James Bond: »Spectre«-Post mit Avid
Für den Schnitt des jüngsten James-Bond-Films wurde Media Composer von Avid genutzt. Zusätzlich setzte das Produktionsteam die Avid MediaCentral Plattform und Produkte aus der Avid Artist Suite für einen reibungslosen Workflow in der Postproduction ein. Am Ton wurde mit Pro Tools gefeilt.
Auch im zweiten James-Bond-Film des Regisseurs Sam Mendes, dem insgesamt 24. der Reihe, begibt sich der Geheimagent ihrer Majestät wieder auf eine Reise rund um den Globus – dieses Mal, um die Machenschaften der Organisation Spectre aufzudecken. Mit etlichen Bezügen zu älteren Filmen wollte Sam Mendes die thematische und dramaturgische Verknüpfung von neu und alt schaffen.
Bei seinem Team setzte der Regisseur auf Bewährtes: Er arbeitete wie beim vorangegangenen Bond-Film mit dem renommierten Editor Lee Smith (»Interstellar«, »Inception«, »The Dark Knight Rises«), dessen langjährigem Schnittassistenten John Lee und deren Team zusammen, um die komplexe Geschichte rund um »Spectre« zu erzählen, die unmittelbar an den Vorgänger »Skyfall« anknüpft. Eine besondere Herausforderung stellte dabei die Verwaltung der großen Mengen an Material dar und die dadurch potenziell komplizierte und zeitaufwändige Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Editing-Team.
Zum Produktionsteam gehörten auch die selben Sound-Experten, die schon für»Skyfall« mit einem Oscar ausgezeichnet worden waren: Supervising Sound Editors Karen Baker Landers und Per Hallberg (»The Bourne Ultimatum«, »Ray«, »Black Hawk Down«) waren die kreativen Köpfe, die mit ihrem erfahrenen Team den passenden Soundtrack für den temporeichen Film schufen.
Die richtige Technik für ein ambitioniertes Projekt
Dass der Film auf dem Media Composer geschnitten wird, stand für das Editing-Team von Anfang an fest. »Ich arbeite schon seit Jahren mit Lee Smith zusammen, und dabei muss ich jedesmal einen voll ausgelasteten Schneideraum managen und einen effizienten Workflow für die Projekte sicherstellen«, erklärt Associate Editor John Lee, der an einem Lightworks-System sein Handwerk erlernte, dann aber zum Composer wechselte und seither auch dabei blieb.
Bei »Spectre« stand das Team vor der Herausforderung eines engen Zeitplans. Elf Monate waren für die Fertigstellung des Films vom Drehbeginn im August 2014 bis zum finalen Schnitt im Juli 2015 angesetzt. »Wir haben 128 Tage mit der Main Unit und 97 Tage mit der Second Unit gefilmt. Manche Units sind in verschiedenste Länder gereist, zum Beispiel nach Österreich, Italien und Mexiko. Unser Team ist allerdings während des gesamten Schnitts in den Studios in Pinewood geblieben«, erzählt John Lee.
Ein typisches Setup bestand dabei aus dem Editor, seinem Associate Editor und diversen Assistenten, die über fünf verschiedene Media Composer hinweg das Material einspielten, loggten und zur Weiterverarbeitung in Bins ablegten. Dabei bildete ein Speichersystem des Typs Isis 5000 von Avid die Hardware-Basis, die eine Echtzeit-Zusammenarbeit zwischen allen Teams ermöglichte, auch in den Bereichen Ton und Marketing. »Der zentrale Speicher war großartig«, bestätigt Lee. »Durch die Funktionen für Zusammenarbeit konnte jeder aus dem Team immer und von überall aus auf das Material zugreifen, schnell und unkompliziert.«
Im Umfeld der Schnitträume richteten Lee Smith und seine Crew auch einen Vorführraum ein, um hier dem Regisseur und den Produzenten die Ergebnisse des jeweiligen Tages zeigen zu können. Smith und Lee konfigurierten dabei den Media Composer so, dass alles ohne Umwege auf der großen Leinwand gezeigt werden und John Lee direkt danach den Report dazu verschicken konnte. Dieses Vorgehen wurde bis Weihnachten 2014 beibehalten, bis Mendes Zeit hatte, mit dem Director’s Cut zu starten.
»Die Zusammenarbeit mit Sam war sehr partnerschaftlich«, erinnert sich Lee. »Er hat uns viele Male in der Editing-Suite in den Pinewoood-Studios besucht und wir haben ihm ständig Rohschnittfassungen geschickt, um von ihm Feedback oder Anregungen zu bekommen. Während des Schnittprozesses siedelte dann eine kleine Crew von Pinewood in die Region Cotswolds um, die als britisches Kernland gilt, um mit Sam Mendes zusammen am Film zu arbeiten.« Zum verkleinerten Team gehörten natürlich Smith und Lee, aber auch der VFX-Supervisor und ein Music Editor. Die Arbeitsweise in ländlicher Umgebung, abseits von den zahlreichen Ablenkungen im Studio, trug dazu bei, dass das Team den Film schnell und effizient auf den Weg bringen konnte.
