Broadcast, Sport, Top-Story: 03.09.2014

Leichtathletik-EM: Vom Letzigrund in die Welt

Im August fand in Zürich die Leichtathletik-Europameisterschaft 2014 statt. An sechs Wettkampftagen traf sich die Elite europäischer Athleten im dortigen Stadion Letzigrund – und weltweit konnten rund 370 Millionen Zuschauer die Wettkämpfe im Fernsehen, im Radio wie auch Online verfolgen. film-tv-video.de sprach mit Verantwortlichen des Host-Broadcasters, der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR) über die TV-Übertragung des Events.

2014 ist reich an großen Sport­ereignissen: Die Olympischen Winterspiele in Sotschi und die Fußball-WM in Brasilien überstrahlen natürlich vom Publikumsinteresse und vom Aufwand für die TV-Übertragung alles andere. Aber auch die Leichtathletik-EM, die im Sommer in Zürich stattfand, war ein Sport-Groß­ereignis, das weltweit im Fernsehen gezeigt wurde. Der Veranstaltungsort, das Stadion Letzigrund in Zürich, ist Leichtathletik-Fans durch die Austragung des Leichtathletik-Events »Weltklasse Zürich« bekannt. Aber auch Fußballfans und Open-Air-Konzertbesucher kennen das 2007 an historischem Ort neu eröffnete Stadion.

Nachdem die Entscheidung für Zürich als Austragungsort der EM gefallen war, ging es vor rund vier Jahren auch für den Host-Broadcaster in die Vorplanung. »Die intensive Vorbereitung lief dann seit ungefähr einem Jahr, wobei die fernsehtechnische Planung komplett von TPC im Auftrag der SRG SSR umgesetzt wurde«, erläutert Dani Richiger, Broadcast-Koordinator des lokalen Organisations-Kommittees (LOC). TPC ist eine Tochtergesellschaft der SRG SSR und fungiert für die Mutter, aber auch für andere Auftraggeber, als technischer Dienstleister im TV-, Radio und Multimedia-Bereich.

Wegen des jährlich stattfindenden, eintägigen Leichtathletik-Meetings »Weltklasse Zürich« liegen schon umfassende Erfahrungen mit der Übertragung von Leichtathletikwettbewerben aus dem Letzigrund vor – aber eine Europameisterschaft ist natürlich eine andere Hausnummer und erreicht in vielen Aspekten eine ganz andere Dimension. Dani Richiger bestätigt das: »Die Austragung einer Leichtathletik-EM ist eine organisatorische Herausforderung, denn es gibt sehr viele Wettkämpfe und Disziplinen und auch viele parallele Entscheidungen, die im Stadion stattfinden. Das erfordert eine detaillierte Organisation und Planung. Die größten Herausforderungen, die wir bewältigen mussten, waren letztlich der schieren Größe dieser Produktion sowie der Gleichzeitigkeit vieler Wettkämpfe und der kurzen Installations- und Aufbauzeit im Stadion sowie im TV-Compound geschuldet.«

SRG: Weltbild und nationales Programm

In Zürich war die SRG als Host-Broadcaster zusammen mit ihrer Tochterfirma TPC verantwortlich für die Bereitstellung der Clean-Feeds von 47 Wettbewerben, die im Rahmen der EM ausgetragen wurden. Produziert wurde in HD 1080i/25 mit Stereoton.

Rund 250 Personen beschäftigte der Host-Broadcaster aus dem Mitarbeiter-Pool der SRG, wobei etwa 60 % aus der Deutsch-Schweiz, 30 % aus der französischen Schweiz und 10 % aus der italienischen Schweiz kamen.

Zusätzlich zum Weltbild musste die SRG auch die nationalen Programme für das Schweizer Fernsehen SRF, RTS, RSI und RTS produzieren und war deshalb auch mit einem größeren Team für diese Produktionsbereiche vertreten. »SRF, RTS und RSI sendeten während der EM täglich mehr als acht Stunden live aus Zürich«, berichtet Dani Richiger.

