360-Grad-VR, Making-of, Postproduction, Top-Story: 07.03.2018

Dani Levy: Vier kurze Spielfilme in 360 Grad und 3D

Vier 360-Grad-Kurzspielfilme in Stereo-3D hat Dani Levy für das Jüdische Museum in Berlin realisiert. Peter Dehn hat sie gesehen und Infos über die Entstehung gesammelt.



Geschichten aus Jerusalem, Setfoto
Auch Jassir Arafats Geist, gespielt von Ali Al Azhari, agiert vor der 360-Grad-Kamera.
360 Grad, 3D, Handkamera

360-Grad-VR in Stereo-3D war das Medium der Wahl: Levy wollte die Sicht einer beteiligten Person übernehmen und dabei im Handkamerastil mobil sein.

Auf der Suche nach geeignetem Equipment wurde Kameramann Filip Zumbrunn beim chinesischen Startup Kandao fündig. Dessen Kamera Obsidian R vereint sechs Fischaugen-Linsen, die Kamera kann deren Bilder mit 30 fps bei einer Auflösung von bis zu 8K aufzeichnen.

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Dani Levy (links) und Kameramann Filip Zumbrunn am Drehort der Episode »Liebe« vor der Sperrmauer. Zumbrunn trug beim Dreh die Kamera auf dem Kopf und hatte einen Melkschemel umgeschnallt: Man muss eben Opfer bringen …

Aus dem Konzept der Filme entstand bei Filip Zumbrunn die Idee, diese Kamera auf dem Kopf zu tragen, um eine weitgehend störungsarme Rundumsicht zu liefern.

Zumbrunn kaufte sich hierfür schließlich einen Reithelm und fixierte darauf eine Kuchenspringform. Daran wurden dann die Kamera und vier Mikrofone befestigt. Eine Wasserwaage auf einem Bügel vor der Brust des Kameramanns diente zur Ausrichtung und Lagekontrolle.

Geschichten aus Jerusalem, Setfoto
Dani Levy bei den Dreharbeiten in Jerusalem.

An eine echte Bildkontrolle während des Drehs war nicht zu denken. Bei ersten Tests einer nur eine Minute kurzen Einstellung dauerte das Stitching, selbst in der schlechtester Qualitätsstufe, etwa eine halbe Stunde. Um aber wenigsten eine grobe, schnelle Bildkontrolle am Set zu ermöglichen, setzte Zumbrunn zusätzlich zur Hauptkamera noch eine Consumer-Kugelkamera oben auf sein Equipment. Deren Bilder konnten etwa fünf Minuten nach dem Dreh auf Handys gestreamt werden und vermittelten so einen ersten groben Eindruck der gedrehten Szenen, wenn auch nur in 2D.

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Klappe bei den Dreharbeiten.

Durch die von Zumbrunn entwickelte Konstruktion lagen die Objektive oberhalb der Köpfe normalgroßer Personen — und damit für etliche Szenen auch zu hoch, weil die Kamera so ja immer über die anderen Protagonisten hinwegschauen würde. Zumbrunn musste das körperlich ausgleichen und bewegte sich teilweise in einer Art Krebsgang, um in der richtigen Höhe zu drehen. Um zwischen den so realisierten Kamerabewegungen Ruhe zu schaffen und Kräfte zu sparen, hatte sich Zumbrunn einen Melkschemel umgeschnallt. Man muss eben Opfer bringen …

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Für die Episode »Hoffnung« wurde die Kamera unter ein Ronin-Gimbal gehängt.

Eine Ausnahme von diesem Setup machte Zumbrunn mit 45-Grad-Seilfahrten für die Episode »Hoffnung«. Dafür wurde die Kamera unter ein Ronin-Gimbal gehängt und das Ganze dann aus der Ruheposition hinunter und wieder nach oben gefahren.

Postproduction

Die bis zu acht Minuten langen Einstellungen beinhalten Bildflächen von 4K x 4K  in 3D. Sönke Kirchhoff und Philipp Wenninger von der Berliner Firma INVR-Space bekamen es daher in der Postproduktion mit vier bis sechs Gigabyte großen Dateien je Shot zu tun. Die verwendete Kamera speichert diese Signale in H.265 – also vergleichsweise hoch komprimiert.

Aus den Bildflächen von 4K x 4K  in 3D werden die VR-Doppelbilder generiert, die man auch auf dem Smartphone ansehen kann.

»Trotz schneller Rechner lagen die Renderzeiten bei bis zu 48 Stunden für einen Durchlauf«, berichten die beiden. »Das Stitching mit MystikaVR und Nuke CaraVR verläuft linear und kann daher nicht in Form von Teilaufgaben auf die Prozessoren einer Renderfarm aufgesplittet werden.« Zudem mussten Kamerabewegungen nachträglich stabilisiert werden. Nach Farbkorrektur mit DaVinci Resolve und dem Anlegen des Tones wurde wieder in 4K x 4K-Auflösung mit H.265-Codierung ausgespielt.

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