Bayreuther Festspiele: Alles ganz speziell
Einmal im Jahr findet in Bayreuth das Hochamt der Wagner-Fans statt: Im 1873 speziell zu diesem Zweck errichteten Festpielhaus kann man dann eine jährlich wechselnde Auswahl aus den Hauptwerken Richard Wagners erleben. Seit 2008 ist TV Skyline zusammen mit TMT Broadcast für die TV-Übertragung und Aufzeichnung der Opern zuständig.
Parallele 5- und 12-Kameraproduktion aus zwei Regien
Mit schierem TV-technischem Overkill kann die Produktion in Bayreuth auf den ersten Blick nicht protzen: Es wurde in HD produziert und für die Opernübertragung reichten zwölf Kameras aus. Zusätzlich gab es eine separate, zweite Regie, mit der Sky eine Magazinsendung rund um die Opernübertragung realisierte: mit fünf weiteren Kameras.
Für einen Dienstleister wie TV Skyline ist ein solches Setup — zumindest von der Zahl der Kameras und Regien her — durchaus überschaubarer Normalbetrieb, nichts Besonderes. Die Herausforderungen, die es dennoch in reicher Zahl gab, lagen in anderen Aspekten.
Produktionen und Feeds
Zehn Hauptproduktionen wurden im Rahmen der Spielzeit 2016 in 14 Tagen aus der großen Regie realisiert: Fünf Generalproben und fünf Live-Übertragungen einzelner Opern. Zwölf Kameras waren dafür am jüngsten Ü-Wagen von TV Skyline in Betrieb, dem Ü8 (siehe Bericht).
Mit diesem Setup wurden die Opern-Übertragungen realisiert. So wurde etwa die Neuinszenierung des Parsifal live in etwa 100 Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz übertragen und aufgezeichnet. Die Aufzeichnung wurde einige Tage später dann auf 3Sat ausgestrahlt. BR Klassik stellte auf seiner Website die Aufzeichnung online als Video bereit. Der japanische Broadcaster NHK übernahm die Aufzeichnung ebenfalls und wird sie später senden.
Im Nachgang wird aus dem aufgezeichneten und um einige Einstellungen ergänzten Material eine »Parsifal«-DVD/BD hergestellt (Deutsche Grammophon). Hierfür wurden im Rahmen der Generalproben einige Einstellungen für Retakes wiederholt.
Bisher wurde auf ähnliche Weise in Bayreuth eigentlich immer nur eine Oper pro Jahr produziert — nicht so in diesem Jahr.
Im Jahr 2016 war erstmals Sky mit an Bord und übertrug den kompletten »Ring des Nibelungen« in Deutschland sowie in Österreich, Italien, Großbritannien und Irland. In Deutschland und Österreich wurde überwiegend live gesendet, das heißt, es gab einen leicht zeitversetzten Start, aber On Air wurden die Pausen verkürzt, so dass man im Verlauf der Oper dann immer näher ans Live-Ereignis heranrückte. In Italien wurden die Opern im Sky-Programm ebenfalls jeweils am Aufführungstag gesendet, aber den TV-Gewohnheiten in Italien geschuldet, deutlicher zeitversetzt. In Großbritannien verfolgte Sky ein anderes Konzept und hatte sich für einen kompletten Wagner-Tag entschieden. Außerdem bietet Sky die Aufzeichnungen von den Bayreuther Festspielen auch auf seinen On-Demand-Plattformen an.
Das Ganze geht bei Sky aber weit über eine reine Opernübertragung hinaus: Unmittelbar vor den Festspielen ging nämlich der neue Kunst- und Kultursender »Sky Arts« auf Sendung und setzte mit den Bayreuther Festspielen gleich einen Paukenschlag für sein Programm.
Sky Arts hatte sich entschlossen, innerhalb von sechs Tagen, den kompletten Ring live im Fernsehen zeigen, das wurde damit zum ersten Mal Realität. Im Umfeld der Live-Übertragungen gab es zudem eine Magazinsendung aus Bayreuth.
Um dieses Magazin zu realisieren, richtete TV-Skyline für Sky ein temporäres Studio auf einer Terrasse vor dem Festspiel-Restaurant mit Blick auf das Festspielhaus ein.
Dort waren für Sky fünf weitere, unilaterale Kameras im Einsatz: zwei Studiokameras auf Stativen, eine drahtlose Steadicam-Kamera, eine ferngesteuerte QubeCam II und eine Beautyshot-Kamera, die das Festspielhaus von außen zeigt.
Moderiert von Axel Brüggemann produzierte Sky Arts in diesem Studio eine Einführung und ein magazinartiges Pausenprogramm mit Live-Passagen, Gesprächen und Einspielern.
Als Regie für dieses Programm kam die Subregie im Rüstwagen des Ü8 zum Einsatz, TV Skyline konnte also hier das Konzept, das der Dienstleister bei seinen jüngsten Ü-Wagen umgesetzt hat, optimal ausnutzen (siehe auch Bericht über den Ü7).
Einen wesentlichen Teil des Festspiel-Magazinprogramms von Sky Arts stellten auch die Einspieler dar. Insgesamt 56 Einspiel-Beiträge hatte der TV-Skyline-Partner TMT hierfür vorproduziert. Markus Spona erläutert: »Das wurde mit FS7-Kameras realisiert, um einen hochwertigen Look, jenseits der normalen EB-Ästhetik zu realisieren. Zwei Teams waren hierfür im Vorfeld und während der Festspiele unterwegs.«
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Seite 2: Produktion und Feeds
Seite 3: Fernsehtechnik im Festspielhaus
Seite 4: Kameraoperation und Tonmischung
Seite 5: Technikbesonderheiten, Fazit