Plazamedia: File-basiert von Ingest bis Playout
Der TV-Dienstleister Plazamedia ist in verschiedenen Geschäftsfeldern aktiv. Eines davon umfasst die sendenahe Produktion und die Distribution von TV-Programmen: Transferieren, Bearbeiten und Playout für unterschiedliche Plattformen spielen dabei eine zentrale Rolle. Mit dem eCenter hat Plazamedia nun eine topmoderne Infrastruktur für diesen Geschäftsbereich geschaffen. Durchgängig file-basierte Workflows für Studioproduktion, Aufzeichnung, Postproduktion, Archiv und Sendeabwicklung sind damit möglich. Chris Wieland, Bereichsleiter Technologie, erläutert im Gespräch mit film-tv-video.de das aufwändige Projekt — und den Weg dahin.
Die Idee bandloser Workflows ist nicht neu — und glaubt man den Herstellern, ist sie auch schon längst umgesetzt. Die Realität sieht allerdings oftmals ziemlich anders aus: Auf der Anwenderseite gibt es auf dem Weg hin zur bandlosen Welt viele Hindernisse zu bewältigen.
Das kann Chris Wieland, Bereichsleiter Technologie bei Plazamedia, bestätigen: »Probleme treten verstärkt an den Schnittstellen auf, dort, wo Files oder Signale übergeben werden. Zwar gibt es hier durchaus eine positive Entwicklung, aber Standards wie MXF sind letztlich nicht mehr als ein erster Ansatz für den richtigen Weg.« Wieland führt weiter aus: »Was bisher auf der Herstellerseite umgesetzt ist, deckt nach wie vor nur einen Teil der Aspekte ab, die für uns entscheidend sind. Wenn wir etwa über das Thema Metadaten reden, das für uns natürlich ganz essenziell ist, dann fehlen bislang die richtigen Antworten. Wir mussten als Anwender selbst sehr viel Zeit investieren und Knowhow erarbeiten, um das realisieren zu können, was wir wirklich brauchen, wenn wir ohne Videobänder arbeiten wollen. Dabei sprechen wir nicht über Luxus und Sonderwünsche, sondern über Essentials, die für sicheres Produzieren, Senden und Archivieren unerlässlich sind, wenn man professionell arbeiten und das Vertrauen rechtfertigen will, das unsere Kunden in uns setzen.«
Mehr als nur Bandersatz erforderlich
Das Spannungsfeld, in dem man sich mit einem technisch höchst anspruchsvollen Projekt wie dem eCenter bewegt, hat viele Aspekte, wie Chris Wieland verdeutlicht: »Einfach nur das Band zu ersetzen, das reicht bei weitem nicht aus, denn es muss ja handfeste Vorteile geben, die den Aufwand rechtfertigen, den jeder Technologiewechsel zwangsläufig mit sich bringt. Auf dem Weg in die bandlose Welt wollten und mussten wir gleichzeitig auch schneller, besser und kostengünstiger werden. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist alles andere als trivial.« Mit dem neuen eCenter will Plazamedia aber diesem Anspruch genügen und Chris Wieland sieht dieses Ziel auch als erreicht an.
Ist Plazamedia mit dem eCenter nun bandlos? »Bandlos ist nur ein Schlagwort«, findet Chris Wieland, »denn solange die Welt außerhalb des eCenters nicht bandlos ist, müssen wir natürlich weiterhin Bänder einspielen und bei Bedarf auch ausgeben können. Außerdem findet die Langzeitarchivierung derzeit auf LTO-4-Datenbändern statt, weil das kostengünstig und praktikabel ist. Aber bei allem, was dazwischen liegt, können wir bandlos arbeiten — mit vielen Vorteilen gegenüber der bandbasierten Arbeitsweise.«
Der Weg zum eCenter
Plazamedia umschreibt das eCenter als digitale Service-Plattform. Dahinter verbergen sich letztlich alle Services, die Plazamedia schon seit etlichen Jahren anbietet – aber eben file-basiert und mit diversen Vorteilen, die sich aus der IT-Orientierung ergeben.
