Site-Report: Philharmonisch ins Netz
Die Berliner Philharmoniker betreiben über ein Tochterunternehmen eine eigene Streaming-Plattform namens »Digital Concert Hall« und bieten dort gegen Abo-Gebühr Live-Konzerte und Zugriff auf ihr umfangreiches Archiv an. film-tv-video.de hat sich angeschaut, wie die Konzerte dafür produziert werden.
Produktion: Programm, Zeitplan
Natürlich gibt es im Lauf der Spielsaison eines Orchesters immer wieder Besonderheiten und Ausnahmen, wie etwa Gastspiele, Open-Air-Konzerte oder Tourneen. Aber es gibt auch so etwas wie einen Regelbetrieb.
Der sieht bei den Berliner Philharmonikern aus Sicht der Digital Concert Hall in etwa so aus: Die neue Arbeitswoche beginnt am Mittwoch. An diesem Tag wird die Regie für den jeweils nächsten Programmpunkt eingerichtet, abends findet dann die erste Probe statt. Am Donnerstag gibt es zwei weitere Proben und am Freitag folgen dann zwei weitere Proben, abends steht die Generalprobe an. Während der Proben werden die Abläufe in der Regie optimiert, um das jeweilige Ereignis optimal erfassen und visuell aufbereiten zu können. Es entsteht auf Basis der Partitur ein Plan für die Bildführung, der dann bei der Übertragung umgesetzt wird. Während der Proben werden die Remote-Kameras programmiert, Positionen und Einstellungsgrößen, Fokus- und Blendenwerte gespeichert. Am Samstag findet dann das Konzert statt, die Live-Übertragung wird umgesetzt und gleichzeitig aufgezeichnet. Ab Sonntag bleibt dann bis Mittwoch Zeit für die Postproduction des aufgezeichneten Materials, das fertige Programm wird dann anschließend im Online-Archiv bereitgestellt.
Natürlich gibt es hiervon auch Abweichungen auf Grund des Spielplans des Orchesters und es gibt auch Projekte, die aufwändiger postproduziert werden, etwa für Blu-ray-Verwertungen. Aber der beschriebene Ablauf kann doch als Regel dessen gelten, was direkt in der Philharmonie für die Digital Concert Hall realisiert wird. 40 bis 50 Produktionen pro Saison werden auf diese Weise umgesetzt.
Produktionstechnik: Historie
2008 wurden in der Berliner Philharmonie über der Orchesterbühne sieben fernsteuerbare HD-Kameras installiert. Mit dieser Form festinstallierter Übertragungstechnik in ihrem Stammhaus waren die Berliner Philharmoniker damals Vorreiter — und sind es letztlich immer noch.
Damals war überwiegend Sony-Technik im Einsatz und es wurden auch schon einige der grundlegenden technischen Aspekte umgesetzt, die heute noch gelten: ferngesteuerte Kameras im Konzertsaal werden von einer kleinen Regie hoch oben unter dem Dach der Philharmonie aus fernbedient. Zwar kann die Philharmonie nicht mit umfassenden Nebenräumen für die Technik protzen, aber immerhin gibt es doch einige Räume, in denen sich eine Bild- eine Tonregie, ein zentraler Geräteraum und eine Post-Suite unterbringen ließen.
Im Rahmen der IFA 2016 kündigte dann Panasonic an, die Digital Concert Hall beim Wechsel auf 4K und HDR zu unterstützen. Die Vereinbarung trat mit dem 1. Januar 2017 in Kraft, die Planung hatte aber schon früher begonnen. Panasonic Europe fungierte dabei als Generalunternehmer, bei der konkreten Realisierung des Projekts holte Panasonic dann Videocation als Partner ins Boot, um das Ganze technisch umzusetzen und zu installieren.
In der achtwöchigen Spielpause des Orchesters wurde dann im Jahr 2017 der erste, große Schritt des 4K-Umstiegs vollzogen (mehr Details dazu in den folgenden Abschnitten). In der Spielpause 2018 steht nun der zweite Schritt an, ab dann ist die Berliner Philharmonie voll 4K- und HDR-fähig.
Seite 1: Einleitung
Seite 2: Ziel-Plattformen / Produktion: Rahmenbedingungen
Seite 3: Produktion: Programm, Zeitplan / Produktionstechnik: Historie
Seite 4: Vorbereitung und Planung für 4K / Umstieg auf 4K: Phase 1
Seite 5: Umstieg auf 4K: Phase 1
Seite 6: Phase 2: Volle, durchgängige 4K-Produktion / Fazit