Broadcast, Live, Top-Story: 13.07.2017

G20 in Hamburg — technische Aspekte der TV-Produktion

Der G20-Gipfel in Hamburg war neben vielem anderen, natürlich auch ein TV-Ereignis. film-tv-video.de sprach über die technische Umsetzung mit NDR-Mitarbeiter Björn König, dem technischen Koordinator des entsprechenden ARD-Projekts, über diese ganz besondere Produktion.




Emporio-Hochhaus
TV-Produktion G20-Gipfel
Zentraler Produktionsstandort: das Emporio-Hochhaus.

Für die Messe waren die Sicherheitsvorkehrungen enorm hoch – kein Wunder, wenn 20 Staats- und Regierungschefs tagen und diskutieren. Das hatte auch großen Einfluss auf die Produktion und für die Wahl des passenden Hauptproduktionsortes. Das Weltbild wurde innerhalb der Hochsicherheitszone im Pressezentrum des G20-Gipfels produziert.

Für die eigene Berichterstattung jenseits des Weltbilds entschied sich der NDR nach eingehenden Diskussionen und Tests hingegen dafür, im Emporio-Hochhaus, das sich in zentraler Lage zwischen Alster und Wallanlagen befindet, ein Sendezentrum einzurichten.

Mit dieser Wahl konnte der Sender viele potenzielle Probleme umgehen. Björn König erläutert: »Vom Hochhaus aus hatten wir einen direkten Blick auf die Messehallen, aber auch aufs Schanzenviertel, wo etliche Demos stattfanden und auch auf die Alster. Wir waren also nahe genug am Ort des Geschehens, aber nicht mittendrin in der Sicherheitszone, wo die Arbeit aufgrund notwendiger Akkreditierung und höchster Sicherheitsmaßnahmen deutlich umständlicher geworden wäre. Darüber hinaus wären die benötigten Flächen auf dem Gelände der Hamburg Messe nicht verfügbar gewesen.«

Technik im Emporio-Hochhaus

Im Emporio-Hochhaus installierte der NDR die gesamte file-basierte und vernetzte Produktionstechnik für die Gipfelproduktion.

TV-Produktion G20-Gipfel
Im Emporio gab es zwei Sets für Moderatoren, Gäste und Experten.

Für Moderatoren, Gäste und Experten gab es zwei Sets, die mit je vier Kameras, davon eine als Beautyshot mit Blick auf die Stadt, ausgerüstet waren. Beide Sets konnten sowohl für die Sendungen der ARD im Ersten als auch für das NDR Fernsehen genutzt werden. Den Sets war jeweils eine eigene Regie zugeordnet, so dass auch parallel gearbeitet werden konnte. Die Sets und die Regien wurden unilateral genutzt, produzierten also jeweils exklusiv für die ARD und den NDR.

Auch die Teile der Redaktion und der Postproduktion, die mit dem Gipfel befasst waren, zogen temporär ins Emporio. So kamen schließlich neben Büroarbeitsplätzen auch 13 Schnittplätze mit angebundenem Avid-Nexis-Speichersystem, ein Schaltraum, eine umfangreiche Kreuzschiene auf Mediornet-Basis, ein Ingest-Bereich mit EVS und Mog-Equipment und ein weiterer Bereich fürs Einspielen besonderer Formate (Sofo-Raum) ins Emporio-Hochhaus.

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Björn König erklärt, weshalb sich der NDR für die Produktion im Emporio entschieden hat.

Aber warum wurde überhaupt eine externe Location gesucht und nicht einfach auf dem Gelände des NDR in Hamburg Lokstedt gearbeitet?

Björn König erläutert, dass dafür einerseits die Ressourcen in Lokstedt gefehlt hätten: Die Studiosets hätte man in jedem Fall auslagern müssen. So hätte man an eine Form von Remote Production denken können, diese Option sei aber ausgeschieden, weil der Gipfel aus redaktioneller Sicht sehr schnelles, flexibles Reagieren erforderte, mit enger räumlicher Anbindung zwischen Studiosets und Redaktion sowie einer räumlichen Nähe zur Messe.

