Produktionsbericht: Sat.1-Kochshow »The Taste«
Vom Kochwettbewerb »The Taste« strahlt Sat.1 in diesem Herbst bereits die vierte Staffel aus. film-tv-video.de hat die Dreharbeiten dieser aufwändigen und erfolgreichen TV-Produktion besucht und einen Blick auf die technischen Hintergründe geworfen.
Regie-Workflow und Technik
Neben dem Wechsel des Drehorts gab es bei der Produktion der vierten Staffel von »The Taste« auch bei der Technik und den Workflows einige Veränderungen gegenüber den drei früheren Staffeln.
»Ein sehr positiver Aspekt waren die extrem kurzen Wege hier am Drehort«, erklärt Ralph Jacobi. »Man kommt aus dem Studio und steht nach wenigen Schritten in einer geräumigen Regie, die Büros befinden sich in den oberen Stockwerken des gleichen Gebäudes. Das klingt vielleicht banal, aber es macht in der Praxis die Kommunikation direkter und die kurzen Wege sparen in der Summe sehr viel Zeit. Vieles wird dadurch einfacher, leichter und schneller.«
Bei der Produktionstechnik entschied sich Redseven für TV Skyline als Dienstleister. Ursprünglicher Plan war es, das Ganze von bild- und tontechnischer Seite mit einem Ü-Wagen mit Großraumregie abzuwickeln, letztlich fiel aber die Entscheidung, eine Flightcase-Regie einzusetzen. »Diese Entscheidung haben wir nicht bereut, sondern sie hat im Gegenteil sehr viele positive Auswirkungen nach sich gezogen«, erläutert Ralph Jacobi.
»Man hätte diese Produktion sicher auch mit Ü-Wagen realisieren können«, ergänzt Robert Kis, Geschäftsführer von TV Skyline, »aber mit der mobilen Regie konnten wir von der technischen Seite her viel besser auf die Bedürfnisse dieser Produktion eingehen.«
Die Flightcase-Regie war während der Produktion in Räumen direkt neben dem Studio untergebracht, daran angrenzend die Tonregie und ein paar Türen weiter die server-basierte Aufzeichnung.
Eine Besonderheit der Produktion, die sich in der Technik spiegelt, besteht darin, dass in vielen Produktionsphasen von »The Taste« zahlreiche Ereignisse parallel stattfinden — etwa wenn vier Teams gleichzeitig innerhalb eines einstündigen Zeitlimits ein Gericht zubereiten.
Um das von technischer Seite vernünftig steuern und produzieren zu können, sind bis zu 16 Mitarbeiter in der Regie parallel aktiv. Die dafür nötigen Arbeitsplätze einzurichten, ist natürlich in einem größeren Raum wesentlich komfortabler möglich, als in einem Ü-Wagen.
»Es hat sich gezeigt, dass wir am effizientesten arbeiten können, wenn Mitarbeiter aus Redaktion, Regie und Technik im gleichen Raum sitzen«, führt Ralph Jacobi aus. »Die direkte Kommunikation zwischen Regisseur Knut Fleischmann, bei dem die Fäden zusammenlaufen, und den anderen Mitarbeitern ist dadurch optimal möglich — und natürlich auch die zwischen den einzelnen anderen Mitarbeitern.«
Als förderlich erwies sich eine besondere Platzierung der Mitarbeiter in der Bildregie: In der ersten Reihe sind Regisseur/Bildmischung, Redaktion und Spieletechnik platziert, diese bilden sozusagen die Gesamtregie, leiten, steuern und dirigieren zusammen die Produktion.
In der zweiten Reihe sind Tandemredakteure tätig. Diese sind jeweils für ein Küchenteam zuständig. Der Tandemredakteur sieht die Bildquellen aus seinem jeweiligen Team und ist per Intercom mit dem Realisator im Studio, mit den jeweiligen Kameraleuten und dem Remote-Kamera-Operator verbunden. Er übernimmt eine Art Subregie für jeweils ein Team und erfasst auch Infos zu interessanten Szenen und O-Tönen für die spätere Postproduction.
Letztlich wird bei »The Taste« während der Drehzeiten ganz ähnlich gearbeitet, wie bei einer Sportveranstaltung: Es gab in den einzelnen Phasen der Produktion bis zu 19 Live-Bildquellen. In den meisten Phasen der Produktion — etwa während des Kochens und der Verkostung — wurden 13 Quellen verwendet, um daraus ein Programmsignal zu generieren und dieses wurde dann aufgezeichnet.
Die notwendige Technik hierfür hat TV Skyline in mobile Racks eingebaut: Drei 19-Zoll-Doppelracks auf Rollen enthalten alles, was bei Festinstallationen im Geräteraum verschwindet: Den Prozessor des Kahuna-Mischers und die Sirius-Kreuzschiene von Snell, die CCUs der Kameras, einen XT3-Server von EVS, Geräteträger mit Konvertern, Wandlern, Verstärkern, sowie allerhand weitere Signaltechnik. Diese Technik stand abgesetzt in einem Geräteraum.
Zentrales Audio-Element der Flight Pack Regie von TV Skyline ist ein Mischpult des Typs MC²56 MKII von Lawo. Dieses Pult war bei der Produktion von »The Taste« in einer separaten Audioregie aufgebaut, die aber über ein großes Fenster Sichtkontakt zur Hauptregie hatte — ebenfalls ein wichtiger Aspekt für den reibungslosen Ablauf bei einer Multikameraproduktion mit vielen Akteuren.
In der Regie hatte TV Skyline eine Multiviewer-Monitorwand installiert und zusätzlich noch Einzelplatzmonitore. Das Bedienpanel des Kahuna-Mischers und die Fernbedienteile für die diversen Kameras waren hier in Arbeitstische eingebaut. Die Kommunikation erfolgte über ein Intercom-System von Clear-Com (mehr zum Intercom-Einsatz bei »The Taste« steht hier in einem separaten Artikel).
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