlt sich hier elementar aus«, pflichtet ihm Lars Stahl vom SWR bei.
Avid/EVS-Produktionssystem
Die Grundlage der Berichterstattung von ARD und ZDF über die Fußball-WM 2018 ist das vom Host-Broadcaster HBS in Russland produzierte Material, das über die 45 Leitungen von Russland nach Baden-Baden übertragen wird. Diese Feeds laufen im Ingest auf und werden von EVS-Servern (XT3 und XT4K) im Avid-Codec DNxHD 120 aufgezeichnet. »Das Material wird dann mit zehn XT-Access von EVS aufs Avid-Isis-System überspielt«, erläutert der EVS-Spezialist Patrick Jung vom ZDF. Dabei werden parallel über 40 Streams aufgezeichnet. Weiter sind 15 IP Director-Systeme von EVS im Einsatz, die es der Redaktion ermöglichen, in dem Material zu browsen.
»Im vergangenen Jahr haben wir dieses Produktionssystem neu aufgesetzt, auch mit neuen Komponenten, und arbeiten seither auf 10-Gigabit-Basis, was eine erhebliche Verbesserung in der Geschwindigkeit liefert«, berichtet Patrick Jung.
Kay Schwibinger, Avid-Spezialist beim ZDF, erläutert, dass man auf Server des Typs Nexis E4 von Avid aufgerüstet habe. Davon seien fünf Systeme mit einer Gesamtkapazität von 600 TB im Einsatz, was rund 6.000 Stunden Material entspreche.
Auf das Material, das darauf gespeichert wird, können die einzelnen Schnittplätze zugreifen, die mit der Editing-Software Media Composer in der Version 8.9 ausgerüstet sind.
»Im Raum für Sonderformate sind zudem noch Software-Only-Composer im Einsatz und auch eine Edius-Maschine für besonders seltene Formate«, erläutert Schwibinger.
Wie behält man bei den Unmengen an Material, die von Russland angeliefert werden, überhaupt noch den Überblick?
Hierfür arbeiten ARD und ZDF jeweils mit einem Sendeplaner, der alle EVS-Eingangskanäle auf Displays sehen kann und für die Redaktion zentral eine Übersicht der verfügbaren Signale erstellt und in enger Absprache mit dem Programmchef auch vorschlagen kann, andere Kanäle als geplant aufzuzeichnen, wenn es das Material des Hosts hergibt, erläutert Florian Rathgeber.
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