Die Idee zur digitalen, file-basierten Plattform kreiste bei Plazamedia — wie auch bei deren Kunden — schon seit geraumer Zeit. »Wir haben uns erstmals im Jahr 2000 Gedanken über eine IT-basierte Produktion gemacht. Damals kam der Anstoß aus der Postproduktion, wo sehr schnell klar wurde, dass file-basiertes Arbeiten viele Vorteile birgt. Das Projekt scheiterte jedoch damals zunächst an den Kosten«, berichtet Chris Wieland: »Es war aber klar, dass das Ganze technisch sinnvoll war und die Planung in die richtige Richtung ging. Auch nachdem wir die Planung zunächst gestoppt hatten, blieben der Wunsch und die Vision bestehen, in diese Richtung zu gehen und die Grundidee zu realisieren.«
Im Laufe der folgenden Jahre blieb das Thema immer virulent und wichtige Kunden von Plazamedia, wie etwa Premiere und DSF (Anwendergeschichte: hier), wünschten sich eine file-basierte Umgebung und neue Produktionsmöglichkeiten. Besonders auch Kunden aus dem internationalen Markt wollten über IP-basierte, effiziente Produktionsformen ihr Programm billiger produzieren. Chris Wieland redet Klartext: »Schneller und kostengünstiger Fernsehen zu machen, dabei auf hohem qualitativen Niveau zu bleiben und die Zuschauerzahl dabei mindestens zu halten, das ist letztlich die Triebfeder.«
Hard- und Software
Schließlich spielte die technische Weiterentwicklung Plazamedia in die Hände: Im Jahr 2004 installierte Plazamedia für die Sendeabwicklung (
Da verwundert es nicht, dass Omneon auch beim eCenter zum Zug kam und mit dem MediaGrid die zentrale Hardware für Plazamedias eCenter lieferte. Neben den guten Erfahrungen mit dem Hersteller, führt Wieland aus technischer Sicht an, dass MediaGrid sehr viel flexibler sei als andere Lösungen und dadurch etwa auch umfangreiche Renderjobs ohne zusätzliche, separate Hardware erledigen könne. »Das ist ein Teil der deutlich gesteigerten Effizienz gegenüber früheren Ansätzen. Diese Flexibilität nutzen wir sehr intensiv. MediaGrid bietet nicht nur die Funktionalität für Datenspeicherung und -transfer, sondern stellt auch ausreichend Leistung fürs Transcoding bereit«, so Chris Wieland. »Wir können alles, was die normale Sendeabwicklung betrifft, im MediaGrid belassen und dort verarbeiten. Nur wenn es sich um Sonderformen und spezielle Ausspielungen handelt, müssen wir separat kodieren. Wir fahren auch das gesamte Produktionsmaterial über MediaGrid, nur im Low-Res-Bereich kommen andere Lösungen zum Einsatz. So spart uns die Flexibilität des Basissystems Zeit und Geld.«
Plazamedia hat im eCenter alle derzeit verfügbaren Omneon-Komponenten installiert: der Spectrum-Server wird für Ingest und
Neben der Auswahl der Hardware-Plattform und der damit verbundenen Produktions-Tools war es aus Chris Wielands Sicht essenziell, die richtige Software für das Media Management zu finden: »Unsere Anforderungen waren in punkto Web-Anbindung, Volumen und Sicherheit sehr anspruchsvoll. Es kamen nur wenige Anbieter in Betracht, von denen dann die Blue-Order-Lösung MediaArchive die meisten Anforderungen erfüllen konnte.«
So kommt es, dass MediaArchive beim eCenter vom Plazamedia die oberste Software-Instanz darstellt, letztlich das Gesamtsystem als Prozess-Layer steuert und die Archivierungsfunktionalität bereitstellt. Alle Coding-Plattformen und anderen Instanzen werden von MediaArchive kontrolliert und gesteuert. Hierfür musste die Software allerdings umfassend angepasst und auch weiter entwickelt werden, was aus Sicht von Chris Wieland aber letztlich bei einem solchen Projekt unerlässslich ist. »Die Integrationstiefe von MediaArchive ist sehr umfangreich«, berichtet Chris Wieland, »und das erforderte bei dem Projekt die höchste Manpower. Allein aus unserem Projektteam bei Plazamedia waren rund 15 Personen mit Integrationsfragen an dem Projekt beschäftigt, sowie weitere acht bis zehn von Blue Order. Phasenweise kamen dann für jeweils zwei, drei Wochen ein oder zwei Ansprechpartner unserer Lieferanten Avid, EVS, Omneon und anderer hinzu, um die Schnittstellen anzupassen«. Es hat insgesamt fast ein Jahr intensiver Arbeit in Anspruch genommen, bis diese Anpassungen erledigt waren.
