Broadcast, Top-Story: 05.08.2009

MCI erneuert Technik bei TV.Berlin und Hamburg 1

Studio Hamburg MCI stattete im Auftrag von Studio Berlin Adlershof (SBA) die beiden regionalen TV-Sender TV.Berlin und Hamburg 1 mit neuer, bandloser Produktionstechnik aus.

Redaktion und Betriebspersonal von TV.Berlin bezogen im Mai 2009 einen Neubau in der Berliner Axel-Springer-Passage. Das bot für die technische Modernisierung des Senders den Vorteil, dass die aktuelle Technik in komplett neuen Räumen aufgebaut werden konnte. Anders beim zweiten Regional-TV-Projekt das MCI in jüngerer Zeit realisierte: Beim Sender Hamburg 1 musste im laufenden Betrieb umgestellt werden. Doch auch dieser Transfer gelang und der Sender konnte Ende Juli 2009 mit der neuen Technik on air gehen.

Das Hauptaugenmerk bei der Planung der neuen Technik lag laut MCI bei beiden Sendern auf besonders wirtschaftlichen, durchgängig bandlosen, IT-basierten Workflows mit einem hohen Automatisierungsgrad. Das technische Konzept der TV-Stationen ist nahezu identisch, eine zentrale Rolle spielt dabei das Zusammenspiel aus Apples XSan-Produktionsumgebung, einem Redaktionssystem von Step2e, einer Automations- und Playout-Lösung von HMS und einem Selbstfahrer-Bildmischer von Broadcast Pix.

Bandloses Produktionssystem

Das XSan-System von Apple beinhaltet zwei Content-RAIDs (Level 5), ein Metadaten-RAID und zwei Metadaten-Controller. 16 Mac-Pro-Workstations mit Nehalem-Prozessor sind für Ingest, Zuspielung, Transcoding und Schnitt direkt an das XSan angebunden und können parallel auf die Daten zugreifen. 14 weitere Mac-Pro-Systeme und MacBooks können über einen Fileserver auf die Inhalte zugreifen, die auf dem XSan gespeichert sind. Die Videobearbeitung findet in verschiedenen Formaten mit Final Cut Studio statt.

Zentrale Komponente für Ingest und Zuspielung ist das Videocapture-System Pipeline Quad von Telestream, das über vier SDII/Os verfügt. Über ein Gbit-Ethernet-Subnetz kann die Pipeline flexibel von den verschiedenen Ingest- und Zuspieler-Mac-Pro-Systemen angesteuert werden. Zusätzliche I/O-Karten von Aja dienen als weitere Video/Audio-Schnittstellen, die bei Bedarf die Einspielung bereits vorhandener Beiträge übernehmen, beispielsweise aus dem Bandarchiv.

Da bei den beiden Regionalsendern in Berlin und Hamburg ganz unterschiedliche Videoformaten im Einsatz sind und auch verarbeitet werden müssen, ist es teilweise unvermeidlich, das Material zu transkodieren. Die Playout-Server von HMS, die letzte Speicherinstanz, bevor das Material ausgespielt wird, sind in DV-Qualität ausgelegt. Das Transkodierungs-System Episode von Telestream ist in beiden Installationen für die Formatwandlung zuständig und ermöglicht durch Presets und Watchfolder ein weitgehend automatisiertes Transcoding von fertigen Beiträgen und Rohmaterial. Für das Step2e-Redaktionssystem wird jeweils parallel eine Low-Res Browse-Kopie erstellt.

Über das Redaktionssystem des aus Passau stammenden Unternehmens Step2e und mit Hilfe von Apples Final Cut können die Redakteure Videoinhalte, Sprechertexte, Insert-Texte, Bauchbinden und weitere Elemente der Beiträge verwalten und in den Sendeplan einbinden. Die Redakteure sind dabei von der Akquisition über Schnitt und Vertonung bis hin zur Einstellung des Beitrages in den Rundown inhaltlich aber auch technisch für ihre beiträge verantwortlich.

Neben der Newsroom-Funktionalität bietet Step2e auch ein integriertes Dispositionssystem zur Verwaltung, Platzierung und Abrechnung der Werbespots. Basierend auf der Programmplanung von Step2e wird der exakte Ablaufplan mit allen benötigten Elementen an die Playout-Lösung von HMS übergeben, so MCI.

Laut MCI zeichnet sich die Playout-Server-Lösung Disa (Digitale Sende Automation) von HMS unter anderem durch ihre kompakten Baumaße aus. So wird neben einem integrierten Teletext- und EPG-Modul auch eine Direct-to-DVB-Option verwendet. Das hat den Vorteil, dass das Sendesignal direkt als ASI-Stream ausgespielt und ohne weitere Codierung in das Netz von Media Broadcast eingespeist werden kann.

Als zentrale Kreuzschiene dient das Modell NK-S72(64) von Codan mit 64 x 64 I/Os in einem 722-Frame. Die Kreuzschiene wird teilweise von der HMS-Automation gesteuert. Hier überzeugten neben dem Preis-Leistungsverhältnis die kompakte Bauweise und Benutzerfreundlichkeit des Systems, so MCI. Beim Intercom-System entschied man sich für eine Lösung von Clear-Com: eine Eclipse Pico Matrix mit 32 Ports und ICS-Sprechstellen.

Studios, Regei und Sendekontrolle erneuert

Neben der Integration des Produktionssystems wurden auch jeweils die Studiotechnik samt Regie und Sendekontrolle erneuert. Für beide Standorte erstellten die MCI-Werkstätten die Regie- und SAW-Möbel, für TV.Berlin zusätzlich die komplette Studio-Deko.

Kernstück der beiden Regien ist jeweils der 2ME-Mischer Slate 5000 von Broadcast Pix. Neben den Mischerfunktionen bietet Broadcast Pix einen integrierten Schriftgenerator und ermöglicht die Steuerung (Pan, Tilt, Zoom, Focus und Blende) der im Studio eingesetzten 860er-Kameras von Panasonic. Ferner können Clips, die in Final Cut bearbeitet wurden, direkt mittels Gbit-Ethernet in einen Watchfolder gespeichert, von dort automatisiert weitergereicht und schließlich im Sendebetrieb per Knopfdruck vom Bedienpanel des Mischers aus direkt aus dessen integriertem Clipstore abgespielt werden.

Bei TV.Berlin erhöhte MCI den Grad der Automation noch, indem auch die Selbstfahrer-Funktionalitäten des HMS-Systems genutzt werden. Der Moderator der allmorgendlichen Sendung »Frühcafé« fährt die Sendung komplett eigenständig. Hierzu wird der Sendeablauf im Step2e-System vorab definiert und über die HMS-Automation abgewickelt. Der Moderator schaltet die Rundown-Events über eine Bedienstelle im Moderationspult und steuert somit Kamerawechsel und Beiträge.

»Der Einsatz dieser IT-basierten Workflows mit kostengünstigen Apple-Komponenten reduziert die Produktionskosten für Studio Berlin Adlershof und somit für Hamburg 1 und TV.Berlin erheblich durch besonders effiziente Prozesse«, so Max Below, Leiter MCI Products. »Weitere zeitgemäße und ressourcensparende Komponenten wie Broadcast-Pix-Mischer oder die netzwerkbasierte Pipeline ermöglichen völlig neue Automationsmöglichkeiten.«

Weitere Reports

Einen anderen Applikations-Report über den Einsatz eines Mischers von Broadcast Pix bei DSF finden Sie hier.

Anzeige: