Report, Top-Story: 30.06.2001

Zeit sparen mit 24P

www.film-tv-video.de sprach mit Hans-Peter Mack von der Media! AG über die aktuelle Entwicklung von 24P, über Digital Cinema und das Spielfilmprojekt »Rave Macbeth«.

B_0601_Mediaag_HPMackHans-Peter Mack, Vorstandsvorsitzender Media! AG.

Media! AG war eines der ersten Unternehmen, das 24P-HD-Equipment vermietet hat. Zudem hat sich Ihr Unternehmen einen Namen gemacht durch die ersten Pilotprojekte in diesem Format. Wie sieht Ihr Resümee nach dem ersten Jahr 24P-Produktion aus?

HP Mack: Wir sind mit der Akzeptanz dieser Technologie sehr zufrieden und denken, dass 24P-HD in den kommenden Monaten und Jahren sicher zu einem Standard wird. Das System ist sicher und anwenderfreundlich, es erfüllt die Anforderungen einer Vielzahl von Anwendern an die Aufzeichnungsqualität und die digitalen Weiterverarbeitungsmöglichkeiten in der Postproduktion sind bei 24P optimal. Weitere Vorteile, die wir sehen: Man benötigt beim Dreh deutlich weniger Licht und kann dadurch Kosten und auch Zeit einsparen. Natürlich kann man trotzdem an speziellen Lichtstimmungen feilen, aber die hohe Lichtempfindlichkeit der Kameras erleichtert das Ausleuchten. Der größte Vorteil, den wir in der 24P-Produktion sehen, besteht jedoch darin, dass man sofort am Monitor kontrollieren kann, was man eigentlich aufzeichnet. Das lange Warten auf die Lab-Reports und Muster entfällt, und das ist unserer Meinung nach ein Riesenvorteil, der viele Drehtage spart.

Viele Anwender, die mit Film und mit Video arbeiten, stellen gerne die Verbindung zwischen der Technik und den Inhalten her. Sehen Sie das ähnlich, gibt es Themen oder bestimmte Produktionen, die für die Umsetzung mit einer bestimmten Technik prädestiniert sind, die sich also eher für Film oder eher Video eignen?

HP Mack: Wir können einen HD-Film in der endgültigen Fassung so aussehen lassen, als ob er auf Super-16- oder auf 35-mm-Film gedreht worden wäre, man kann also das Korn, das Rauschen, das Flimmern etc. mit einbauen. Ich kann aber mit 24P in HD auch einen völlig neuen, kristallklaren, fast dreidimensionalen Bildeindruck erzeugen, den man mit Film so nicht erreichen kann. Mit der neuen Technik gibt es ergänzende Möglichkeiten und neue Looks, und meiner Meinung nach muss man sich einfach vorher überlegen, in welche Richtung man will. Das ist entscheidend bei der Frage, mit welcher Technik man arbeiten sollte, und nicht der Inhalt an sich.
Ein ganz wichtiger Punkt bei dieser Entscheidung ist außerdem auch die Frage, wie das Material später vorgeführt wird. Bei Media AG realisieren wir unter anderem Projektionen ab Flächen bis zu 800 Quadratmeter, und da hat sich ganz eindeutig gezeigt: Wenn man das digitale Material verwendet, dann ist die Qualität, die sich damit in der Projektion erzielen lässt, einfach sensationell besser als bei jedem anderen Format, und das sollte man auf jeden Fall berücksichtigen.

Digital Cinema ist derzeit ganz generell ein großes Thema. Wie sehen Sie die Entwicklung in diesem Bereich? Wie schnell wird sich Digital Cinema bei den Kinobetreibern durchsetzen oder anders gefragt, wird es sich überhaupt durchsetzen?

HP Mack: Ich denke, technisch ist dieses Thema gelöst. Die Bildqualität, die man heute mit digitaler Projektion erreichen kann, ist so gut, dass sie ohne weiteres mit dem Durchschnittskino mithalten kann. Damit kann man auch Kosten sparen. Diese Argumentationskette, die unter anderem von Werbeeinspielungen ausgeht, die via Satellit ins Kino übertragen werden, kennen wir ja, und sie ist teilweise auch zutreffend. Allerdings gibt es derzeit noch kein Business-Modell, mit dem sich Digital Cinema tatsächlich rechnet. Da müssten einfach mehrere Parteien mitspielen, und das funktioniert derzeit noch nicht richtig.

Was ist für die Media AG in der näheren Zukunft der 24P-Kernmarkt?

HP Mack: Hauptsächlich in der Werbung, aber auch bei Fernsehproduktionen, die jetzt zum Großteil noch auf 35 mm oder auf Super-16 gedreht werden, ist HD eine echte Alternative, hier sehen wir einen großen Markt. Beim »Tatort« wurde 24P ja schon eingesetzt. Auch im Bereich Dokumentar- und Naturfilm sehen wir großes Potenzial. Discovery veranstaltete vor einigen Wochen beispielsweise einen 24P-Workshop, an dem viele Kameraleute, Produzenten und Regisseure von Discovery-Projekten teilnahmen. Im Rahmen dieses Workshops konnten wir uns als HD- und 24P-Partner präsentieren und es gab ein starkes Interesse für diese Technologie.
Außerdem halten wir HD, also 24P/1080 für absolut geeignet als Archivformat. Das sieht ja die TaurusMediaTechnik ganz ähnlich. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man kann Beiträge in verschiedenen Formaten auswerten, und wenn man bei einer Produktion von Beginn an im selben Format arbeitet, vereinfacht dies den ganzen Arbeitsprozess erheblich.

Klassische Filmkameraleute bemängeln bisweilen, dass die HDCAM-Kamera selber und auch das Zubehör noch nicht sehr ausgereift seien und die Anforderungen von Filmkameraleuten nicht vollends berücksichtigten. Wie stellt sich das aus Ihrer Sicht dar?

HP Mack: Es gibt da verschiedene Ansätze. Wir versuchen derzeit zusammen mit Das Werk Zubehör zu entwickeln. Auch Chrosziel, Arri und Panavision entwickeln laufend neues 24P-Zubehör. Alle arbeiten an diesem Thema, es geht ganz klar in diese Richtung. Dass wir derzeit noch nicht den Optimalzustand haben, ist offensichtlich, aber man wird letztlich nie das Optimum erreichen können. Es ist ja schon sehr fortschrittlich, dass sich jetzt überhaupt viele mit dem neuen Medium beschäftigen und darüber diskutieren. Meiner Meinung nach wird es immer Leute geben, für die Film das einzig Wahre ist. Es gibt ja auch Menschen, die immer noch Schallplatten hören.

Den vollen Wortlaut des Interviews können Sie lesen, wenn Sie auf den rechts stehenden PDF-Button klicken und das PDF-File auf Ihren Rechner laden.

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Technische Details über 24P stehen ebenfalls zum Download bereit: Dazu hier klicken.

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