Alt und neu kombiniert: Zweites Leben für die FS700
Der Schweizer Filmemacher Andi Hofmann kombinierte seine FS700 mit einem Shogun Inferno von Atomos — und schenkte seinem Camcorder damit ein zweites Leben.
Interview mit Andi Hofmann
Warum haben Sie sich dafür entschieden, Ihre jüngsten Videos mit der FS700 und einem Shogun Inferno zu drehen?
Ich hatte schon seit längerem einen Blick auf die etwas neuere Sony FS7 (Test) geworfen, vor allem wegen deren kontinuierlicher Slow-Motion-Optionen. Fast hätte ich meine alte FS700 verkauft, um eine neue FS7 zu kaufen — bis ich auf die Lösung von Atomos gestoßen bin. Ich hatte vorher schon mit einem externen Recorder eines anderern Herstellers gearbeitet, fand das Handling allerdings etwas umständlich und ein Raw-Update hätte extra gekostet.
Dann habe ich vor rund einem Jahr angefangen, ein wenig zu recherchieren und bin dabei auf den Atomos Shogun Inferno gestoßen. Ich wusste sofort, dass das mein Wunschgerät ist, weil ich damit ein gewaltiges Upgrade meiner alten FS700 umsetzen und mit der Qualität der FS7 gleichziehen konnte. Meine Erfahrung war ja, dass die FS700 in Kombination mit kurzen Festbrennweiten ein Setup ist, mit dem man sehr angenehm arbeiten kann.
Mit welchem Setup gingen Sie dann an den Start?
Ich habe erst einmal eine Zeitlang mit dem Inferno experimentiert und mehr als zwei Wochen lang alle möglichen Setups ausprobiert und mir die Ergebnisse angeschaut. Während der Tests habe ich den Atomos-Recorder gut kennengelernt: Das Gerät ist sehr benutzerfreundlich. Es ist nicht nur ein Aufnahmegerät, sondern auch ein perfektes Display, mit Kontroll- und Einstellmöglichkeiten. Eine Sache, die mir bei meinem ersten Dreh mit dem Inferno allerdings auffiel: Er braucht ziemlich viel Strom — darauf muss man sich mit ausreichend Akkus vorbereiten.
Welche Objektive haben Sie benutzt?
Ich arbeite gern mit einer ganz geringen Schärfentiefe, oft drehe ich mit komplett offener Blende. Meine Lieblingsobjektive sind das 50 mm von SLR Magic und Objektive von Canon, die eine große Blendenöffnung bieten, kombiniert mit einem Metabones Speedbooster. Der erlaubt es mir, mit Blendenwerten zwischen 0.95 und 2.0 zu drehen. Der eingebaute ND-Filter der FS700 ermöglicht es, mit diesem Setup so gut wie immer mit komplett geöffneter Blende zu arbeiten — wenn man das will.
Drehen Sie überwiegend Handheld, nutzen Sie Gimbals oder Stative?
Am liebsten drehe ich eigentlich aus der Hand oder mit einem Einbeinstativ. Auch auf dem Stativ bewege ich die Kamera immer vorsichtig ein wenig hin und her, um so eine bestimmte Bildwirkung zu erzielen. Bei hohen Bildfrequenzen finde ich es sinnvoll, Handheld zu drehen.
Wurden die Drohnenaufnahmen im Video auch mit der FS700 gedreht?
Die Drohnenaufnahmen hat mein Filmpartner gedreht. Er arbeitet mit einer DJI Phantom4 und Mavic Pro. Wir benutzen Log-Profile, damit die Bilder zu den Aufnahmen der FS700 passen.
In welchem Format und welchen Bildraten haben Sie gedreht?
Ich mag ProRes und arbeite meistens damit, denn der Workflow ist reibungslos und schnell. Wenn man bei der Belichtung aufpasst, bieten die 10-Bit-Dateien viel Flexibilität in der Postproduktion. Der S-Log-Workflow in Kombination mit dem Lumetri-Colour-Panel von Adobe Premiere ist einfach fantastisch.
Bei diesem Projekt habe ich alles in 200 fps gedreht, mit einer Belichtungszeit zwischen 1/215 und 1/600.
Das Arbeiten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Bildraten in der Postproduktion machte unheimlich viel Spaß – und die Aufnahmen mit 200 fps als Ausgangsmaterial dafür, haben wunderbar gepasst. Bei anderen FS700-Projekten arbeite ich normalerweise in 4K und 50p, was auch schon ein wenig Spielraum bei der Geschwindigkeit eröffnet und einfach fantastische Bildqualität bietet.
In FS-Raw zu drehen, kann oft rauschen. Wie haben Sie die Bilder belichtet?
Dieses Problem hatte ich zunächst, da ich zu dunkel gedreht hatte. Es ist wichtig, genug Licht auf den Sensor zu bekommen, um das Rauschen zu reduzieren. Die HDR-Funktion auf dem Shogun Inferno erlaubte es mir dabei, die Bilder korrekt zu sehen. Außerdem ist es wichtig, immer einen Blick auf die Waveform-Darstellung zu werfen.
Wenn es sehr dunkel ist, rate ich davon ab, in S-Log zu drehen. Meiner Erfahrung nach ist es dann besser, Rec.709 zu benutzen, weil das weniger körnige Bilder produziert.
Seite 2: Interview Teil 1