Facebook meets Youtube: Kinofilm »Deutschland. Dein Selbstporträt«
Im Rahmen des Filmfests München gab Sönke Wortmann zusammen mit Produzent Daniel Ehrenberg und Editor Ueli Christen bei einem Avid-Panel Auskunft über »Deutschland. Dein Selbstporträt«.
Visuelle, inhaltliche und rechtliche Herausforderungen
Die Technik hinter dem Projekt war sehr anspruchsvoll, aber es gab natürlich auch inhaltlich und visuell-gestalterisch viele herausfordernde Aufgaben zu lösen.
Die Versuche etwa, den Mitmach-Interessenten schon im Vorfeld klar zu machen, dass man für einen Kinofilm Originalmaterial im Querformat braucht, liefen nämlich ins Leere: Es wurde Hochkant-Material in Massen eingesendet, darunter auch solches, das man nicht einfach wegen des falschen Seitenverhältnisses aussortieren wollte.
So musste sich das Team den Gegebenheiten fügen und Editor Ueli Christen nimmt’s rückblickend mit Humor: »Hochkant ist das neue breit.« Der Film enthält daher auch zahlreiche Hochkant-Passagen.
Neben der Bewältigung der technischen Hürden ging es in der Anfangsphase der Postproduction auch darum, die Unmengen an Material anhand bestimmter Kategorien zu sortieren: etwa in die Themenbereiche Tanz, Sport, Musik und vieles weitere einzusortieren. Die Logger gaben für das Material auch eine erste Bewertung ab, sodass sich Editor und Co-Editor besser fokussieren konnten.
Sönke Wortmann berichtet, dass der wichtigste Leitfaden für die Logger lautete, das Material danach zu bewerten, ob es sie emotional berührte. Er erinnert sich, dass es auch viele Einsendung gab, die genau das taten, es aber schlussendlich doch nicht in den Film schafften, weil sie zu lange waren und gekürzt nicht funktioniert hätten.
Aus inhaltlicher Sicht gab es ganz viele unterschiedliche Einsendungen — auch Extreme waren durchaus präsent. Produzent Daniel Ehrenberg berichtet, dass letztlich die gesamte gesellschaftliche Breite vertreten war. Besonders abseitige Beiträge blieben außen vor, wenngleich der Film auch durchaus schwer zu ertragende Szenen enthalte, die dem Ansatz geschuldet seien, ein umfassendes und gesamtes Bild zu zeichnen.
Eine wichtige Aufgabe kam der Tonnachbearbeitung zu. Die Sounddesigner investierten viel Zeit und Mühe, den Originalton zu verbessern und zu optimieren, aber das gelang nicht immer: Manche Einsendungen scheiterten auch daran, dass der Ton zu schlecht war. Andere Beiträge wiederum waren aus technischer Sicht so gut, dass es schon Rückfragen dazu gab, ob hier etwas nachgedreht worden sei. »Aber das unseren Ansatz völlig konterkariert«, so Sönke Wortmann.
Ein weiteres Feld, das hohe Aufmerksamkeit erforderte, war die Rechtesituation.
Produzent Daniel Ehrenberg erläutert: »Es ging leider nicht anders, als von allen Mitwirkenden seitenlange Erklärungen unterzeichnen zu lassen, um das Ganze rechtlich wasserdicht zu bekommen. Das ging sogar so weit, dass wir die Rechtesituation von Kinderfotos klären mussten, die im Hintergrund zu sehen waren.«
Am Ende der Materialschlacht steht nun also ein Kinofilm, der ab 14. 7. 2016 in die deutschen Kinos kommt.
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