IBC, TV-Compound

Auf dem TV-Compound direkt neben dem Stadion installierte die SRG innerhalb von 1 ½ Wochen als Host-Broadcaster das komplette Broadcast-Center. Hier wurden vom LOC 106 Container aufgebaut, die gemeinsam mit rund 20 Ü-Wagen und 40 Rüstwagen die Infrastruktur des TV-Compounds darstellten. Insgesamt waren 37 TV- und Radiostationen in Zürich, berichtet Andreas Lattmann, CTO der TPC AG und der SRG Sport Großevents.

Ein Zeitraffervideo vom Aufbau des TV-Compounds der Leichtathletik-EM 2014.
Spezielle Kameratechnik im Letzigrund und in der Stadt

Ein besonderes Augenmerk legte der Host-Broadcaster auf die Kameratechnik, um die unterschiedlichen Sportarten und Wettbewerbe jeweils optimal in Szene setzen zu können. Allein im Letzigrund-Stadion waren 72 Kameras aufgebaut, weitere 22 Kameras waren außerhalb des Stadions bei den Laufwettbewerben im Einsatz und fingen dort Bilder von Marathon und Gehen ein.

René Salvini, Technischer Leiter der SRG Produktion im Letzigrund, fasst die großen Fragen bei der Bildgestaltung von Sportproduktionen so zusammen: »Wer gewinnt? Welche Emotionen löst der Wettkampf bei Athleten, aber auch Zuschauern aus?«

Den ersten Schritt, um diese beiden Themen spannend und packend vermitteln zu können, stellen die Kamerapositionen dar. Um hier optimale Ergebnisse zu erzielen, waren in Zürich die unterschiedlichsten Kamerasysteme im Einsatz. Neben vielen kabelgebundenen Standard-Broadcast-Kameras, die übers ganze Stadion verteilt waren, setzte der Host-Broadcaster auch viele Drahtlos-Kameras und Steadicam-Systeme ein. Zwei Drahtlos-Kameraleute waren auf Handsfree-Segways unterwegs. Sie fuhren mit den elektrisch angetriebenen Fahrzeugen teilweise parallel zu den Läufern mit, um packende und nahe Bilder einzufangen.

»Mit den zwölf Drahtlos-Kameras im Stadion konnten wir die Athleten sehr intensiv begleiten«, resümiert Salvini und berichtet, dass zusätzlich zu den Drahtlos- und den Standard-Kameras auch noch zahlreiche weitere Spezialkameras im Einsatz waren. Sie sollten für ganz besondere Bilder und Perspektiven sorgen.

So wurden in Zürich vier Supermotion-Systeme mit Slomo-Kameras der Grass Valley LDK-Serie und mit HDC-3300-Kameras von Sony verwendet. Zusätzlich nutzte der Host-Broadcaster fünf Highspeed-Systeme: »Eines davon stammte von Ikegami, das haben wir seit kurzem im eigenen Geräte-Pool. Zusätzlich hatten wir Superloupe-Systeme von Digital Video Sud zugemietet – die haben sich unter anderem auch beim Tennisturnier Roland Garros und bei vielen anderen hochkarätigen Sport-Events bewährt, um extreme Zeitlupen zu liefern.«

Die eigentliche Herausforderung bei extremen Zeitlupen sieht René Salvini im Rahmen von Leichtathletik-Events mittlerweile darin, sie im eng gepackten, straffen Wettkampfablauf überhaupt ausreichend unterzubringen und zu würdigen: »Beim Kugelstoßen bleibt beispielsweise gar nicht viel Zeit, um nach dem Wurf und der Angabe der gestoßenen Weite auch noch eine Slomo einzubauen, denn dann geht schon der nächste Athlet an den Start.«

Eine schnelle Schienenkamera des Anbieters RTS, die der Hamburger Dienstleister PMT installierte, gehörte ebenfalls zum Produktions-Equipment im Stadion. Sie war mit zwei Kameraköpfen bestückt und begleitete die Sprinter entlang der 100-m-Strecke. »Auf der Schiene des RTS-Systems lief zum einen eine Standardkamera, zum anderen eine Supermotion mit – beide auf stabilisierten Köpfen«, erläutert René Salvini.

