»Das Parfum«: Bavaria und Arri an der Produktion beteiligt
»Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders« läuft derzeit erfolgreich in deutschen Kinos. Von Constantin Film mit Produzent Bernd Eichinger und Regisseur Tom Tykwer produziert, bringt der Film Patrick Süskinds Millionen-Bestseller auf die Leinwand. Mit verschiedenen Dienstleistungen an der Produktion beteiligt: Arri und Bavaria.
50 Millionen Euro hat es gekostet, die berühmte Romanvorlage zu verfilmen und ins Kino zu bringen. Das internationale Filmprojekt wurde überwiegend in Spanien und Südfrankreich gedreht. Dennoch kamen bei der Produktion in größerem Umfang deutsche Firmen zum Zug: Arri Rental Deutschland lieferte Equipment, 15-tägige Studioaufnahmen fanden in den Bavaria-Studios in Geiselgasteig statt, Kopierwerks- und Postproduction-Dienstleistungen kamen wiederum von Arri, die Tonmischung erfolgte bei Bavaria Bild & Ton.
Dreh mit Arri-Equipment, auch in Bavaria-Kulissen
Die Arri Rental Group verfügt über ein weltweites Netz von Verleihparks und lieferte darüber Arri-Filmkameras und -Objektive sowie Licht- und Bühnen-Equipment an die Produktionsorte von »Das Parfum«. Kameramann Frank Griebe, mit dem Tom Tykwer bislang alle sein Filme gedreht hat, setzte bei den Dreharbeiten auch Prototypen der neuen extrem lichtstarken Arri Zeiss Master Primes und den neuen Master Zoom ein — das sind exklusiv von Arri angebotene Cine-Versionen der im HD-Videobereich von Band Pro vertriebenen Zeiss-Objektive. Das Arri-Zoom bietet eine maximale Öffnung von T2.6 und setzt laut Anbieter hinsichtlich Schärfe, Verzerrung und Farbabbildung neue Maßstäbe.
Arri lieferte das bei der Produktion von »Das Parfum« eingesetzte Equipment an Schauplätze in Spanien und Südfrankreich sowie in die Münchner Bavaria-Studios.
Dort hatten die Bavaria-Studios nach Plänen von Szenenbildner Uli Hanisch in der Bayerischen Filmhalle das Duft-Labor und die Privatgemächer des im Film von Dustin Hoffman gespielten Pariser Parfumeurs Baldini aufgebaut: mit alten Destilliergeräten und einer Parfumeur-Orgel, die so etwas wie ein »Mischpult« für 300 Grundessenzen des Duftgewerbes darstellt.
Innerhalb von 15 Drehtagen wurde hier Mitte Juli eine zentrale Filmsequenz zwischen der Hauptrolle Grenouille (Ben Whishaw ) und seinem Meister gedreht — gewissermaßen zur Einstimmung auf die insgesamt 75-tägigen Dreharbeiten.
Kopierwerk und Digital Intermediate bei Arri
Während der laufenden Dreharbeiten von »Das Parfum« wurde das Negativmaterial täglich nach München in das Arri-Kopierwerk geschickt, dort entwickelt und auf Digital Betacam abgetastet. Mit den so gewonnenen Videomustern wurde dann eine erste Lichtbestimmung durchgeführt.
Nach dem Avid-Schnitt erfolgte die Postproduktion des Filmes bei der Arri-Division Arri Film & TV, die sich zu den Marktführern im Bereich des Digital-Intermediate-Prozesses zählt. Hier wurde die fertig geschnittene Rohversion des Films im DI-Prozess bearbeitet und einem umfangreichen Color Grading unterzogen. Dabei ging es nicht zuletzt darum, die Gerüche, die im Film eine zentrale Rolle spielen, auch in der Farbgestaltung aufzunehmen und visuell umzusetzen: beispielsweise den Dreck und Gestank im Paris des 18. Jahrhunderts oder das sonnige Flair der südfranzösischen Parfum-Metropole Grasse mit den blühenden Lavendel-Feldern, wo die Hauptfigur des Films wie ein Schattenwesen lebt und im Dunklen agiert, in die Bildebene zu transponieren. Realisiert wurde das Color Grading von »Das Parfum« in der Lustre Master Suite bei Arri in München: auf einer großen Leinwand unter Kinobedingungen.
»Mit Digital Intermediate und der Lustre-Software von Autodesk haben unsere Coloristen und Digital Artists sowie Kameramänner, Regisseure und Produzenten beste Voraussetzungen zu einer interaktiven Farbkorrektur in echter Kinoqualität«, erläutert Henning Rädlein, Head of Arri Digital Film. »Beste Technik allein genügt aber nicht, es hängt auch sehr viel von den Operatoren ab, und wir hatten mit Traudl Nicholson und Florian »Utsi« Martin ein absolut ideales Team«, sind sich Regisseur Tom Tykwer und Kameramann Frank Griebe einig.
Tomischung bei Bavaria Bild & Ton
Neben der Farb- und Lichtgestaltung legte Regisseur Tom Tykwer sehr viel Wert darauf, die Gerüche auch in die Audio-Ebene zu übertragen. Das fand während der aufwändigen zehnwöchigen Tonmischung bei Bavaria Bild & Ton statt — einem Unternehmen, das zur CineMedia-Tochter Cinepostproduction gehört.
Dabei zog Mischtonmeister Michael Kranz nach Firmenangaben alle Register der akustischen Filmkunst und schuf im Sommer 2006 bei der Filmtonmischung im Studio A der Bavaria Bild & Ton die Tonebene des opulenten Films. An der aus Unternehmenssicht modernsten in Europa existierenden Filmmischkonsole, einem Harrison MPC4-D-Pult mit 160 Eingangskanälen, arbeiteten Kranz und Tykwer an der Vertonung. Unter anderem ging es darum, eine Klangkulisse für die im finsteren 18. Jahrhundert spielende Handlung und eine adäquate Umsetzung der Duftempfindungen zu finden. Außerdem wurde nachträglich der italienische Akzent der von Dustin Hoffman gespielten Figur gedämpft und abgemildert, wofür man teils silbenweise Tonlemente austauschte.
Rund 700 Stunden hat Michael Kranz zusammen mit dem extrem tonaffinen Regisseur insgesamt an der Feinarbeit der Mischung zugebracht. »Es macht immer besonderen Spaß, mit einem Regisseur zusammenarbeiten zu dürfen, dem die Bedeutung der Tonebene so bewusst ist«, schwärmt Kranz über die Zusammenarbeit mit Tykwer. Von den wuchtigsten Tonkompositionen bis zu den leisesten, intimsten Augenblicken des Films gelang es demnach, den Klang der Düfte umzusetzen. Damit sehen sich die zur CinePostproduction gehörenden Tonstudios in Geiselgasteig als Garant für Kontinuität im technisch-innovativen Bestreben um besten Filmsound.
Rückbelichtung bei Arri
Der digitalisierte und nachbearbeitete Film wurde bei Arri dann in einem der letzten Arbeitsgänge auf vier Arrilaser-Filmrecordern mehrmals auf 35-mm-Negativ ausbelichtet. Auch das DCI-konforme Digitale Master für die digitale Vorführung wurde bei Arri in München hergestellt.
Über die aufwändigen Dreharbeiten und Recherchen zu »Das Parfum« gibt es Informationen in Form einer DVD-Box mit einem umfangreichen »Making of«. Die Master für die DVD-Box wurden und werden — wie sämtliche Teaser und Kinotrailer — ebenfalls bei Arri hergestellt.