Baselight im Einsatz bei »Lerchenberg«
Bei der Produktion der zweiten Staffel der ZDF-Sitcom »Lerchenberg« kam das Color-Grading-System Baselight des britischen Herstellers Filmlight zum Einsatz. In Kombination mit Filmlights On-Set-System Daylight verfügte die Produktion über einen Workflow, der Grading vom Set bis in die Finishing-Suite ermöglichte.
Dreh in Mainz, Postproduktion in München
DoP Jenny Bräuer drehte mit einer Arri Alexa, aufgezeichnet wurde im ProRes-Format. Arri Media aus dem 400 km entfernten München war fürs Color Grading und Finishing des Materials verantwortlich.
Üblicherweise werden bei einer solchen Konstellation die Dailies per Kurier in die Postproduction Transportiert, dort per Ingest eingespielt und per Grading bearbeitet, wobei der DoP aus der Ferne seinen Input gibt. »Dieser Prozess wurde für uns aber zu langsam«, erläutert Produzent Florian Schneider, »vor allem auch angesichts des Roundtrippings zwischen Dailies, Schnitt und Finishing-Suite, wenn eine Farbentscheidung geändert wurde. Aber auch deshalb, weil die mit einem ersten Grading bearbeiteten Rushes immer erst ein, zwei Tage später verfügbar waren. Das Ganze wurde noch verschärft, weil die Postproduction vier Stunden entfernt war«. Aus diesem Grund entwickelte das Lerchenberg-Produktionsteam einen anspruchsvolleren Workflow, der eine Baselight-Lösung integrierte.
Baselight-System im Einsatz
Am Set setzte das Team das Dailies-System Daylight ein. Es war mit einem Set an Looks bestückt, auf die sich DoP Bräuer und Colorist Stephan Kuch geeinigt hatten. DoP und Regisseur nutzten das System aber auch, um die einzelnen Szenen so zu optimieren, dass sie schon möglichst nahe an dem Look lagen, den das finale Grading am Baselight-System dann schaffen sollte.
Der große Vorteil des Baselight-Workflows besteht darin, dass die am Set entstandenen Looks das Originalmaterial nicht verändern. Die nativen Files wurden stattdessen gemeinsam mit den ersten Grading-infos des Daylight-Systems im BLG-Format an das Schnittsystem weitergereicht. Die Avid-Systeme waren mit Baselight-Plg-Ins ausgerüstet, konnten also die Files und das jeweils zugehörige Grading »lesen« – gemeinsam mit allen Grading-Schritten und Keyframes, und das in Echtzeit.
Das sparte Zeit, denn zeitraubendes Rendern, Speichern oder auch Backups und Transfers des gegradeten Materials konnten so entfallen. Es war sogar möglich, dass der Editor an seinem Avid-Schnittsystem das Grading noch aus der Timeline heraus anpassen konnte.
Die Editing-Suite lag räumlich in der Nähe des Sets, was den Flow zwischen Set und Post ebenfalls optimierte, denn die Produzenten und Executives konnten direkt vom Set ins Editing gehen und sich dort ein Bild vom jeweiligen Fortschritt machen.
Zudem war so auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Gewerken deutlich einfacher, etwa zwischen Set-Design, Ausstattung, DoP und Grading, denn alle hatten Zugang zu den Rushes, die zeigten, in welche Richtung der Look der Produktion gehen soll. Falls etwas angepasst werden musste, reichte es, wenn die BLG-Files entsprechend geändert wurden. Auch das sparte Zeit und Speicherplatz, und die Editoren arbeiteten auf diese Weise auch immer mit den aktuellsten Gradings.
Grading-Workflow vom Set zur Finishing-Suite
Als alles abgedreht war, wurde der Raw-Content zusammen mit den Metadaten, also den BLG-Files, zu Arri Media nach München geschickt. Dort konnte der Colorist Stephan Kuch das Material in der Baselight-Suite weiter bearbeiten. Er urteilt: »Der Workflow zwischen Baselight und Daylight kombiniert die Teamarbeit am Set mit allen Tools, dir mir im Grading normalerweise zur Verfügung stehen. Daylight ist ein extrem leistungsfähiges Tool, denn es nutzt denselben Engine und auch die gleiche Oberfläche wie Baselight, was die Arbeit für mich unglaublich einfach machte.«
Er ergänzt: »Der Workflow, den wir für Lerchenberg entwickelten, hat es uns ermöglicht, den Look in Details ständig weiter zu optimieren und anzupassen — sogar auf täglicher Basis. Arbeitet man mit BLG-Files, entfällt jegliches Rendering. Ich hatte auf diese Weise mehr Zeit, mit dem Material zu arbeiten und gemeinsam mit dem Team den perfekten Look zu finden. Das übliche ”Fix it in the Post“ konnte entfallen, denn wir konnten ja alles gleich am Set lösen«, so Kuch.
Auch der Produzent Florian Schneider hebt die Vorteile dieses Workflows hervor, der »für eine direkte und schnelle Kommunikation sorgt und allen Beteiligten die Möglichkeit gibt, direkt am Material zu arbeiten. So sind alle, DoP, Regisseur und Colorist motiviert, das Beste aus den Szenen herauszuholen.«
Er ergänzt: »Mein Ziel besteht immer darin, möglichst Zeit zu sparen und insgesamt einen besseren Look für die gesamte Produktion zu schaffen. Vom Standpunkt des Produzenten aus betrachtet, sind weniger Überraschungen zwischen Set und Postproduktion absolut essenziell für den Erfolg einer Produktion — und es ist auch sehr hilfreich, wenn Kameraleute, Designer und Ausstatter anhand des Materials sehen können, wie die Szenen aussehen werden. Der renderfreie Baselight-Workflow erfüllt all diese Anforderungen: Der Workflow ist schnell, leicht umzusetzen und in der Editsuite können die Verantwortlichen gewissermaßen in Echtzeit sehen, wie ihr Produkt aussehen wird.«
Über die Serie Lerchenberg
Die Hauptrollen spielten schon in der ersten Staffel Sascha Hehn und Eva Löbau. Er in der Rolle eines Schauspieler, der ein Comeback im TV-Business anstrebte, und sie als Jungredakteurin Billie.
Auch die neuen Folgen der Sitcom wurden im TV-Labor »Quantum« der ZDF-Nachwuchsredaktion »Das kleine Fernsehspiel« entwickelt. Regie führte Felix Binder. Er schrieb zusammen mit den Autoren Niels Holle und Marc O. Seng die Bücher.
Die Produktion oblag Maren Lüthje, Florian Schneider und Andreas Hörl, die schon für die erste Staffel mit dem Bayerischen Fernsehpreis 2014 als beste Nachwuchsproduzenten ausgezeichnet wurden.
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