Für spektakuläre Bilder von oben sorgte eine WingCam, die in Höhe des Stadiondachs entlangglitt. Bei der WingCam sitzt die teilstabilisierte Kamera auf einem Schlitten, der auf Seilen fährt – mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h. SRG setzt die WingCam oft im Wintersport ein. »Das System hat den Vorteil, dass es sich sehr leicht umbauen lässt. In Zürich hatten wir die WingCam auf der einen Stadionseite fix installiert«, erläutert Salvini. »Auf der anderen Stadionseite gab es drei unterschiedliche Endpunkte. Die Seile lagen auf dem Stadiondach, und je nachdem, welche Disziplin wir aufzeichnen wollten, nutzen wir eben die passenden Kabel.«

Eine Linie der WingCam führte während der WM entlang der 100-m-Bahn, eine weitere über den Speerwettkampf und die dritte schließlich über den Hammer/Diskus-Käfig. Als Kamera nutzt das WingCam-System der Firma Airtime Unlimited einen HDC-1500-Kamerablock von Sony, das Link-System stammte von der SRG und das Telemetrie-System von Airtime Unlimited.

»Bei den Bildern der WingCam wünschte sich die Regie, dass der Anflug von außerhalb des Stadions beginnt, deshalb haben wir die Anschlagpunkte entsprechend gesetzt«, erklärt René Salvini.

Auch drei Kräne waren bei der EM im Einsatz: Einer war am Hochsprung platziert, ein weiterer entlang der Laufbahn und ein dritter sorgte für Beauty-Shots aus dem Publikum. Die Kräne stammten von Egripment, sie waren mit Hot-Shot-Köpfen und Sony HDC-1500-Kameras bestückt.

Fünf fernsteuerbare Remote-Köpfe (Pan/Tilt) bestückte der Host sowohl mit Grass Valley LDK-Supermotion-Systemen, als auch mit Sony HDC-1500-Kameras. »Diese fernbedienten Setups setzten wir vor allem beim Kugelstoßen oder auch beim Hammerwurf ein, wo wir aus Sicherheitsgründen nicht mit Kameraleuten arbeiten konnten«, führt René Salvini aus.

Eine weitere fernbediente Kamera war im Call-Room der Athleten installiert. Dort sollte sie, so dezent wie möglich, die Athleten bei ihren Vorbereitungen vor dem Start zeigen.

Kleine und kompakte Kameras waren ebenfalls an diversen Stellen installiert. Beim Dreisprung, wie auch beim Weitsprung etwa, hatte der Host-Broadcaster kompakte Q-Ball-Kameras von Camera Corps installiert. René Salvini erklärt: »Damit zeigten wir bei den Sprungdisziplinen den Absprungbalken und beim Kugelstoßen die Fußfehler.« Die Q-Ball-Kameras lassen sich per Pan/Tilt-Kopf bewegen und via RCP in den Kameraparametern fernsteuern.

Eng ging es beim Hochsprung und beim Stabhochsprung zu. Dort installierte der Host-Broadcaster am Stabhaltekasten jeweils HD1200- und HD1100-Kameras von TV Skyline. Sie zeigten, wie der Stab bei Fehlversuchen aus der Halterung sprang. »Bei den Hochsprungdisziplinen entschieden wir uns für diese Kameras, weil sie extrem klein und kompakt sind. An diesen Stellen mussten die Kameras nicht bewegt werden, wir richteten sie lediglich einmal fix ein, weitere Steuermöglich­keiten der Kamera waren an dieser Stelle nicht notwendig«, führt René Salvini aus.