Für Lee war dabei besonders der Crossover von Schnitt und den zentralen Sound-Elementen spannend. »Wir haben während des gesamten Schnitts sehr eng mit der Ton-Crew zusammengearbeitet. Manchmal haben wir ADR direkt im System aufgenommen, und einiges davon findet sich jetzt auch im fertigen Film. Ich persönlich mag es, Clips farblich zu hinterlegen, so dass jeder Dialog, Special Effect und jede Musik in einer Szene, an der ich arbeite, sich deutlich voneinander unterscheiden. Darüber hinaus war die Audio-Suite als EQ-Werkzeug sehr hilfreich.”
Virtuoser Sound
Wie bei kaum einer anderen Filmreihe, stehen bei der 007-Filmreihe immer auch Sound und Musik im Fokus. Die Titelmusik wird meist mit genau so viel Spannung erwartet, wie der Film selbst — und es gilt als Ritterschlag in der Musikbranche, für den James-Bond-Titelsong ausgewählt zu werden. Natürlich spielt über den Titelsong hinaus auch der Soundtrack des Films insgesamt eine große Rolle. Diesen zu gestalten fiel auch bei »Spectre« wieder den Sound-Editoren Karen Baker Landers und Per Hallberg zu. Wie auch bei »Skyfall« setzten sie dafür die Avid-Lösung Pro Tools ein.
»Jeder Film hat seine eigenen Herausforderungen«, sagt Hallberg. »Bei „Skyfall“ haben wir das erste Mal mit Mendes zusammengearbeitet und überhaupt das erste Mal einen Bond-Film gemacht – das war eine ziemliche Lernkurve. Bei »Spectre« hatten wir dann schon ein viel besseres Verständnis von Sams klanglicher Vision. Die Herausforderung dieses Mal hieß deshalb für uns, das zu toppen, was wir beim letzten Mal abgeliefert hatten.«
Die Herausforderung, dem Soundtrack für den komplexen Handlungsstrang des neuen Bond-Films eine neue Richtung zu geben, war angesichts eines eng gestrickten Zeitplans noch größer als zuvor, erklärt Baker Landers: »Der Zeitplan für alle Beteiligten war tatsächlich der größte Unterschied zwischen „Skyfall“ und „Spectre“. Für uns hieß das, dass wir weniger Zeit zur Vorbereitung unserer Tracks hatten als bei „Skyfall“. Der kreative Prozess und die Zusammenarbeit mit Sam waren dadurch sehr verdichtet. Das heißt, wir mussten es schneller richtig machen, und das mit weniger Feedback von Sam.«
»Wir hatten alle dasselbe Gefühl, aber vor allem Sam hat der Zeitplan sehr unter Druck gesetzt. Wir haben wie im letzten Jahr mit Pro Tools gearbeitet, dieses Mal mit Pro Tools 11. Der Workflow und die Zusammenarbeit liefen reibungslos. Während unseres finalen Mixes ist Sam zwischen Score-Sessions, Score-Mixdown, visuellen Special Effects, Color-Timing, ADR-Sessions und uns hin- und hergerannt. Jeder wollte und brauchte ihn, aber am Ende haben wir dank Pro Tools und ein paar langer Nächte alles rechtzeitig hinbekommen. Zum Glück ist Sam sehr entscheidungsfreudig und weiß genau, was er will.«
Genau wie seine Vorgänger ist »Spectre« vollgepackt mit dynamischen Action-Szenen. Bakers Landers erkärt, wie diese temporeichen Momente dabei geholfen haben, dem Sound für den ganzen Film eine Richtung zu geben: »Alle Szenen, die an einem großen Set gedreht werden, sind eine Herausforderung für den Ton, aber die Eröffnungsfrequenz in Mexico City war die größte von allen. Vom Wechsel in der Musik zu verschiedenen Menschenmengen und Explosionen bis hin zum intensiven Kampf im Hubschrauber mussten wir einen Teppich aus Sound und Musik weben, der aufregend und spannend war, aber die Story und die Eröffnungssequenz nicht überlagert hat.«
Der Legende gerecht werden
Auch das Schnittteam stellte der enge Zeitplan vor einige Herausforderungen. »Wir wussten, dass wir die Deadline nur halten können, wenn wir als Unit gut funktionieren«, unterstreicht John Lee. »Neben unserem wirklich engagierten Team wäre es aber auch ohne den Media Composer nicht möglich gewesen, denn er hat dafür gesorgt, dass wir alle ohne Reibungsverluste zusammenarbeiten konnten.«
»Es war ein Vergnügen, mit Sam zu arbeiten«, sagt auch Baker Landers. »Er ist talentiert, brennt für das, was er tut, und ist vor allem ein brillanter Geschichtenerzähler. Sein Verständnis von Sound ist, dass er die Geschichte unterstützen und komplementieren, aber nie dominieren sollte.«