»Mythos Wolfskind«: Terra X-Doku in 4K und mit 360°-Angebot
Die neue »Terra X«-Dokumentation geht dem Phänomen »Wolfskind« nach. Die Doku wurde vollständig in 4K produziert. Die Fernsehausstrahlung wird in HD erfolgen, in 4K steht die Dokumentation als Download und über HbbTV bereit.
Alles vier Mal mehr
Matthias Haedecke über die technischen Herausforderungen einer 4K-Produktion
Als die Redaktion »Terra X« an uns, das Geschäftsfeld Bildgestaltung, herantrat und fragte, ob wir den nächsten innovativen Entwicklungsschritt nach den erfolgreichen Erstlingen in 16:9, dann in HD und auch in 3D wieder gemeinsam gehen wollen, mussten wir nicht lange überlegen. So haben wir im vergangenen Jahr die große Herausforderung angenommen, eine Hochglanzdokumentation für die Primetime in 4K komplett als interne Eigenproduktion herzustellen.
4K – das bedeutet vier Mal mehr Bildpunkte als HD, also ein viel »schärferes« Bild auf einem größeren Display. Das bedeutete für uns aber auch, dass wir den erweiterten Farbraum BT.2020 nutzen wollten und auch den neuen Helligkeitsumfang HDR (High Dynamic Range), der es mit 14 Blenden erlaubt, die hochaufgelösten Bilder mit einem doppelt so großen Kontrastumfang darzustellen, wie es im jetzigen Fernsehbild möglich ist.
Uns war klar, dass die volle 4K-Version des Films nur über den Verbreitungsweg Internet zu sehen sein würde und die »normale« Ausstrahlung nur in HD und dem bekannten Dynamikumfang erfolgen könnte. Es hat sich aber gezeigt, dass die Grundlage der 4K-Bilder auch in der HD-Version zu spüren ist und die Bilder ein wenig brillanter und ein wenig hochwertiger erscheinen lässt, als das bei einer normalen HD-Produktion zu sehen ist.
Unsere Produktionsumgebung war bisher natürlich auf die jetzige TV-Norm optimiert, was bedeutete, dass wir unsere Technik nachrüsten mussten. Für 4K brauchten wir Kameras, die in der Lage waren, hochauflösende Bilder zu erzeugen. Wir brauchten mehr Speicher, der schnell genug reagiert, um die vierfach höhere Datenmenge dieser Bilder zu sichern und zu transportieren. Und wir brauchten im Schneideraum performantere Verbindungen und schnellere Rechner, sowie entsprechende Bearbeitungsprogramme, die in der Lage waren, die im Prinzip um das Vierfache höhere Datenraten zu verarbeiten. Selbstverständlich musste auch die Farbkorrektur mit entsprechenden Geräten und Programmen ausgestattet werden, um das vierfach höhere Datenvolumen zu bewältigen. Darüber hinaus musste in allen Gewerken neues Knowhow erarbeitet werden, wie mit diesen neuen Voraussetzungen, Normen und Parametern ein »mindestens vierfach« besseres Produkt entstehen kann.
Um eine optimale Grundlage zu schaffen, haben wir uns in der Produktionswelt umgesehen, wo bereits in 4K produziert wurde und haben unter anderem in den Pinewood Studios in London entscheidende Anregungen gefunden. Zusammen mit dem umfangreichen Knowhow der Experten im ZDF entstand so die technische Basis für dieses Projekt.
Das Thema der »Wolfskinder« bot die Möglichkeit, durch exotische Drehorte und opulente Szenerien, die Grenzen der neuen Technik auszuloten. Wir konnten Bilder entstehen lassen, die mit ausschweifenden Farben, ungewöhnlichen Einstellungen und dem faszinierenden Spiel von Licht und Schatten eine mitreißende Geschichte erzählen und den Zuschauer für eine dreiviertel Stunde in eine andere Welt entführen. Die Dreharbeiten waren eine Achterbahnfahrt zwischen schwierigsten Bedingungen vor Ort wie sintflutartigen Regenfällen in Afrika und den Möglichkeiten der neuen Technik zum Beispiel beim indischen Frühlingsfest der Farben. Ein anstrengendes Unterfangen, das am Ende aber mit außerordentlichen Aufnahmen belohnt wurde, die ihre Wirkung durch die neue Technik voll entfalten können.
Bereits während den Dreharbeiten begann der Schnitt, der den Cutter und auch das Gerät an seine Grenzen und gelegentlich auch darüber hinaus führte. Um mit der neuen Technik für jeden Drehort das beste Bild zu erhalten, wurden unterschiedliche Kameras eingesetzt, die mit unterschiedlichen Codecs arbeiteten. Im Schneideraum wurden dann all diese unterschiedlichen Formate mit großem Einsatz so gewandelt und zusammengesetzt, dass sie im fertigen Film nahtlos zusammenpassen. Darüber hinaus hatten Cutter und Regisseur einen Spagat zu vollführen, zwischen dem Vorhaben 4K in seinen ganzen Möglichkeiten zu nutzen und der Notwendigkeit Bilder auszusuchen, die auch in der HD Ausstrahlung nichts an Wirkung verlieren würden. Beides wurde hervorragend gemeistert.
Am Ende der Produktionskette konnte in der Farbkorrektur die gesamte Bandbreite des erweiterten Farbraums und des höheren Dynamikumfangs voll ausgeschöpft werden, da der größte Teil der Aufnahmen im Raw-Format gedreht wurde, was durch seine logarithmische Aufzeichnungsmethode deutlich mehr Informationen zur Verfügung stellt, als das bei üblichen Aufzeichnungen der Fall ist.
Zusammen mit einer aufwändigen 5.1-Tonmischung entstand so ein Film, an dem wir alle nicht nur viel gelernt haben, sondern der unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern an vielen Stellen sogar noch übertroffen hat.
Matthias Haedecke, Leiter Geschäftsfeld Bildgestaltung & Design
Uwe Kling, Geschäftsfeld Bildgestaltung
Seite 1: Herausforderungen einer 4K-Produktion
Seite 2: Bildgestaltung in 4K
Seite 3: Dreharbeiten in 360°
Seite 4: 4K erfordert eine andere Schnittgeschwindigkeit
Seite 5: Wie kann der Zuschauer 4K und 360° sehen?