Außerhalb des Stadions nutzte der Host-Broadcaster beim Marathon und beim Gehen HF-Technik, um Kamerasignale kabellos zu übertragen. »Neben Sony-Kameras auf Motorrädern setzten wir auch eine kreiselstabilisierte Wescam auf einem Fahrzeug ein. Zudem schickten wir einen Hubschrauber mit ebenfalls kreiselstabilisierter Cineflex in die Luft.«

Beauty-Shot-Kameras auf dem Bürkliplatz in Zürich, dem Uetliberg und der Polyterrasse sowie Kameras in den Warm-Up-Stadien rundeten das Kamera-Equipment im Außenbereich ab.

Als wichtigen Punkt der Kameraplanung führt René Salvini die Logistik in Zürich auf: »Die Veranstalter möchten generell immer so viel Sport wie möglich und so wenig Technik wie möglich im Stadion haben. Das war auch in Zürich so und bedeutete für uns, dass wir immer möglichst wenig Mitarbeiter auf dem Feld haben sollten. Aus diesem Grund waren die Kameraleute bei uns diesmal auch dafür verantwortlich, ihr Equipment ohne weiteres Personal jeweils an die korrekte Position zu bringen und es am Ende des Produktionstages auch wieder in den Kamerabereich zu transferieren.«

Spricht man René Salvini auf die immer umfangreicher werdende Kameratechnik an, die in Zürich genauso wie bei vielen anderen großen Sport-Events im Einsatz ist, sagt er: »Man will besondere Bilder liefern, muss aber auch immer die Kosten im Blick haben. Bei der WM in Zürich haben wir versucht, zwischen diesen beiden Polen die richtige Balance zu finden.«

Hub-Konzept im Stadion

Innerhalb des Stadions arbeitete der Host-Broadcaster SRG mit Anschlussboxen für die Kameras, die als Hubs bezeichnet wurden. Diese Anschluss-Stationen waren per Dark Fibre an die IBC-Infrastruktur angebunden. Ein Telecast-Adapter setzte am Hub die Kamerasignale für die Übertragung per Glasfaser um. Es konnten Kameras mit SMPTE– und mit Hybridverkabelung angeschlossen werden. »Weil wir mehr Disziplinen als Regien hatten, ordneten wir die Kameras im IBC hardware-mäßig über den Hub mittels einfachem Patch der jeweiligen Regie zu«, erklärt René Salvini den Hintergrund.

Host-Broadcasting mit acht Regien

Für die Aufgaben als Host-Broadcaster hatte die SRG acht Regien aufgebaut, die für die Produktion der verschiedenen Disziplinen genutzt wurden und die Kamerasignale aus dem Stadion und von den Außenstrecken verarbeiteten. Die Regien waren in fünf Ü-Wagen, zwei Flight-Case-Regien im Stadionumfeld, sowie einem weiteren Fahrzeug an der Außenstrecke untergebracht.

»Neben den großen Ü-Wagen von TPC, dem größten technischen Dienstleister der SRG, waren weitere SRG-Produktionsfahrzeuge von RTS und RSI vor Ort in Zürich, um die diversen Disziplinen produzieren zu können«, berichtet TPC-Technikchef Andreas Lattmann. Drei der Fahrzeuge waren fix zugeteilt und produzierten Integrated Feed, Track Feed und Throws, während die Regien vier bis sieben den Wettkämpfen jeweils flexibel zugeordnet wurden. Die Flightcase-Regien produzierten ausschließlich Qualifikationsläufe, die auch mit weniger Kameras aufgezeichnet wurden. Im Winter setztTPC die gleichen mobilen Regien ebenfalls oft für Sportproduktionen ein.

Die Produktions-Feeds wurden dann im TOC (Technical Operations Center) verteilt. Hier wurden auch die Kommentatoren-Einheiten und die unilateralen Feeds geschaltet – alles dirigiert von einer BFE-Steuerung und verteilt über eine Imagine-Platinum-Kreuzschiene. Die Multiviewer stammten von Miranda.

