Euro 2016: Größer denn je
Die Spiele der Gruppenphase der Fußball-EM 2016 haben schon stattgefunden und alle wurden erfolgreich übertragen — dass die dabei eingesetzte TV-Technik funktioniert, ist also schon bewiesen. Zeit für einen Hintergrundartikel, der beleuchtet, was auf technischer Seite hinter den Kulissen abläuft.
Kamerateams an den Venues
Abseits der Stadien und des internationalen Sendezentrums halten sich zudem EB-Teams von ARD und ZDF in Frankreich auf. Einige davon sind in Paris unterwegs, um die Stimmung während des Turniers einzufangen, weitere EB-Teams beobachten die Geschehnisse rund ums deutsche Quartier in Évian, das ebenfalls per Leitung ans IBC angebunden ist. In Évian finden auch die Pressekonferenzen des DFB statt, bei denen aber der DFB die Bildregie selbst in der Hand hat. Von Évian liefern beide Sender Interviews mit Spielern und Trainerteam, sowie Bilder vom Training der deutschen Nationalmannschaft ins IBC.
Die Anbindung etwa von Évian ans IBC ist über Glasfaser-Verbindungen realisiert. Konkret werden Nimbra-Komponenten von Net Insight eingesetzt, das sind optische Transport-Lösungen, die für den Einsatz in Netzwerken in den Bereichen Broadcast und Media, DVB-T, Mobile TV und IPTV/Kabelfernsehen optimiert sind.
Auf plötzliche Ereignisse — und nicht nur auf diese — können die mobilen Teams unmittelbar reagieren und ihre Beiträge auch von unterwegs absetzen. Hierfür haben die EB-Teams einen Laptop mit Media Composer als Schnittprogramm dabei und sie können damit auch Material auf verschiedenen Wegen übertragen, etwa per Cloud-Anbindung oder über den schnelleren und sichereren Weg einer Faspex-Verbindung. Hierfür ist im Equipment-Pool der MPE ein Aspera-Faspex-System im Einsatz.
Auf Basis von Faspex ist es möglich, Files in den Sonderformateraum im IBC zu übertragen, wo sie dann für die weitere Bearbeitung zur Verfügung stehen. »Das Aspera-System hat den Vorteil, dass die Redakteure im jeweiligen Land ihr Material direkt ins IBC schicken können — also nicht den Umweg über das Heimatland gehen müssen«, erklärt Florian Rathgeber.
Vor allem die Online-Redaktionen nutzen diese Möglichkeiten sehr intensiv. »In der Aktualität ist das oft im Einsatz«, ergänzt Vito Zoiro: »Im Sport sehen wir diese Ausstattung aber eher als ergänzende Möglichkeit, mit der die Außenteams sehr flexibel agieren können, wenn es sich anbietet. Diese Form der Berichterstattung ist aber nicht fest in die Abläufe eingeplant.«
Mobile Teams
Bei den ZDF-Teams arbeiten einige mobile Kamerateams auch erstmals mit kompakten LiveU-Systemen, also mit Übertragungssystemen, die es erlauben, Footage per WLAN, DSL oder Handynetz (über gebündelte SIM-Karten) zum LiveU-Server ins IBC zu übertragen, erläutert Florian Rathgeber. Damit sind sogar Live-Übertragungen mit Aufsager, etwa aus dem Stadion möglich. Es lassen sich darüber auch kurze Beiträge mit Fans oder anderen Gesprächspartnern schnell und flexibel übertragen — wahlweise live oder zeitversetzt per Übertragung auf den LiveU-Server. Neben den LiveU-Rucksacksystemen auf UMTS-Basis setzt die ARD für die schnelle, mobile Berichterstattung 40 Reporter mit iPhones ein. Die können Material mit der LiveU-App »Store&Forward« ins nationale ARD-Sendezentrum nach Köln und von dort über Rückleitung nach Paris ins IBC senden. Sogar Live-Verbindungen sind damit möglich.
ARD: Nationales Sendezentrum in Köln
Beim WDR in Köln laufen die Fäden für die ARD-Berichterstattung von der Fußball-EM 2016 zusammen, berichtet Frank Himmler. Mitarbeiter aus Fernsehen, Hörfunk und von Sportschau.de arbeiten hier in einer gemeinsamen Redaktion zusammen. Bei der Einrichtung der technischen Infrastruktur wurde darauf geachtet, die cross-mediale Arbeit zu vereinfachen. Beiträge für die Redaktionen von »ARD Aktuell« (Tagesschau, Tagesthemen, Nachtmagazin, etc.) und anderen Programmen werden von dort zugeliefert.
Zudem kümmern sich zwei Regisseure um die Schaltungen der Hörfunkkommentatoren in die ARD-Radiosender, Online-Redakteure arbeiten Material aus Hörfunk und Fernsehen für ihre Angebote auf.
Auch die oben erwähnte iPhone-Berichterstattung läuft direkt in Köln auf.
Leitungspaket
Zwischen Paris, Mainz und Köln wurde eine 10-Gigabit-Verbindung etabliert. Die Leitungsendstellen wurden mit Nimbra-Technik realisiert, aus dem Equipment-Pool von ARD und ZDF.
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Seite 4: Produktion und Postproduktion im IBC, Übertragungstechnik
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