Fußball-WM: live aus Baden-Baden
ARD und ZDF realisieren die Übertragungen von der Fußball-WM 2018 zentral aus einem gemeinsamen Studio beim SWR in Baden-Baden. film-tv-video.de hat das Setup in Baden-Baden besucht und mit den Technikverantwortlichen von ARD und ZDF gesprochen.
Ein Riesenland, vier Zeitzonen, zwölf Stadien, 32 Mannschaften, 64 Spiele — die Fußball-WM 2018 in Russland, die seit dem 14. Juni 2018 läuft und am 15. Juli mit dem Finale enden soll, ist in vielerlei Hinsicht ein gewaltiges Sport-Event. Nicht nur die Organisatoren vor Ort, sondern auch die Programmverantwortlichen der übertragenden TV-Sender stellte dieses Sportereignis vor manche logistische Herausforderung.
Allein die Distanzen zwischen den elf WM-Städten sind enorm. Zwar liegen die WM-Stadien alle im westlichen Teil des flächenmäßig größten Staates der Erde, die Distanzen sind aber trotzdem noch riesig: Zwischen Kaliningrad im Westen und Jekaterinburg im Osten liegen knapp 2.500 km, von St. Petersburg, dem nördlichsten Spielort, bis Sotschi am Schwarzen Meer sind es fast 2.000 km.
Angesichts solcher Bedingungen reifte bei ARD und ZDF schon in der Planungsphase für die Fußball-WM 2018 der Entschluss, ein neues Produktionskonzept zu verfolgen und die Fußball-WM in Russland als »Centralized Production« zu realisieren, also in einem technischen Setup, bei dem Remote-Production-Technologien eingesetzt werden. Beim Confed Cup im Jahr 2017 erprobten die beiden Sender das Konzept mit einem gemeinsamen Studio in Baden-Baden. Der Test mit gegenüber der Fußball-WM 2018 natürlich deutlich reduziertem Produktionsumfang, verlief positiv und in der Folge läuft nun auch die WM-Berichterstattung, wo deutlich mehr Signale und Material verarbeitet werden, nach diesem Muster ab.
film-tv-video.de war in Baden-Baden und hat mit den Technikverantwortlichen gesprochen. Die Gesprächspartner Florian Rathgeber und Vitino Zoiro verantworten beim federführenden ZDF die Technische Leitung der Produktion. Seitens der ARD steht ihnen Gregor Schmid, vom SWR zur Seite, der die Technische Leitung für die ARD inne hat. Beim SWR, an dessen Standort Baden-Baden letztlich der größte Teil der Produktion stattfindet, ist Lars Stahl, Abteilungsleiter FS Produktion- und Sendestudios, verantwortlich für das Projekt.
Die Idee dahinter
Mit dem Ansatz, die eigentliche Produktion der Fußball-WM 2018 in Deutschland in einem NBC zu realisieren, und im IBC (international Broadcast Center) in Russland lediglich die Signalübergabe umzusetzen, können ARD und ZDF bei der Fußball-WM 2018 deutlich kostengünstiger produzieren. Möglich wurde das, weil sich einerseits die Technik weiterentwickelt hat, und andererseits höhere Bandbreiten für die Übertragung verfügbar und auch bezahlbar sind.
Florian Rathgeber, ZDF, berichtet: »Diese Form der Produktion haben wir so schon beim Confed Cup im vergangenen Jahr, aber teilweise auch bei Olympia mit dem NBC in Leipzig umgesetzt — wir hatten also schon umfangreiche Erfahrungen gesammelt.«
Die Fläche im IBC und die Teamgröße in Russland konnten dank dieses Setups deutlich reduziert werden, aber es gibt dennoch Positionen, die vor Ort bedient werden müssen. »An den Venues und beim Teamhotel der Mannschaft sind wir natürlich trotzdem präsent — ohne diese lokale Präsenz geht es nicht, wenn man aus einem Land berichten und mit den Verantwortlichen in direkten Kontakt kommen möchte« erläutert Vitino Zoiro, ZDF.
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