Audioseitig setzte der Host-Broadcaster auf Technik von Stagetec, die ohnehin in den SRG-Ü-Wagen verbaut ist. So übernahm ein Nexus-Netzwerk aus einem NexusStar und fünf Nexus-Basisgeräten die Verteilung des Host-Signals. In den insgesamt sieben Regien waren fünf Aurus- und zwei Crescendo-Pulte installiert, sie koordinierten die Übertragungen aus dem Inneren des Stadions. Den Signalaustausch zwischen den Übertragungswagen und dem Stadion ermöglichte ein Nexus-Netzwerk aus insgesamt 16 Basisgeräten.

Neue Auswertungen, Streaming

Auf begleitende Apps, Se­cond-Screen-Angebote oder Live­-Streaming verzichtete der Host-Broad­caster bei der Leichtathletik-EM. »SRF nutzte bei der Fußball-WM und auch in Sotschi solche neuen Auswertungsformen, doch bei der Leichtathletik-EM haben wir weder als nationaler Broadcaster noch als Host-Broadcaster solche Distributionsformen umgesetzt. Als Host-Broadcaster boten wir HD-SDI-Signale mit Stereoton an. Was darüber hinaus in Richtung Streaming oder App passieren sollte, realisierten die jeweiligen Rechteinhaber selbst«, erläutert TPC-Technikchef Andreas Lattmann.

Stadion-Studios

Im Stadion selbst waren Fernsehstudios für die BBC aus England, France TV aus Frankreich, TV4 aus Schweden und zwei für die SRG (SRF/RTS) eingebaut. Zusätzlich wurde eine Reihe von Presenter-Positionen installiert, für die sich auch ARD und ZDF, RAI und TVP aus Polen entschieden hatten. Rund 60 Kommentatorenplätze und eine große Mixed-Zone rundeten das Angebot im Stadion ab. »All das wurde innerhalb einer einzigen Woche eingebaut«, erzählt Dani Richiger, »da zuvor noch Fußballspiele stattfanden, konnten wir das Innere des Stadions erst eine Woche vor der EM übernehmen.«

EBU: Kameratest zu UHD, HDR und HFR

Die EBU nutzte die EM für die Produktion von Referenzmaterial, das Aspekte wie UHD-Auflösung, High Dynamic Range und High Frame Rate abbilden sollte.

Im Einsatz waren auf der Kameraseite der Anbieter Arri mit einer Amira, die Schweizer Produktionsfirma Kamerawerk mit einer Phantom Flex und Grass Valley mit einer LDX XtremeSpeed und einer LDX WorldCam mit HDR-Ausgang.

Die Amira zeichnete mit 100 und 200 fps in 1080p auf und speicherte das Material in ProRes 4444 auf Speicherkarten.
Grass Valley verfolgte mit seinen Kameras einen Live-Workflow und zeichnete Sequenzen in zwei Varianten auf: in 1080p150, SDR mit 100% Shutter und in 1080p50, HDR mit 100% Shutter.

Die Phantom Flex zeichnete in 4K-Auflösung Bilder mit 100, 300 und 1.000 fps auf Speichermagazine auf.

In den kommenden Wochen will die EBU in Zusammenarbeit mit den Partnern aus diesem Material die finalen Testsequenzen produzieren, die dann den Mitgliedern und auch der Industrie zur Verfügung gestellt werden sollen. Im Fokus steht dabei auch das Grading des Materials, denn für die Auswertung von HDR-Material gibt es aktuell unterschiedliche Wege, die Hersteller wie Dolby, Philips und Technicolor, sowie die BBC verfolgen. Die EBU unterstützt hierfür die Standardisierung.

