Mit 4K aus der Werbe- in die Fernsehwelt
Berti Kropac kommt aus der Werbung und hat mit seiner Produktionsfirma unter anderem schon zahlreiche Spots und Imagefilme für Audi, VW und Porsche gedreht. Vor gut zwei Jahren investierte er in eine F65 von Sony — und produziert mittlerweile überwiegend in 4K.
Wer die neuesten Entwicklungen im Bildbereich sehen will, der besucht normalerweise eine der großen Branchenmessen und schaut sich dort die neuesten Tools an, mit denen sich die beste Bildqualität erreichen lässt. Will man sich dem Thema aber von der anderen Seite nähern und nicht die Werkzeuge anschauen, sondern das, was man damit machen kann, dann besucht man am besten eine Automobilmesse: Dort überbieten sich die Autobauer mit eindrucksvollen Präsentationen, in denen knackscharfe Bilder auf riesigen Leinwänden zu sehen sind. Das Neueste und Beste, was es in der digitalen Bildtechnik gibt, ist dafür gerade gut genug. Hier kann man nicht selten eine Bildqualität sehen, mit der ein Großteil der Kinos nicht mithalten kann — weder vom Bildmaterial das gezeigt wird, noch von der Qualität der Präsentation.
Kein Wunder also, dass einer, der diese Leinwände mit spektakulären Bildern füttert, sich stets am Cutting Edge der Bildtechnik bewegen muss und schon sehr früh in die 4K-Technik eingestiegen ist: »Auf den Automobilmessen werden die Leinwände immer größer, teilweise sind sie schon mehr als 70 m breit. Früher wurden diese Leinwände ausschließlich mit Animationen bespielt. Als dann die ersten 4K-Kameras verfügbar wurden, wollte ich es schaffen, auch Realfilme auf diese großen Leinwände zu bringen«, erzählt Firmengründer und DoP Berti Kropac. Er produziert mit seiner Firma Kropac Media Werbe- und Imagefilme — unter anderem hat er auch für Audi schon zahlreiche hochkarätige Messefilme hergestellt. »Wir haben dafür mit diversen Kameras experimentiert und uns schlussendlich für Sonys F65 entschieden, die bis zu einer Auflösung von 8K aufzeichnet. Damit haben wir etwa schon in den Anfängen von 4K einen Messefilm für den A3 gedreht.«
4K für die ganz große Leinwand
»Wir machen alles inhouse: die komplette Produktion vom Dreh über den Schnitt, das Color Grading, die Computeranimation. Das hat viele Vorteile, aber es ist für uns auch ein Muss: Nur so können wir sicherstellen, dass keine Informationen über die neuen Autos nach draußen dringen. Diese Fahrzeuge gibt es ja eigentlich noch gar nicht und die Hersteller verlangen höchste Geheimhaltung«, erläutert Berti Kropac.
Aus diesem Ansatz heraus entstand ein ganz besonderer Workflow bei Kropac Media, um mit den 4K-Daten umgehen zu können. »Vor allem in den Anfängen von 4K funktionierten viele Schnittstellen und auch die Softwares nicht oder nur lückenhaft«, erinnert sich 4K-Pionier Kropac. »In dieser Phase mussten wir viele Hindernisse überwinden, aber für mich hat sich diese Mühe gelohnt: Auf den großen Leinwänden gestochen scharfe Bilder zu sehen, teilweise mit hoher Framerate, ist einfach eine tolles Erlebnis.« Und obwohl 4K für Berti Kropac mittlerweile Alltagsgeschäft ist, ist seine Begeisterung dafür unüberhörbar.
Testproduktion für Sky
Schließlich wurde auch Sky auf Berti Kropac aufmerksam, als der Pay-TV-Anbieter anfing, sich in der Praxis mit 4K zu beschäftigen. So erhielt Kropac Media den Auftrag an einem 4K-Test für Sky mitzuwirken. Berti Kropac: »Wir kommen aus der Werbung und als Sky plötzlich bei uns vor der Tür stand, überraschte uns das sehr, denn im Fernsehbereich hatten wir bis dahin eigentlich noch keine 4K-Produktion gemacht.«
Eine kurze Rückblende: Beim Bundesliga-Fußballspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund testete Sky Ende 2012 die Aufzeichnung in 4K und arbeitete zu diesem Zweck mit Berti Kropac zusammen. »Wir zeichneten damals mit einer Sony F65 und dem Raw-Recorder SR-1 auf Speicherkarten auf. In der höchsten Qualitätsstufe von 4K Raw und in 50p konnten wir auf eine 520-GB-Karte gerade mal 12 Minuten aufzeichnen.« Die Bildrate von 50p ist aus Kropacs Sicht für die Wiedergabe des Materials auf großen Leinwänden unerlässlich. »Wir haben wirklich viele Tests mit unterschiedlichen Frameraten gemacht — und wenn man unter 50p geht, treten schnell unschöne Shutter-Effekte auf, was bei Schwenks oder auch bei schnell wechselnden Bildinhalten, wie sie im Fußball nun mal an der Tagesordnung sind, sehr unschön ist.«
4K-Test für Sky
Bei dem Test für Sky arbeitete das Team ganz klassisch wie bei einer Filmproduktion, es fand also keine Live-Übertragung statt — was zum damaligen Zeitpunkt auch gar nicht möglich gewesen wäre.
»Wir hatten bei dem Test einen Kameramann und einen Schärfenassistenten an der Kamera«, erzählt DoP Kropac und betont, dass er sich nicht zuletzt deshalb für diese Arbeitsweise entschieden habe, weil Schärfe bei 4K-Drehs von essenzieller Bedeutung sei, wenn man optimale Ergebnisse erzielen wolle. Außerdem ist die F65 eine Single-Sensor-Kamera mit S35-Bildfenster, was das Fokussieren noch anspruchsvoller macht.
Zusätzlich war ein DIT mit im Team, der die Speicherkarten immer sofort nach der Aufzeichnung zweifach kopierte und das Material prüfte. Bei dem Test ging es letztlich nicht darum, das komplette Spiel aufzuzeichnen, sondern von verschiedenen Positionen aus Szenen aus dem Spiel mitzunehmen, sodass sich damit später ein Zusammenschnitt realisieren ließ. »Dabei waren aber keineswegs mehrere Kameras im Einsatz, stattdessen marschierten wir während des Spiels mit einer Kamera von Position zu Position«, so Berti Kropac. »Wir hatten großes Glück und konnten alle Tore der Begegnung aufzeichnen.«
Gedreht wurde mit unterschiedlichen Optiken: In der zweiten Halbzeit etwa war das Team mit einer Teleoptik hinter dem Tor postiert und versuchte so, verschiedene klassische TV-Kamerapositionen zu simulieren, wie sie bei einer Live-Übertragung üblich sind. Bei einer späteren Testproduktion für Sky setzte das Team um Berti Kropac dann zwei Kameras ein.
Klassischer Film-Workflow
Bei all seinen 4K-Produktionen hält sich Kropac Media an einen sehr filmähnlichen Workflow: Am Set gibt es immer einen DIT, also letztlich einen Materialassistenten, der das 4K-Material unmittelbar nach der Aufzeichnung kopiert. Bei den ersten Produktionen generierte der DIT auch noch die Rushes, also HD-Kopien des Materials, die dann mit einem Vorab-Grading versehen und geschnitten wurden. Erst am Ende dieses HD-Schnitts begann der Online-Schnitt mit den Raw-Files.
»Den Online-Schnitt und das Grading machen wir in DaVinci Resolve, weil das auch eine der ersten Softwares war, die Raw-Files unterstützte. Im nächsten Schritt kommen in After Effects die CGIs hinzu, denn wir arbeiten bei unseren Werbeproduktion ganz oft mit CGIs, mit retuschierten Bilder. Wenn wir etwa ein Auto aufzeichnen, tauschen wir ganz oft die Hintergründe aus und bauen beispielsweise eine neue Landschaft ein.«
Zwischenzeitlich konnte das Team die Postproduktion noch weiter optimieren, denn seit Adobe Premiere das File-Format der Sony F65 direkt unterstützt, entfällt der Zwischenschritt des DITs, schon am Set HD-Rushes aus dem Material zu generieren. Das erledigt die Editing-Software Premiere nun gleich mit.
»Im Schnitt arbeiten wir also nicht in 4K, sondern in HD. Das reicht vollkommen aus und spart enorm viel Zeit, weil man keine Rushes mehr erstellen muss, was teilweise sehr zeitaufwändig war«, so Berti Kropac.
Sehr viel Rechner-Performance ist dann wieder im Grading gefragt, sagt Berti Kropac, weshalb seine Firma hier auch viel investierte, um das 4K-Material in einer passenden Umgebung mit der professionellen Version der DaVinci-Farbkorrektur Resolve graden zu können.
Kropac berichtet, dass bei den Image-Produktionen vor den großen Messen mittlerweile immer weniger Zeit für die Produktion verbleibe: »Wir bekommen die Autos teilweise erst zwei Wochen vor der Messe, und in diesem extrem kurzen Zeitraum bis zum Event müssen wir drehen, schneiden, graden, die gesamte Animation inklusive Rendering abwickeln, sowie den Export für die großen Leinwände umsetzen.
Es ist gut nachvollziehbar, dass bei einem so engen Zeitkorsett jede Software-Verbesserung wertvoll ist, mit deren Hilfe sich Zeit einsparen lässt.
Wenn bei Kropac Media alles 4K ist, was kommt dann?
Nach dem erfolgreichen 4K-Investment in Sonys F65 hat Kropac Media auch in Sonys F55 und gleich noch in ein passendes Unterwassergehäuse dafür investiert und damit seinen Kamerapark erweitert. »Wir sind so begeistert von 4K, dass wir intern nun komplett darauf umgestellt haben. In HD produzieren wir gar nichts mehr«, erläutert Berti Kropac, »selbst dann nicht, wenn für eine Produktion nur HD gefordert ist. Auf diesem Weg können wir spätere Auswertungen bei Bedarf jederzeit in einer höheren Qualität liefern.«
Kropac Media hat in jüngster Zeit auch viele F65-Drehs für die Hersteller von Displays realisiert, denn die benötigen derzeit viel hochaufgelöstes Material, um ihre 4K-Displays mit passendem, eindrucksvollen Material präsentieren zu können. Für diese Produktionen arbeitete Berti Kropac oft mit einem kleinen Team und drehte mit dem 4K-Equipment fast schon EB-mäßig Material in den großen US-Naturparks. »Wir haben viele Tier- und Landschaftsaufnahmen gedreht«, erzählt Kropac von diesen Projekten.
Und natürlich geht die Entwicklung bei Kropac Media weiter: Im Januar 2014 drehte das Team in Südafrika die sogenannten »Big Five«: Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden. Dabei wurde auf einen Raw-Recorder von Sony mit 60 fps aufgezeichnet. »Das Material werden wir in After Effects online schneiden, einfach deshalb, weil dieses Programm auflösungsunabhängig arbeitet«, berichtet Kropac. »Wir wollten testen, wie gut ein Bild aussieht, das in 8K gedreht und dann in 4K präsentiert wird — denn letztlich wollen wir natürlich immer noch bessere Bildqualität erzielen.«
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