Kein Wunder also, wenn Chris Wieland diese Phase des Projekts so bilanziert: »Plug and Play, so wie es teilweise von der Herstellerseite suggeriert wird, ist in der Realität noch ganz weit weg — zumindest wenn man in die Dimensionen unseres Projekts gelangt, was Volumen, Durchsatz und Integrationstiefe betrifft.«
Vorteile des eCenters
»Generell geht der Trend im Broadcast-Bereich in die Richtung zunehmend paralleler und freier zu produzieren. Auf der Kundenseite wird verstärkt der Wunsch geäußert, orts-, plattform- und formatunabhängig zu werden — und das geht nur mit einer Lösung wie unserem eCenter«, erklärt Chris Wieland. »Auf der Produktionsseite eröffnet es ganz neue Möglichkeiten, wenn die Redakteure ortsunabhängig arbeiten können: Material von unterwegs oder aus einem abgesetzten Office sichten, zusammenstellen und vorschneiden zu können, das beschleunigt die Abläufe und erlaubt effizientere, moderne Workflows. Wenn etwa Sportredakteure von unterwegs über das eCenter auf Archivmaterial zugreifen können, ermöglicht das eine ganz andere Qualität der Berichterstattung. Das wird bei uns etwa im Formel-1-Bereich intensiv genutzt. Aber auch auf der Distributionsseite eröffnet das eCenter eine Funktionalität, die anders gar nicht oder zumindest nicht zu vergleichbaren Kosten darstellbar wären: Etwa wenn es darum geht, Internet- und Mobil-Applikationen zeitnah zum Ereignis bereitzustellen, oder wenn es um Interaktivität im Produktionsprozess oder auf der Endkundenseite geht.«
Einen wesentlichen Vorteil der neuen Technologien, die im eCenter angewendet werden, sieht Chris Wieland darin, dass auch kleine Senderkonzepte realisiert werden können: Spartensender mit hoher Aktualität und umfassendem Produktionskomfort können damit zu vertretbaren Kosten On Air gehen.
»Bislang waren Spartensender oft in ein enges Korsett geschnürt und hatten lange Vorlaufzeiten, man konnte kaum auf aktuelle Ereignisse reagieren oder flexibel programmieren. Mit dem eCenter ist das anders: Wir erreichen eine bisher unrealisierbare Aktualität und Qualität. Zudem eröffnen sich auch hier neue, dezentrale Arbeitsweisen, denn der Redakteur muss nicht im Sendezentrum sein, um auf Archivmaterial zugreifen und das Programm aktualisieren und anpassen zu können. Wir haben in diesem Zusammenhang schon mehr als einmal gehört: Wow, das habe ich mir schon immer gewünscht.«
Generell kann man auf der Produzenten- und Betreiberseite in den vergangenen Jahren einen Trend beobachten, immer mehr Arbeitsschritte auf die Redakteure zu verlagern. Das beobachtet auch Chris Wieland und erläutert: »Das kann insgesamt gesehen nur dann funktionieren und zu guten Ergebnissen führen, wenn die Tools stimmen. Auch das haben wir im eCenter berücksichtigt. Dennoch wird es auch immer eine individuelle Grenze geben, wie weit der einzelne Redakteur gehen kann und will: Es wird weiterhin Cutter und Audiospezialisten geben, schon weil Spezialisten in der Regel schneller zu einem guten Ergebnis kommen und oft eine besondere Begabung und spezielle Skills haben«.
Abläufe und Workflows
Das Material kommt im eCenter auf ganz unterschiedlichen Wegen an. So kann am Anfang der Bearbeitungskette nach wie vor ein Band stehen, das dann über ein automatisiertes Ingest-System ins eCenter eingespielt, das heißt auf den Spectrum-Server von Omneon kopiert wird. Für diesen automatisierten Ingest wurde das Neptune-System von Pebble Beach an Blue Orders MediaArchive-Software angebunden. Alternativ zur Bandeinspielung ist Plazamedia in der Lage, via Satellit, Glasfaser, WAN oder mobile Datenspeicher video- oder file-basiertes Material einzuspielen — per Single-, aber auch per Multistream. Nach dem Ingest wird das Material auf das redundante MediaGrid-System transferiert.
Über die Software Medway von Marquis ist der Omneon-Speicher MediaGrid an die Avid-Isis-Umgebung bei Plazamedia angebunden. Dabei werden MXF-Files mit IMX-50-Daten vom MediaGrid für die Postproduktion des Materials an die Avid-Systeme und wieder zurück transferiert. Auch Arbeitsplätze mit der Apple-Software Final Cut Pro sind darüber angebunden und können für die Bearbeitung des Materials genutzt werden.
Ganz generell lässt sich Medway mit unterschiedlichen Editing-, Server- und Archiv/
»Die Integration auf der MXF-Ebene hat uns viel Kopfzerbrechen bereitet«, berichtet Chris Wieland. »MXF verfolgt zwar einen richtigen Ansatz, doch der Standard ist gleichzeitig so offen und so komplex, dass sich daraus viele Probleme ergeben, die den erwünschten, einfachen File-Austausch behindern oder gar unmöglich machen.« Die meisten dieser Probleme seien nun gelöst, meint Wieland, dennoch wünscht er sich für den Datei-Austausch per MXF eine praxisnähere Lösung.
MediaArchive von Blue Order stellt umfangreiche Funktionalität für das Asset Management, also die Verwaltung, Auffindbarkeit und Archivierung des Materials zur Verfügung. Es sorgt für schnellen Zugriff auf sämtliche Daten. Chris Wieland hebt dabei auch die Möglichkeit hervor, unterschiedlichen Oberflächen-Layouts für einzelne Nutzer zu definieren und zu speichern. Via MediaArchive ist auch der Online-Zugang per eClient realisiert: Über VPN und persönlichen Log-In ist es möglich, Material zu sichten, zu suchen und im
Bei der Ausgabe des Materials kommt mit ProXchange wieder eine Omneon-Komponente ins Spiel: ProXchange transkodiert das Material in MPEG Long-GOP für den Playout via Morpheus Automation von Pro-Bel.
Bei der Archivierung arbeitet Plazamedia mit einem zweistufigen Konzept: Fürs Online-Archiv ist Omneons MediaGrid ausgelegt, der Server erlaubt direkten und unmittelbaren Zugriff auf das gespeicherte Material. Beim Langzeitarchiv setzt Plazamedia auf Datenbänder und hat dies mit einem Tape-Roboter des Typs Quantum i2000 und LTO-4-Laufwerken realisiert. »In der Langzeit-Archivierung arbeiten wir nach wie vor mit Band, weil wir damit hohe Kapazitäten zu vergleichsweise günstigen Preisen realisieren können.«
Wichtig und essenziell: Sicherheit
Jede noch so kleine Produktionsfirma kennt das: Wer über lange Jahre mit Band gearbeitet hat, tut sich oft nicht ganz leicht beim Umstieg auf file-basiertes Arbeiten. Material, das als File auf irgendeiner Festplatte oder einem Server lagert, ist schlichtweg nicht so greifbar wie ein Band. Das sorgt zunächst oft für ein gewisses Unbehagen.
Dem gilt es zu begegnen und für einen TV-Dienstleister wie Plazamedia sind natürlich auch die Anforderungen an die Sicherheit des Materials, das ihm von den Kunden anvertraut wird, ungleich höher und umfassender: Plazamedia muss den Kunden mindestens die gleiche Sicherheit für ihr Material bieten, die sie aus der bandbasierten Welt kennen.
In der Praxis bedeutet das, dass das Material mehrfach gesichert wird. So speichert Plazamedia einen kompletten Klon des Zentralarchivs parallel außerhalb des Hauptgebäudes. Dieser Klon dient als Sicherheitskopie und erlaubt das schnelle Umschalten, falls größere Probleme auftreten sollten.
Um auf der Bedienerebene für ausreichende Sicherheit zu sorgen, wurden umfassende Restore-Funktionen in den Workflow eingebaut. Der Aufwand für die Datensicherheit geht aber noch deutlich weiter: Der Ausfall einer eigentlich unbedeutenden Netzwerkkomponente könnte unter ungünstigen Bedingungen dramatische Folgen haben, etwa wenn dadurch andere Bereiche blockiert würden und nicht mehr weiterarbeiten könnten. Plazamedia überwacht daher sämtliche Komponenten rund um die Uhr und beugt mit Monitoring- und Alarmfunktionen einem Systemausfall vor. Eine Ausfallsicherung der Stromversorgung, einschließlich USV und eigenen Dieselgeneratoren, kann auch Störungen überbrücken, die außerhalb des Einflussbereichs von Plazamedia, auf der Versorgerseite auftreten könnten.
Ein weiterer Aspekt für die Betriebssicherheit: Vor Updates einzelner Systemkomponenten werden diese zunächst einem Test am »Staging System« unterzogen. Das ist eine separate Mini-Ausgabe des eCenters, die aber alle wesentlichen Komponenten enthält und für Testzwecke zur Verfügung steht. Erst wenn dort keine Probleme auftreten und ein Praxistest erfolgreich absolviert wurde, wird das Update auch im Produktionssystem installiert. »Diese Praxis hat sich schon vielfach bewährt«, berichtet Chris Wieland und ergänzt, dass man nur so einen reibungslosen, ausfallfreien Betrieb garantieren könne. »Das unterscheidet unser eCenter-Konzept von vielen anderen, ebenfalls file-basierten Installationen: Wir bieten im eCenter mindestens die gleiche, in etlichen Aspekten sogar eine deutlich höhere Daten- und Betriebssicherheit, wie bei früheren, bandbasierten Abläufen — und das bei niedrigeren Betriebskosten und höherer Systemflexibilität.«
Qualitätssicherung
Wie beurteilt man die Qualität digitaler Files? Hier haben die Hersteller ganz unterschiedliche Ansätze bei ihren Systemen. Plazamedia hat sich dafür entschieden, für die Kontrolle im Basisband Hyperion von Snell & Wilcox einzusetzen, auf File-Ebene kommt Cerify von Tektronix zum Einsatz. Vom Ingest bis zum
Kein Generalunternehmer
In der »alten« Broadcast-Welt lagerten TV-Sender wie auch deren Dienstleister viele Aufträge an Systemhäuser aus, die dann die gewünschten TV-Installationen komplett umsetzten. Auch beim Einzug der IT-Technik in die Broadcast-Welt wollten einige Sender und technische Dienstleister das so handhaben, sind damit aber in etlichen Fällen schlecht gefahren. Ein Teil des Problems liegt dabei sicherlich darin begründet, dass sich mit Einzug der IT vieles verändert: So sind die Produktzyklen wesentlich kürzer und es ist bei einem komplexen, großen IT-System viel schwerer und oft sogar unmöglich, klar zu sagen, auf welcher Seite denn die Ursache eines Fehlers liegt. Deshalb gehen die meisten Anwender. genau wie Plazamedia, immer mehr dazu über, die Projekte nicht mehr komplett an einen Dienstleister zu vergeben, sondern die Fäden selbst in der Hand zu halten und eigenes Knowhow aufzubauen.