4K bei SRF und TPC

SRF und der technische Dienstleister TPC stehen der 4K-Entwicklung aktuell eher skeptisch gegenüber, denn schließlich habe man gerade eben erst den Schritt zu HD bewerkstelligt. Andreas Lattmann sagt: »Augenblicklich beschäftigen uns eher die zahlreichen neuen Medien und die neuen Nutzungsformen der Zuschauern, und nicht eine höhere Auflösung. Bis zum Jahr 2015 werden wir das Thema der höheren Auflösung nicht im Sinne einer neuen Produktionsstrategie verfolgen, sondern allenfalls, wie hier in Zürich, gemeinsam mit anderen Partnern die neue Technologie testen.

ARD und ZDF bei der Leichtathletik EM

ARD und ZDF arbeiteten bei der EM in Zürich wieder in mittlerweile bewährter Weise zusammen. Seitens der federführenden ARD war Björn König vom NDR als technischer Leiter vor Ort, vom ZDF war Jan Henrik Wagner für die Produktion zuständig. Neben dem Hauptprogramm für ARD und ZDF und dem Hörfunkangebot produzierten ARD und ZDF in Zürich ein kommentiertes Stream-Signal für Sieben- und Zehnkampf, sowie umfangreiche Online-Angebote mit weiteren On-Demand-Clips und Sportlerprofilen.

Der NDR konzentrierte sich in Zürich mit zwei Ü-Wagen auf die Produktion, während das ZDF den Postproduktionsbereich abdeckte. »Diese Aufteilung haben wir auch schon bei Leichtathletik-Events in Moskau und Helsinki erfolgreich praktiziert«, erläutert Björn König.

Mit sechs eigenen Kameras ergänzten ARD und ZDF das Weltbild um eigene, unilaterale Feeds. Dabei ging es in erster Linie darum, die deutschen Athleten und deren Trainer mit eigenen Kameras in den Fokus der Berichterstattung rücken und etwa auch die Laufdisziplinen mit eigenen Bildern unterfüttern zu können. Neben einer Drahtloskamera, mit der unter anderem Trainerreaktionen eingefangen wurden, hatten ARD und ZDF eine weitere Kamera in der Mixed-Zone für Interviews mit den Sportlern platziert. »Zudem haben wir traditionell eine Kamera in der linken Kurve am Start der Läufer, eine in der Mitte, um alles abdecken zu können, eine in der rechten Kurve für den 400m-Start und eine eigene Head-On-Kamera für Super-Slomos von den Läufen«, berichtet Björn König.

Im größeren NDR-Ü-Wagen Ü1 wurde das Hauptprogramm produziert, der Ü2 diente als Schaltraum, für Uplink, In- und Outgest und auch für die Produktion des Internet-Streams von der Leichtathletik-EM.

Mit vier Schnittplätzen deckte das ZDF den Postproduktionsbereich und die server-basierte Vernetzung des Setups in Zürich ab. Drei davon waren im ZDF-DPM-Schnittmobil untergebracht, das auch eine Avid-Isis-Speicherinfrastruktur bietet. Zusätzlich gab es einen externen Schnittplatz im MPS-E-Container, hier waren auch die Avid- und EVS-Admins untergebracht.

Im MPS-R-Container, der als Subregie mit drei EVS-Plätzen ausgerüstet war und dem Ü1 zuspielte, wurden die jeweiligen Feeds zusammengefasst und bearbeitet, um sie zeitnah nach den Live-Beiträgen senden zu können. Die Austauschmöglichkeiten zwischen Avid- und EVS-Welt nutzen ARD und ZDF auch in Zürich.

»Üblicherweise bedienen wir uns bei solchen Groß-Events auch gerne aus der MPE, dem gemeinsamen Gerätepool von ARD und ZDF. Aber dieses Equipment ist aktuell noch auf der Rückreise von der WM in Brasilien, sodass wir darauf nicht zurückgreifen konnten« erklärt Björn König, der sich insgesamt sehr zufrieden über die Produktion in Zürich äußert: »Die Zusammenarbeit mit dem Host-Broadcaster und mit dem LOC in Zürich war wirklich hervorragend, wir hatten sehr kurze Wege und trafen auf eine bestens vorbereitete Installation in Zürich.«

Anzeige: