Fußball-WM: live aus Baden-Baden
ARD und ZDF realisieren die Übertragungen von der Fußball-WM 2018 zentral aus einem gemeinsamen Studio beim SWR in Baden-Baden. film-tv-video.de hat das Setup in Baden-Baden besucht und mit den Technikverantwortlichen von ARD und ZDF gesprochen.
Das WM-Studio
Die Planung für die WM-Produktion beim SWR startete im vergangenen Jahr, direkt im Anschluss an den Confed Cup. Anfang Februar 2018 begannen die vorbereitenden Umbauarbeiten und Anfang Mai 2018 dann die Um- und Einbauarbeiten für die konkrete WM-Produktion in den Studios 5 und 6.
»Der ganze Umbau musste zuvor noch vom Bauamt genehmigt werden, Vorgaben zum Brandschutz mussten berücksichtigt werden und vieles mehr«, blickt Lars Stahl vom SWR zurück.
Während Studio 5 das WM-Studio beherbergt, wurde in Studio 6 auf zwei Etagen die nötige Technik für die Produktion eingebaut, angefangen beim Schaltraum, den Geräteräumen, den Redaktions-, Schnitt- und Audioarbeitsplätzen, bis hin zu den Arbeitsplätzen für die Online- und Social-Media-Angebote.
»Von der vorhandenen Infrastruktur nutzen wir die beiden Bildregien, die gesamte Ton- und Kameratechnik, die Klima- und auch die Lichttechnik«, erläutert Gregor Schmid, was den Aufbau für die Produktion enorm beschleunigt habe.
Das zentrale Studio für die Berichterstattung von der Fußball-WM 2018 besteht zu großen Teilen aus Elementen des Studios der Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Es wurde bereits 2017 für den Confed Cup in Baden-Baden neu aufbereitet und konnte nun wiederverwendet werden.
Ein Kernstück des WM-Studios ist eine leistungsstarke LED-Wand, die aus Leyard-Panelen (30 x 40 cm) besteht und von der Firma Ikarus geplant und aufgebaut wurde. Auf der 10,8 m langen und 2,7 m hohen Fläche können 1.620 Zeilen zu jeweils 6.480 Pixeln dargestellt werden – also auch Bilder in UHD-Auflösung. Der LED-Abstand beträgt gerade noch 1,6 mm, was die hohe Qualität der Bildwand verdeutlicht.
»Das ZDF wird exklusiv noch eine zweite LED-Wand nutzen: das sind vier Stelen, die man zusammen- oder auch auseinanderfahren kann«, erläutert Florian Rathgeber. »So erreichen wir an den ZDF-Sendetagen im gleichen Studio einen anderen Look.«
Je nach Sendetag wird die Dekoration im Studio für ARD und ZDF angepasst, aber »die Umbauarbeiten konnten wir auf ein Minimum reduzieren, wenngleich sich die Studiodeko bei ARD und ZDF schon in einigen Elementen unterscheidet«, so Vitino Zoiro.
Fünf Kameras aus dem SWR-Bestand (Sony HDC 2400) setzen die Moderatoren und Experten im Studio in Szene: vier davon auf Pumpstativen, eine auf einem Kran.
Das Studio selbst bietet viel Platz. »Deshalb können wir uns sogar hinter der Studio-Deko mit einer Kamera positionieren und durch die Plexiglas-Deko mit neuen Perspektiven und Einstellungen arbeiten«, erläutert Gregor Schmid.
Augmented Reality
ARD und ZDF nutzen bei der Produktion der Sendungen im Rahmen Fußball-WM 2018 auch wieder die Möglichkeiten von Augmented Reality. Hierfür ist im Studio unter anderem ein Kran von Egripment im Einsatz. Er liefert dank des Trackingsystems Trackman exakte Positionsdaten und füttert damit das Augmented-Reality-System von Vizrt.
Der teleskopierbare Kran bietet zu diesem Zweck einen Datenausgang, der mechanisch ermittelte Positionsdaten liefert. Auf deren Basis »weiß« das Vizrt-System dann jeweils exakt, wo sich die Kamera innerhalb des Studios befindet und welchen Bildausschnitt sie erfasst. So kann das Vizrt-System die entsprechend in Echtzeit gerenderten Grafikelemente zuliefern, die exakt zum Realbild der Krankamera passen.
Im Ergebnis entsteht ein realistischer Bildeindruck, wenn das Studiogeschehen durch Augmented-Reality-Einblendungen angereichert wird. Das können virtuelle Monitore sein, auf denen Spielerprofile, Aufstellungen und weitere Informationen zu sehen sind, aber auch eingestanzte »Starschnitte« von Spielern in Lebensgröße. Für die Erstellung der Grafiken und die Programmierung ist der Dienstleister Delta Tre verantwortlich.
Moderatoren im Studio
Im gemeinsamen Studio moderieren für die ARD Alexander Bommes und Matthias Opdenhövel zusammen mit den ARD-WM-Experten Thomas Hitzlsperger, Stefan Kuntz und Hannes Wolf. Fürs ZDF sind die beiden Moderatoren Oliver Welke und Jochen Breyer, sowie Experte Oliver Kahn im Einsatz, um die Spiele zu analysieren, zu den Reportern in den Stadien überzuleiten und mit prominenten Gästen aus der Welt des Fußballs zu sprechen.
In den Moderationspausen können diese Studioteams den Observer-Raum nutzen, der direkt ans Studio angrenzt. Er bietet die Möglichkeit, das jeweilige Geschehen zu verfolgen. Auch die Analysekollegen sind in direkter Nähe untergebracht, sodass auch hier ein direkter Austausch stattfinden kann — etwa wenn es um Spielsysteme, Taktik oder Schiedsrichterentscheidungen geht.
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