So entschied sich eben auch Plazamedia dazu, auf einen Generalunternehmer zu verzichten und das Projekt »digitale Service-Plattform« selbst in Kooperation mit den Herstellern umzusetzen. »Das war am Anfang nicht ganz einfach«, berichtet Chris Wieland, »die Hersteller, und auch wir, mussten zuerst einmal lernen, mit dieser Situation umzugehen.«
Für Plazamedia hatte diese Vorgehensweise aber aus Wielands Sicht gleich mehrere Vorteile: Zum einen wird damit das Know-how der Installation im eigenen Unternehmen und nicht beim Generalunternehmer aufgebaut, zum anderen ist mit diesem Konstrukt mehr Einfluss auf das Projekt selbst möglich. Dass es dabei auch gerade in den Anfängen zu Reibereien zwischen den Beteiligten kommen kann, erfordert nicht viel Fantasie. »Es hat im Verlauf des Projekts auch ganz kräftig geknirscht und gekracht, aber letztlich ging es für alle Seiten auf dem steinigen Weg vorwärts, sobald das Verständnis da war, dass sich alle Seiten bewegen müssen«, erinnert sich Wieland.
Neue Arbeits- und Produktionsmöglichkeiten
Das wichtigste Ziel des eCenter lässt sich ganz einfach zusammenfassen: Es ging darum, eine Plattform zu schaffen, mit der effizienter und schneller gearbeitet werden kann und die Produktionsschritte weltumspannend dezentralisiert. Das ist aber nicht alles. Besonderen Wert legt Plazamedia auch darauf, dass man mit dem eCenter eine Plattform geschaffen habe, mit der man die High-End-Wünsche eines Kunden ebenso befriedigen kann, wie einfachere Anforderungen eines kleineren Kunden. Gerade bei letzterem sieht Wieland einen wachsenden Markt: »Ich denke, dass der Medienkonsum des Einzelnen sich immer mehr hin zum personalisierten Konsum entwickelt, und diesen Trend können wir mit dem eCenter besser bedienen«. Konkretes Beispiel: Wenn für ein Motorsport-Ereignis file-basiert vor Ort produziert wird, haben die Redakteure dank eCenter nun auch die Möglichkeit, schnell auf Archivmaterial zuzugreifen und dieses Material in aktuelle Beiträge einzubinden. Das war bisher nur mit größerem Aufwand möglich. So können aus Wielands Sicht neue Formate entstehen, die auf der Produktionsseite deutlich mehr Interaktion erlauben, als bisher möglich war.
Wie hat sich das Arbeitsbild der Redakteure und Cutter durch die file-basierten Workflows verändert? Laut Chris Wieland, ist es Plazamedia gelungen, die Mitarbeiter auf der Reise in die neue Welt mitzunehmen: »Auch gestandene Redakteure arbeiten gerne mit dem neuen System und sehen viele ihrer Wünsche darin umgesetzt. Das liegt sicher mit daran, dass bei uns die Mitarbeiter sehr viel Einfluss auf die Systementwicklung hatten«, so Wieland.
Ganz generell resümiert er, dass Plazamedia mit dem eCenter den richtigen Weg eingeschlagen habe — auch wenn es ein Weg mit steinigen Passagen und etlichen Hindernissen war. »Technologiewechsel sind für Dienstleister wie Plazamedia mitunter schmerzlich, aber letztlich unerlässlich — man muss sich permanent erneuern. Dass man dabei auf die jeweils neueste Technologie setzt, ist logisch und auch vernünftig: Wenn schon, dann eben gleich richtig.«
Kundenakzeptanz
Wird das eCenter von den Kunden angenommen? Da tut sich Plazamedia mit konkreten Auskünften schwer, weil Dienstleister eben generell nicht all zu viel über ihre Kunden verraten wollen. So viel ging dann aber doch: Insgesamt wickelt Plazamedia derzeit 20 TV-Kanäle über das eCenter ab. Mit Disney befindet sich unter anderem auch ein sehr renommierter internationaler Kunde unter den eCenter-Nutzern. Und auch die Fußball-Bundesliga-Berichterstattung eines namhaften Kunden läuft teilweise über das eCenter.