G20 in Hamburg — technische Aspekte der TV-Produktion
Der G20-Gipfel in Hamburg war neben vielem anderen, natürlich auch ein TV-Ereignis. film-tv-video.de sprach über die technische Umsetzung mit NDR-Mitarbeiter Björn König, dem technischen Koordinator des entsprechenden ARD-Projekts, über diese ganz besondere Produktion.
Umfassende Live-Erfahrungen
Der NDR hat nicht zuletzt aufgrund seiner jahrelangen Olympia-Berichterstattung über die Jahre viel Know-how im Bereich sehr großer Live-Produktionen aufgebaut. Ein Pfund, mit dem der Sender nun bei der Produktion des G20-Gipfels wuchern konnte. Hier wurde vielfach mit Equipment in besonderen Workflows gearbeitet, die auch von Olympiaproduktionen bekannt sind.
»Bei Live-Produktionen haben wir mit Avid-Schnittsystemen gute Erfahrungen gemacht, deshalb waren diese auch beim G20-Gipfel im Einsatz«, erläutert Björn König.
Mit 13 Schnittplätzen und drei Audiomischplätzen im Emporio-Hochhaus war der NDR gut aufgestellt. »Von Donnerstag bis Samstag hatten wir durchgängig ein hohes Schnittaufkommen, sodass wir die Schnittplätze durchaus vollständig auslasten konnten«, so Björn König.
Dass nicht nur Editoren, sondern auch die Redaktion im Emporio untergebracht waren, hatte neben dem Wunsch nach räumlicher wie auch inhaltlicher Nähe, auch noch weitere, logistische Gründe: »Wir hätten sonst nicht gewährleisten können, dass die Mitarbeiter rechtzeitig von A nach B gelangt wären«, sagt König.
Vernetzung via Mediornet und VSM
Bei der Vernetzung stellte sich die Frage, wie man mit der bestehenden IT-Infrastruktur im Emporio-Hochhaus die Signale bestmöglich transportieren konnte.
Im Hochhaus standen dem NDR vier Single-Mode-Glasfasern zur Verfügung.
»Damit wir das geplante Konzept realisieren konnten, entschieden wir uns dafür, Riedel Mediornet in Kombination mit einem VSM-Steuersystem von Lawo einzusetzen«, erläutert Björn König den Vernetzungsansatz.
MediorNet bietet die Möglichkeit, anspruchsvolle Medien-Infrastrukturen sehr flexibel und verteilt aufzubauen und dabei volle Video-Router-Funktionalität, Signaltransport und integrierte Processing-Funktion zu bieten. Die Multiviewer-Funktionalität von Mediornet wurde ebenfalls genutzt und war Teil des Setups.
Auf dieser Basis gelang die Vernetzung von Studiosets und Arbeitsplätzen im 23. Stock des Hochhauses untereinander und mit weiterer Technik im Keller.
Kommando über Luci-Studio und die MuPro-App
Durch den umfangreichen Einsatz von LiveU-Systemen und SNGs mussten eine Vielzahl an Kommandos und n-1-Verbindungen aufgebaut werden. Dies wäre mit konventionellen Audio-Codecs in diesem Umfang nicht möglich gewesen. Der NDR setzte stattdessen auf die Audio-Codec-Software Luci Studio von Technica Del Arte auf zwei Windows PCs mit einer MADI-Anbindung zur Audiokreuzschiene und Kommandoanlage.
So konnten sehr einfach und übersichtlich über 20 Audioverbindungen parallel aufgebaut werden. Die EB-Teams wurden mit iPhones ausgestattet, auf denen die MuPro-App installiert wurde. Die SIP-Registrierungen erfolgten am ARD-SIP-Server am Hörfunkstern in Frankfurt. Über Luci-Studio und die MuPro-App ließen sich Kommando und n-1-Verbindungen aufbauen.
Björn König resümiert: »Die Kollegen vom Hörfunk haben hier eine Vorreiterrolle eingenommen. Sie setzen Luci-Studio und die MuPro-App bereits längere Zeit erfolgreich ein. Die Tonqualität ist durch Verwendung der AAC-LD Kodierung erheblich höher, was besonders bei n-1-Verbindungen durch die bessere Sprachverständlichkeit ein Vorteil ist.« Wenn einmal UMTS oder LTE nicht zur Verfügung stand, wurde eine SIP-Registrierung an der NDR-Telefonanlage genutzt und über GSM angerufen.
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