TV-Produktion G20-Gipfel.
13 Schnittplätze mit angebundenem Avid-Nexis-Speichersystem, ein Schaltraum, eine umfangreiche Kreuzschiene auf Mediornet-Basis, ein Ingest-Bereich mit EVS-Servern und weiteres waren im Emporio-Hochhaus installiert.

So entschied man sich, alles was mit der Gipfelberichterstattung zu tun hat, an einem Ort zu versammeln. Das hatte letztlich für die gesamte Produktion viele Vorteile, so Björn König. »Bei der Generalprobe für den Gipfel, der Produktion der OSZE-Konferenz im vergangenen Winter, hatten wir schon festgestellt, wie sehr eine zusätzliche Produktion beim NDR den Regelbetrieb dort vor Ort belastet. Und damals war das Produktionsaufkommen ja noch eher gering und nicht vergleichbar mit dem, was wir beim G20-Gipfel produzierten.«

TV-Produktion G20-Gipfel.
Aufbauarbeiten: Ruhe vor dem Sturm.

Die Grafik realisierte der NDR mit Chyron-Equipment: »Jede Regie verfügte über ein eigenes Grafiksystem, das auch mit dem OpenMedia-Redaktionssystem verbunden war, mit dem der NDR arbeitet. Auch die Teleprompter auf den beiden Sets waren daran angebunden«, erläutert Björn König. Die Redakteure konnten also unter diesem Aspekt wie gewohnt arbeiten.

»In der Stadt hatten wir neben ENG-Teams, die auf XDCAM aufzeichneten, auch acht LiveU-Rucksäcke im Einsatz, also kompakte Live-Übertragungssysteme, die Handynetze nutzen, um Footage zum Emporio zu übertragen und Live-Schalten zu realisieren«, so Björn König. (Mehr Infos zu dieser Technik hier.)

LiveU
Rucksacksysteme für die Live-Übertragung wurden bei der G20-Berichterstattung genutzt.

Insbesondere bei der Berichterstattung über die Krawalle erwiesen sich die LiveU-Systeme als Mittel der Wahl, um Live-Bilder zu produzieren. Dieses Material wurde auf zwei LiveU-Server mit je vier Kanälen gespielt. Darauf konnten die Regien im Emporio – neben den SNG-Quellen von Flughafen, Messe und Elbphilharmonie und dem Weltbild, ebenfalls zugreifen und es in die Berichterstattung einbinden.

Die temporäre Gipfel-Sendezentrale im Emporio-Hochhaus war auch für die EB-Teams die zentrale Anlaufstelle: Sämtliches Gipfelmaterial wurde hier auf die Server gespielt.

TV-Produktion G20-Gipfel
Blick auf die Hansestadt vom Emporio-Hochhaus.
Security

Bei der Produktion der Bilder vom G20-Gipfel gab es ein weiteres Thema, das mit Blick auf die Mitarbeiter — vor allem im EB-Bereich — über allem stand: die Sicherheit. Das hatte großen Einfluss darauf, wie produziert wurde und was produziert wurde.

Der Veranstalter kümmerte sich um die Sicherheit der Gipfelteilnehmer und regulierte damit in vielen Fällen auch automatisch mit, welche Bilder überhaupt entstehen konnten. Für die Sender stand hingegen die Sicherheit der eigenen Mitarbeiter im Vordergrund und war dabei stets oberstes Gebot.

»Natürlich will man immer umfassende Berichterstattung und möglichst eindrucksvolle Bilder. Das heißt, auch bei den Protesten und Demos natürlich möglichst nahe am Geschehen zu sein«, erläutert Björn König. »Aber es gibt eben klare Grenzen und entsprechend waren unsere Mitarbeiter gebrieft. Außerdem erweiterten wir von der Senderseite die EB-Teams auch um zusätzliche Security-Kräfte — es geht mittlerweile in manchen Situationen einfach nicht mehr anders.«

 

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